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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
Autoren: Patrick Graham
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hinsetzt, muss sie die Knie anziehen. Sie fühlt sich verglichen mit dem Drachen winzig, ist aber zumindest bewaffnet. Ms. Holden sitzt hinter ihrem Pult. Sie hat die Hände unter dem Kinn gefaltet.
    »Ms. Parks, ich habe Sie hergebeten, weil ich denke, dass wir Ihre Tochter nicht länger behalten können.«
    »Weil sie schwarz ist, nicht wahr?«
    Maria beißt sich auf die Zunge. »Entschuldigung, das war eine dumme Bemerkung.«
    »Schon gut. Mir ist bekannt, dass Sie ein besonderer Fall sind. Sie machen doch Jagd auf Massenmörder, nicht wahr?«
    »Wenn Sie das so sagen, klingt das zwar ein bisschen
wie ›Buffy kämpft gegen die Vampire‹, aber doch, das beschreibt meine Tätigkeit ziemlich zutreffend.«
    »Zweifellos ist das der Grund, warum es Ihrer Tochter nicht gut geht.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Vorhin, kurz vor der Pause, ist mir aufgefallen, dass sie etwas gezeichnet hat, statt ihre Aufgabe zu erledigen. Ich habe sie gebeten, mir ihre Zeichnung zu bringen, aber sie hat sich geweigert. Ich habe darauf bestanden und ihr angedroht, sie ihr aus der Hand zu reißen. Wissen Sie, was sie mir darauf gesagt hat?«
    »Nein.«
    »Sie hat gesagt, in dem Fall würde sie mich wie eine Scheibe Frühstücksschinken grillen.«
    Maria beißt sich erneut auf die Zunge, um nicht vor Lachen herauszuplatzen.
    »Sie finden das wohl lustig?«
    »O nein!«
    »Sie hat dann hinzugefügt, dass ihre Mutter beim FBI arbeitet, eine alte Frau und einen Troll in einem Altersheim erschossen hat, und dass – wörtlich – ein fetter Drache nichts dagegen ist.«
    »Ich verstehe.«
    »Da haben Sie aber Glück.«
    »Und wie ist es weitergegangen?«
    »Ich habe sie in die Ecke gestellt, neben dem Regal, in dem wir unsere Hefte aufbewahren und wo das Aquarium mit dem Goldfisch steht, den unsere Schüler füttern.«
    Maria dreht sich um und sieht ein großes Aquarium. Sie erhebt sich im selben Augenblick wie Ms. Holden, die zu ihr ans Regal tritt und anklagend auf den großen Goldfisch weist, der mit dem Bauch nach oben im trüben Wasser schwimmt. Maria beugt sich darüber und schnuppert. Sie verzieht das Gesicht.

    »Ja, Ms. Parks. Er ist gekocht. Nicht einfach tot, sondern auf den Punkt gegart.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Ich weiß lediglich, dass Holly in die Ecke gegangen ist und die Hände auf das Aquarium gelegt hat. Dann hat das Wasser angefangen zu brodeln, und Blase ist in diesem Zustand nach oben gekommen.«
    »Blase?«
    »Finden Sie das zum Lachen?«
    »Ha... ber nein.«
    »Das will ich hoffen, denn die Kinder haben sehr an ihm gehangen.«
    »Entschuldigen Sie, aber wollen Sie mir allen Ernstes sagen, dass meine Tochter Ihren Goldfisch gekocht hat?«
    »Das ist beileibe noch nicht alles. Nach dem Unterricht ist sie zu ihrem Metallspind auf dem Korridor gegangen, um ihre Zeichnung dort hineinzulegen. Sie hat die Tür nicht richtig zugemacht, und ich habe mir erlaubt, einen Blick hineinzuwerfen.«
    »Ohne behördliche Genehmigung? Das kann Sie teuer zu stehen kommen.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts.«
    »Und wissen Sie, was ich da entdeckt habe?«
    »Nein.«
    Die Lehrerin hält Maria ein Bündel Zeichnungen hin, das sie durchblättert. Ganze Hornissenschwärme an einer Zimmerdecke, Mutanten, die aus großer Entfernung Menschenschädel zerbersten lassen, eine Frau, die ein greisenhaftes Mädchen in den Armen hält, und ein Metzger, der seine Messer wetzt, um Kinder zu zerteilen, deren Körper wie Bratenstücke aussehen. Auf anderen Zeichnungen sieht man Gordon als jungen und als alten Mann, lächelnd und tot in der Höhle, ein Wolfsrudel, das in einen Wald eindringt,
und drei kleine blonde Jungen mit leuchtend blauen Augen. Beim Anblick der letzten Bilder erstarrt Maria das Blut in den Adern: eine Stadt unter ei ner blauen Kuppel, in der endlose Schlangen von Menschen ungeheuer großen Raumschiffen entgegenstreben. Sie gibt der Lehrerin die Zeichnungen zurück.
    »Nun?«
    »Nun, ich denke, dass die Seuche uns alle erschüttert hat und dass die Kinder unterschiedlich darauf reagieren.«
    »Ich hingegen denke, dass es Ihrer Tochter nicht gut geht und Sie mit ihr dringend einen Arzt aufsuchen sollten.«
    »Ich werde mich darum kümmern.«
    Maria schüttelt dem Drachen die kraftlose, weiche Hand und will zur Tür gehen.
    »Ms. Parks?«
    »Ja?«
    »Mir fällt da gerade noch etwas ein. Vor zwei Tagen hat ein großer streunender Hund, der die Mülltonnen durchwühlt hat, nach Schulschluss eine Gruppe von Kindern
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