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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung
Autoren: John Maddox Roberts
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seltsamen Vorlieben.«
    »Ich hätte es schon viel früher herausbekommen, wenn ich nicht so vernarrt in dich gewesen wäre, Aurelia.«
    »Oh«, sagte sie erfreut und tätschelte mich.
    »Wie dem auch sei«, fuhr ich fort, »die beiden Kerle waren ratlos. Da sie den Ort nur für eine Brandstiftung ausspähen wollten, waren sie nicht für einen Mord gerüstet. Aber Valgius ist ein Renn-Fanatiker. Wie viele solche Fanatiker trägt er ein Wagenlenkermesser als Talisman. Für den Notfall musste es reichen, und so schnitten sie Flavius damit die Kehle durch.«
    »Ich halte deine Überlegungen für reine Zeitverschwendung«, erwiderte sie. »Wen kümmert das alles?«
    »Mich kümmert es«, sagte ich. »Hast du sie dazu gebracht, Flavius zu ermorden, bevor er fliehen konnte?«
    »Warum willst du diese Dinge wissen?«
    »Keine Angst, ich werde deswegen nicht schlechter von dir denken. Ich weiß, dass du in die Sache verwickelt bist. Warum willst du es nicht zugeben?«
    Sie wand sich hin und her, und ich konnte fast spüren, wie sie errötete. »Nun, ich wollte damit nichts zu tun haben.«
    Ich streichelte ihren Rücken. »Es tut nichts zur Sache«, sagte ich. »Schlaf weiter.« Wenig später hörte ich sie ruhig atmen.
    Es tat wirklich nichts zur Sache. Die Situation war längst über ein paar Morde hinaus eskaliert. Es war nur eine Frage von Tagen, bestenfalls Wochen, bis Catilina und seine Anhänger entweder tot oder im Exil waren. Die Schatten der ermordeten Equites würden die Stadt nicht heimsuchen.
    Beim ersten Licht des Morgens begleitete ich Aurelia durch die zum Leben erwachenden Straßen Roms. Sie trug ihren Schleier, aber niemand kümmerte sich um sie. Ich suchte das Straßenbild nach Zeichen irgendeiner Veränderung ab, konnte aber keine erkennen. Der Krieg hatte begonnen, und Rom lebte in seliger Unkenntnis dieser Tatsache. Aber das würde sich schon bald ändern. Ich wollte Aurelia außerhalb der Stadtmauern wissen, wenn es losging.
    Sie hatte ihre Sänfte und ihre Sklaven im Haus einer Freundin gelassen, und ich brachte sie dorthin. Wir verabschiedeten uns am Tor des Hauses, einer ehrwürdigen Stadtvilla in der Nähe des collinischen Tors.
    »Verlass die Stadt, Aurelia«, sagte ich, »so schnell wie möglich.«
    Sie lächelte mich an. »Decius, du musst nicht so ängstlich sein. In ein paar Tagen ist mein Stiefvater Konsul, und ich komme zurück.«
    »So leicht und schnell wird es nicht laufen«, meinte ich. »Es wird eine Weile dauern, bis ein Mitglied von Catilinas Familie in Rom und Umgebung wieder sicher sein wird.«
    »Na dann, bis dahin.« Sie beugte sich vor und küsste mich, bevor sie sich umwandte und in der Villa verschwand.
    Niedergeschlagen drehte ich mich um und ging zum Forum zurück. Ich wusste, dass ich sie nie wiedersehen würde, es sei denn, sie wurde in Ketten zu ihrer Hinrichtung nach Rom geschleppt. Ich betete, dass sie die ganze Geschichte wenigstens lebend überstand. Ihre Schuld bekümmerte mich nicht mehr. Wohin ich auch blickte, so etwas wie Unschuld sah ich nirgends.
    In den nächsten beiden Tagen lag eine gespenstische Ruhe über der Stadt. Rom war in seine gewöhnliche Spätherbstschläfrigkeit verfallen; seine Bewohner bummelten durch die kurzen Tage und warteten auf die Rückkehr des Frühlings, auf die Floralia und die Versicherung, dass Proserpina Plutos Bett verlassen hatte und in die Welt der Sterblichen zurückkehrte. Deshalb war die Nachricht, die am Morgen des dritten Tages eintraf, doppelt schockierend.
    Es ist unbegreiflich, wie Neuigkeiten und Gerüchte in jedem Winkel der Stadt gleichzeitig ankommen. Als ich am frühen Morgen das Forum betrat, herrschte dort das blanke Chaos. Ein halbes Dutzend selbsternannter Redner belästigte die Bürgerschaft mit vom Sockel verschiedener Denkmäler gehaltenen Reden, wobei sie einander das jeweils neueste Gerücht zuriefen. Frauen brachen in lautes Wehklagen aus und zerrissen vor Schrecken ihre Kleider, obwohl die unmittelbare Gefahr eher gering schien. Straßenhändler, die Talismane und Amulette verkauften, machten das Geschäft ihres Lebens.
    Ich war der Ansicht, dass man im Tempel des Saturn auch eine Weile ohne mich zurechtkommen würde, und bahnte mir einen Weg durch die Menge zur Curia. Am Fuß der Treppe traf ich den Praetor Cosconius, dem seine Liktoren den Weg frei machten. »Was ist eigentlich los?« fragte ich ihn.
    Er ließ einen verächtlichen Blick über die Menschenmenge wandern. »Du weißt doch, wie der Pöbel ist.
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