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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
Autoren: Patrick Graham
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bedroht. Während alle starr vor Angst stehen geblieben sind, ist Ihre Tochter auf den Hund zugetreten und hat mit ihm gesprochen.«
    »So, hat sie das?«
    »Ja. Daraufhin hat das Tier aufgehört, die Zähne zu zeigen und ihr die Hand geleckt. Und wissen Sie, was Ihre Holly gesagt hat, um das Tier zu beruhigen?«
    »Woher sollte ich das wissen?«
    »Warten Sie einen Augenblick. Es steht auf einem der Blätter, die ich in Hollys Spind gefunden habe. Es sind Sätze, die sie häufig niederschreibt. Ach ja, hier ist es: ›Erdmutter, ich bin Neera Ekm Gila, die letzte Aïkan des siebten Stammes der Mondleute. Eis, Klippen und dichter Nebel bilden meinen schützenden Kreis, dennoch trete ich nackt und waffenlos vor dich hin und wende mich an
dich, Erdmutter. Bei dem Bernstein, den ich trage, bitte ich dich, mich als Wesenheit deiner selbst und demütigen Bestandteil des Ganzen anzuerkennen, das dich ausmacht‹.«
    Die Lehrerin legt das Blatt zurück und sieht Parks über ihre Brille hinweg an.
    »Haben Sie eine Vorstellung, was das bedeuten könnte?«
    »Nein, absolut nicht. Wirklich nicht.«
     
    Mit Holly an der Hand geht Maria über den Rasen vor der Schule. Von der anderen Straßenseite grüßen Mädchen herüber.
    »Sind das deine Klassenkameradinnen?«
    Holly gibt keine Antwort. Sie hat sich von Marias Hand gelöst. Sie haben das Ausgangstor erreicht.
    »Holly?«
    »Ja?«
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Wenn ich das Recht habe, nicht darauf zu antworten, ist das in Ordnung.«
    Obwohl die Fußgängerampel Rot zeigt, macht sich Maria daran, die Straße zu überqueren.
    »Bist du wirklich zurückgekommen? Ich meine, bist du das tatsächlich?«
    Keine Antwort.
    Maria blickt zu den anderen Mädchen, die lächelnd zu ihr hersehen. Eine von ihnen wirft einen Ball auf die Straße. Reifen quietschen. Das Auto, das geradewegs auf Maria zugefahren war, weicht zur Seite aus und streift sie leicht. Der Fahrer hupt wütend. Maria hebt den Ball auf und sieht auf die Ampel. Sie zeigt Grün. Sie wendet sich zu Holly um, die auf dem Gehweg stehen geblieben ist. Jetzt kommt sie zu ihr. Maria drückt sie an sich und nimmt den Geruch ihrer Haut wahr.

    »Großer Gott, Schätzchen, ich hatte geglaubt, du bist mitgekommen und gehst neben mir her …«
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Maria, wir sind da, um dich zu schützen.«
    Maria erstarrt. Aufmerksam sieht sie Holly ins Gesicht.
    »Was sagst du da?«
    »Was soll ich gesagt haben?«
    »Du hast gesagt, dass du da bist, um mich zu schützen.«
    »Nun, stimmt das denn nicht?«
    »Ja, aber …«
    Holly legt Maria einen Finger auf die Lippen: »Hör auf, ständig Fragen zu stellen, Mama. Ich hab dich lieb. Nur darauf kommt es an, nicht wahr?«
    Gerade als Maria etwas sagen will, geht Holly zu ihren Mitschülerinnen. Die Mädchen scheinen gut miteinander auszukommen. Sie machen sich gegenseitig Zeichen und lächeln einander zu. Sie verstehen einander, und das, ohne ein Wort zu sagen.

Die französische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »L’Apocalypse selon Marie« bei Éditions Anne Carrière, Paris
     
     
    I. Auflage
Deutsche Erstausgabe Februar 2010 bei Blanvalet,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe
Random House GmbH, München.
    Copyright © der Originalausgabe 2008 by Éditions Anne Carrière, Paris
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe
Random House GmbH
Redaktion: textinform, Gerhard Seidl
NB · Herstellung: RF
    eISBN : 978-3-641-04276-9
     
    www.blanvalet.de
    www.randomhouse.de
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