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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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guten, starken Kaffee. Oder wie wäre es mit einem Schluck Kognak?«
    Miss March schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Also dann Kaffee«, sagte Tommy. »Ich glaube, wir können es riskieren: Hier wird man uns wohl kein Gift im Kaffee servieren.«
    Sie tranken in aller Ruhe ihre Tasse Kaffee und machten sich dann wieder auf den Weg.
    »Wir sind sie losgeworden, glaube ich«, sagte Tommy, nachdem er sich ein paar Mal umgedreht hatte. Der Schönheitssalon war ein kleines Geschäft in der Bond Street mit Seifen und einer Auswahl von Zyklamen-Kosmetikerzeugnissen im Schaufenster.
    Cicely March trat in den Laden, und Tommy folgte ihr. Der Verkaufsraum selbst war winzig. Links befand sich ein Ladentisch mit Glasregalen, auf denen Toilettenartikel aufgestellt waren. Hinter dem Ladentisch stand eine grauhaarige Frau mit frischem, rosigem Teint, die Cicely Marchs Eintritt mit stummem Gruß zur Kenntnis nahm und sogleich ihr Gespräch mit der Kundin fortsetzte, die sie gerade bediente. Diese Kundin war eine kleine, dunkelhaarige Frau. Sie stand mit dem Rücken zur Tür, sodass die Eintretenden ihr Gesicht nicht sehen konnten. Sie sprach langsam und in gebrochenem Englisch. Rechts an der Wand stand eine Reihe von Polsterstühlen, und auf dem Tischchen davor lag ein Stoß Zeitschriften. Zwei Männer saßen dort und blätterten gelangweilt darin – offensichtlich Ehegatten, die auf ihre Frauen warteten.
    Cicely March durchschritt den Raum und ging direkt auf eine gegenüberliegende Doppeltür zu, die sie für Tommy offenhielt. In diesem Augenblick rief die kleine schwarzhaarige Frau vor dem Ladentisch:
    »Ach, das ist ja ein Freund von mir!« und stürzte ihm nach. Mit einer entschlossenen Bewegung setzte sie ihren Fuß zwischen Tür und Angel und verhinderte so das Zufallen der Tür. Gleichzeitig waren auch die beiden Männer aufgesprungen. Der eine folgte der Schwarzhaarigen durch die Tür, der andere eilte hinter den Ladentisch und hielt der Verkäuferin den Mund zu, um den Schrei zu ersticken, den diese gerade ausstoßen wollte. Unterdessen nahmen die Ereignisse jenseits der Doppeltür einen raschen Verlauf. Kaum war Tommy eingetreten, als ihm ein Tuch über den Kopf geworfen wurde; ein stechender Geruch stieg ihm in die Nase. Fast ebenso schnell wurde das Tuch wieder weggerissen, und eine Frauenstimme schrie laut auf. Tommy hustete und blinzelte amüsiert, als er sah, was sich um ihn herum abspielte. Rechts neben ihm stand der geheimnisvolle Fremde mit der roten Krawatte, und einer der gelangweilten Ehemänner aus dem Warteraum war gerade dabei, ihm gut sitzende Handschellen anzulegen. Vor ihm versuchte Cicely March vergeblich, sich zu befreien. Die Kundin aus dem Geschäft hielt sie fest umklammert. Als die Schwarzhaarige den Kopf wandte und sich dabei der Schleier, den sie trug, löste, kam Tuppences liebes, wohlvertrautes Gesicht zum Vorschein.
    »Gut gemacht, Tuppence«, sagte Tommy und kam ihr zu Hilfe. »An Ihrer Stelle würde ich aufhören, mich zu wehren, Miss O’Hara – oder soll sich Sie lieber Miss March nennen?«
    »Tommy, das ist Inspektor Grace«, sagte Tuppence, nach Atem ringend. »Als ich deine Zeilen gelesen hatte, rief ich sofort Scotland Yard an; ich verabredete mich mit Inspektor Grace und einem zweiten Beamten hier vor der Tür.«
    »Ich bin sehr froh, diesen Herrn da erwischt zu haben«, sagte Inspektor Grace und deutete auf seinen Gefangenen. »Er steht schon seit Monaten im Fahndungsbuch. Aber wir hatten noch keinen Anlass, dieses Geschäft zu verdächtigen – wir hielten es für einen ganz gewöhnlichen Schönheitssalon.«
    »Man kann nie vorsichtig genug sein«, sagte Tommy freundlich. »Warum wollte jemand den Koffer des Botschafters für ein paar Stunden ausborgen? Ich konnte mir das nicht erklären. Daraufhin habe ich die Sache einfach umgedreht. Vielleicht kam es gar nicht auf den Koffer des Botschafters an, sondern auf den anderen Koffer. Vielleicht sollte der andere Koffer für ein paar Stunden in den Besitz des Botschafters übergehen! Der Grund leuchtete mir sofort ein: Diplomatengepäck wird von den Zollbeamten nicht untersucht. Also – Schmuggel. Aber was sollte geschmuggelt werden? Es konnte kein auffälliger Gegenstand sein. Ich dachte sogleich an Rauschgift. Dann spielte man mir diese rührselige Komödie in meinem Büro vor. Die Schmuggler hatten meine Zeitungsanzeige gelesen und wollten mich auf eine falsche Fährte locken – oder ganz aus dem Weg räumen, wenn das
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