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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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entrinnen, denn sie hatte es sich zum Prinzip gemacht, ihnen aus dem Wege zu gehen. Aber nur allzu häufig wurden Schiffe der Drachenfürsten gesichtet, die Handelsschiffe ›begleiteten‹. Maquesta hatte auf ihren beiden letzten
Fahrten Verluste erlitten; das war ein Grund, warum sie sich herabließ, Passagiere zu befördern, was sie unter anderen Umständen nie getan hätte.
    Der Halb-Elf nahm seinen Helm ab und setzte sich an den Tisch – beziehungsweise fiel auf den Stuhl, da er an die schaukelnde Bewegung des Schiffes nicht gewöhnt war. Maquesta blieb stehen und behielt mühelos das Gleichgewicht.
    »Nun, was willst du?« fragte sie gähnend. »Ich habe dir bereits gesagt, daß wir nicht ablegen können. Das Meer ist zu...«
    »Wir müssen«, unterbrach Tanis.
    »Sieh mal«, sagte Maquesta geduldig (sie ermahnte sich selbst zur Geduld, da er ein gut zahlender Kunde war), »wenn du dich in irgendwelchen Schwierigkeiten befindest, so ist das nicht mein Problem! Ich setze nicht mein Schiff und meine Mannschaft aufs Spiel...«
    »Es geht nicht um mich«, unterbrach Tanis wieder und musterte Maquesta aufmerksam, »es geht um dich.«
    »Um mich?« fragte Maquesta erstaunt.
    Tanis faltete seine Hände auf dem Tisch und sah zu ihr hoch. Das schwankende Schiff und seine Erschöpfung ließen Übelkeit in ihm aufsteigen. Als sie die blaßgrüne Färbung seiner Haut unter seinem Bart und die dunklen Schatten unter seinen tiefliegenden Augen sah, dachte Maquesta, daß die Leichen, die sie gesehen hatte, besser aussahen als dieser Halb-Elf.
    »Was meinst du?« fragte sie angespannt.
    »Ich... ich wurde von einem Drachenfürsten gefangengenommen... vor drei Tagen«, begann Tanis. Er sprach sehr leise und starrte auf seine Hände. »Nein, gefangengenommen ist wohl das falsche Wort. E... er sah mich so gekleidet und nahm an, daß ich einer seiner Männer sei. Ich mußte ihn in sein Lager begleiten. Ich war dort – in diesem Lager – in den vergangenen Tagen, und i... ich habe etwas herausgefunden. Ich weiß, warum der Fürst und die Drakonier Treibgut durchsuchen. Ich weiß, wonach... besser, wen sie suchen.«
    »Ja?« half Maquesta nach, während sie von seiner Furcht angesteckt wurde. »Nicht die Perechon ...«

    »Deinen Steuermann.« Tanis sah endlich zu ihr hoch. »Berem.«
    »Berem!« wiederholte Maquesta verblüfft. »Warum? Der Mann ist stumm! Ein Halbverrückter! Ein guter Steuermann, ja, aber nicht mehr. Was könnte er verbrochen haben, daß die Drachenfürsten ihn suchen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Tanis erschöpft, während er gegen die Übelkeit ankämpfte. »Ich war nicht in der Lage, es herauszufinden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen! Aber sie haben den Befehl, ihn um jeden Preis zu finden und ihn lebendig...«, er schloß die Augen, um die schwankenden Lampen nicht zu sehen, »zur Dunklen Königin zu bringen...«
    Das anbrechende Licht der Dämmerung warf gekrümmte rote Strahlen über die rauhe See. Einen Augenblick lang schien es auf Maquestas glänzende schwarze Haut, ein Blitz wie Feuer fuhr von ihren goldenen Ohrringen aus, die fast bis zu ihren Schultern baumelten. Nervös fuhr sie sich durch ihr kurzgeschnittenes schwarzes Haar.
    Maquestas Kehle schnürte sich zusammen. »Wir werden ihn schon los!« brummte sie und schob sich vom Tisch fort. »Wir setzen ihn an Land ab. Ich kann einen anderen Steuermann finden...«
    »Hör mir zu!« Tanis packte Maquesta am Arm und hielt sie fest. »Sie wissen bereits, daß er hier ist! Und selbst wenn sie es nicht wissen und ihn erwischen, macht es keinen Unterschied. Wenn sie erst einmal herausfinden, daß er hier war , auf diesem Schiff – und sie werden das herausfinden, glaub mir das; sie haben ihre Methoden, um selbst einen Stummen zum Reden zu bringen –, werden sie dich und alle anderen auf diesem Schiff festhalten. Entweder nehmen sie dich fest, oder sie werden versuchen, dich loszuwerden.«
    Er nahm seine Hand von ihrem Arm weg; ihm war klargeworden, daß er nicht die Kraft hatte, sie festzuhalten. »So haben sie es in der Vergangenheit gemacht. Ich weiß es. Der Fürst hat es mir erzählt. Ganze Dörfer zerstört. Leute gefoltert, umgebracht.
Jeder, der mit diesem Mann in Kontakt steht, ist verdammt. Sie befürchten, daß er irgendein schreckliches Geheimnis weitergegeben hat, und das können sie nicht zulassen.«
    Maquesta setzte sich. »Berem?« hauchte sie ungläubig.
    »Sie konnten wegen des Sturms noch nichts
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