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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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unternehmen«, sagte Tanis, »und der Fürst wurde nach Solamnia zu einer Schlacht gerufen. Aber... der Fürst kommt heute zurück. Und dann...« Er konnte nicht weitersprechen. Sein Kopf sank in seine Hände, ein Schauder zog durch seinen Körper.
    Maquesta beäugte ihn argwöhnisch. Konnte das die Wahrheit sein? Oder tischte er diese Geschichte nur auf, um sie von seinen eigenen Schwierigkeiten abzulenken? Maquesta fluchte leise. Sie konnte Männer sehr gut beurteilen. Das war auch notwendig, um über ihre rauhbeinige und rücksichtslose Mannschaft die Kontrolle zu behalten. Und sie wußte, daß der Halb-Elf nicht log. Zumindest nicht sehr. Sie vermutete, daß er einige Dinge verschwiegen hatte, aber diese Geschichte über Berem – so seltsam sie auch war – klang wahr.
    Alles ergab plötzlich einen Sinn, dachte sie beunruhigt und verfluchte sich. Sie brüstete sich mit ihrem Urteilsvermögen, ihrem klaren Verstand. Dennoch hatte sie Berems seltsame Art ignoriert. Warum? Ihre Lippen kräuselten sich spöttisch. Sie mochte ihn – zugegeben. Er war wie ein Kind, fröhlich, unschuldig. Und deshalb hatte sie seinen Widerwillen, an Land zu gehen, seine Angst vor Fremden, seine Bereitschaft, einerseits für Piraten zu arbeiten, andererseits aber seinen Anteil an der Beute abzulehnen, übersehen. Maquesta saß einen Moment da. Sie blickte nach draußen und beobachtete, wie die goldene Sonne über die Schaumkronen glitzerte und dann von den tiefhängenden grauen Wolken verschluckt wurde. Es würde gefährlich sein, das Schiff aus dem Hafen zu führen, aber wenn der Wind gut stand... »Ich bin lieber auf dem offenen Meer«, murmelte sie mehr zu sich als zu Tanis, »als wie eine Ratte an Land gefangen.«
    Da Maque ihren Entschluß gefaßt hatte, erhob sie sich schnell und ging zur Tür. Dann hörte sie Tanis aufstöhnen. Sie drehte sich um und betrachtete ihn mitleidig.

    »Nun mach schon, Halb-Elf«, sagte sie nicht unhöflich. Sie legte ihre Arme um ihn und half ihm beim Aufstehen. »Du wirst dich oben an der frischen Luft besser fühlen.Außerdem solltest du deinen Freunden sagen, daß dies keine erholsame Kreuzfahrt wird. Ist dir das Risiko bewußt, das du auf dich nimmst?«
    Tanis nickte. Er lehnte sich schwer an Maquesta und ließ sich auf das schlingernde Deck führen.
    »Du hast mir nicht alles erzählt, das steht fest«, sagte Maquesta schweratmend, als sie die Kabinentür aufstieß und Tanis die Stufen zum Hauptdeck hinaufhalf. »Ich wette, Berem ist nicht der einzige, nach dem der Fürst sucht. Aber ich habe das Gefühl, es ist nicht die erste Krise, die du und deine Freunde überstanden habt. Ich hoffe nur, euer Glück hält an!«
     
    Die Perechon schlingerte auf hoher See. Das Schiff segelte mit halben Segeln und schien kaum vorwärts zu kommen, kämpfte um jeden Millimeter. Glücklicherweise drehte sich der Wind. Er blies beständig aus Südwesten und brachte sie direkt in das Blutmeer von Istar. Ihr eigentliches Ziel war zwar Kalaman, das nordwestlich von Treibgut am Nordmeerkap lag, aber es störte Maquesta nicht, daß sie vom Kurs abwichen. Sie wollte das Land so weit wie möglich hinter sich lassen.
    Es bestand sogar die Möglichkeit, klärte sie Tanis auf, in nordöstlicher Richtung nach Mitras zu segeln, der Heimat der Minotaurier. Zwar kämpften einige Minotaurier in den Armeen der Fürsten, aber die meisten von ihnen hatten sich der Dunklen Königin noch nicht zur Treue verpflichtet. Wie Koraf sagte, beanspruchten die Minotaurier die Kontrolle über das östliche Ansalon als Gegenleistung für ihre Dienste. Und die Kontrolle über den Osten war gerade einem neuen Drachenfürsten übergeben worden, einem Hobgoblin namens Toede. Die Minotaurier hatten weder für Menschen noch für Elfen etwas übrig, und zum gegenwärtigen Zeitpunkt konnten sie mit den Fürsten auch nichts anfangen. Maquesta und ihre Mannschaft hatten sich schon zuvor gelegentlich in Mitras versteckt. Dort würden sie wieder in Sicherheit sein, zumindest eine Zeitlang.

    Tanis war über diese Verzögerung nicht erfreut, aber das Schicksal lag nicht mehr in seinen Händen. Während er darüber nachdachte, blickte der Halb-Elf zu dem Mann, der mitten im Wind allein dastand. Berem war am Steuer und lenkte es mit sicheren Händen, sein ausdrucksloses Gesicht wirkte unbesorgt.
    Tanis starrte angestrengt auf die Brust des Steuermanns, vielleicht könnte er einen grünen Schimmer ausmachen... Welch dunkles Geheimnis lag in dieser Brust,
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