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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman
Autoren: Ken Follett
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Bogen bewaffnet waren.
    Mack zitterte vor Erleichterung. Wahrscheinlich hat der zweite Junge Hilfe geholt, nachdem Fischjunge gefangengenommen worden war, dachte er. Die Indianer mußten dann auf die durchgegangenen Pferde gestoßen sein. Was mit Dobbs geschehen war, wußte er nicht, doch er sah, daß einer der Indianer dessen Stiefel trug.
    Lizzie beugte sich über Jay. Eine Hand vor dem Mund, starrte sie auf ihn hinab. Mack ging zu ihr und legte seine Arme um sie. Aus dem Mund des auf dem Boden Liegenden schoß ein Blutstrom. Der Pfeil mußte die Halsschlagader getroffen haben.
    »Er stirbt«, sagte Lizzie erschüttert.
    Mack nickte.
    Fischjunge deutete auf Lennox, der noch immer am Boden kniete. Die Indianer packten ihn, warfen ihn flach auf die Erde und hielten ihn dort fest. Der Älteste unterhielt sich mit Fischjunge, der im Verlauf des Gesprächs mehrmals auf seine Finger verwies. Offenbar waren ihm die Nägel herausgezogen worden. Mack vermutete, daß Lennox den Jungen auf diese Weise zum Reden gebracht hatte.
    Der alte Indianer zog einen Tomahawk aus seinem Gürtel.
    Mit einem geschmeidigen, kraftvollen Hieb hackte er Lennox die rechte Hand ab.
    »Mein Gott!« entfuhr es Mack.
    Blut sprudelte aus dem Armstumpf, und Lennox verlor das Bewußtsein.
    Der Indianer hob die abgehackte Hand auf und reichte sie mit einer formell anmutenden Geste Fischjunge.
    Der nahm sie feierlich an, drehte sich um und schleuderte sie fort. Sie flog hoch in die Luft und über die Bäume, bevor sie  irgendwo im Wald herunterfiel.
    Zustimmendes Gemurmel ertönte unter den Indianern.
    »Hand um Hand«, sagte Mack leise.
    »Gott möge ihnen vergeben«, erwiderte Lizzie.
    Aber das war noch nicht das Ende. Die Indianer hoben den blutenden Lennox auf und legten ihn unter einen Baum. Sie banden ein Seil um einen seiner Knöchel, warfen es über einen Ast und zogen Lennox hoch, bis er kopfüber in der Luft hing. Das Blut strömte stoßweise aus seinem Gelenk, und rasch entstand eine Pfütze unter ihm. Die Indianer standen um ihn herum und beobachteten die grausige Szene. Anscheinend wollten sie zusehen, wie Lennox starb. Mack erinnerte sich an die Scharen von Gaffern, die in London bei jeder Hinrichtung zusammenströmten.
    Peg trat zu ihnen. »Wir sollten uns um die Finger des Indianerjungen kümmern«, sagte sie.
    Lizzie wandte den Blick von ihrem sterbenden Ehemann ab.
    »Habt ihr was, womit wir seine Hand verbinden können?« fragte Peggy.
    Lizzie blinzelte und nickte dann. »Ich habe eine Salbe. Als Verband können wir ein Taschentuch nehmen. Ich kümmere mich gleich drum.«
    »Nein«, sagte Peg bestimmt. »Das mache ich.«
    »Wie du willst.« Lizzie suchte und fand das Salbentöpfchen sowie ein Seidentaschentuch und reichte beides Peg.
    Peg holte Fischjunge aus der Indianergruppe, die den Baum umstand. Obwohl sie von seiner Sprache kein Wort verstand, schien sie sich mit ihm recht gut verständigen zu können. Sie  ging mit ihm zum Flußufer und wusch seine Wunden.
    »Mack«, sagte Lizzie.
    Er drehte sich um. Sie weinte.
    »Jay ist tot«, sagte sie.
    Mack beugte sich nieder und fühlte nach dem Herzschlag. Er
    spürte keinen. Jays Gesicht war kalkweiß, und seine Wunden hatten aufgehört zu bluten.
    »Ich habe ihn einmal geliebt«, sagte Lizzie.
    »Ich weiß.«
    »Ich möchte ihn begraben.«
    Mack kramte einen Spaten unter ihren Werkzeugen hervor. Während die Indianer zuschauten, wie Lennox ausblutete, hob
    Mack eine flache Grube aus. Gemeinsam mit Lizzie nahm er Jays Leiche auf und bettete sie in das frische Grab. Lizzie beugte sich vor und zog die Pfeile aus den beiden Wunden. Mack bedeckte die Leiche mit Erde, und Lizzie deckte das Grab mit Steinen zu.
    Plötzlich wollte Mack nur noch eines: Fort von hier, fort von diesem blutgetränkten Ort.
    Er trieb die Pferde zusammen. Es waren nun insgesamt zehn: die sechs von der Plantage, dazu die vier Reitpferde von Jay und seinen Komplizen. Schlagartig wurde Mack klar, daß er jetzt ein reicher Mann war. Er besaß zehn Pferde! Er begann, die Vorräte wieder aufzuladen.
    Jetzt rührten sich auch die Indianer wieder. Lennox schien tot zu sein. Die Eingeborenen kamen zu Mack, und der Älteste sprach auf ihn ein. Mack verstand kein Wort, doch der Tonfall klang formell. Er nahm an, der Mann habe soeben verkündet, daß der Gerechtigkeit Genüge getan worden sei.
    Sie waren aufbruchbereit.
    Fischjunge und Peggy kehrten gemeinsam vom Flußufer zurück. Mack warf einen Blick auf die Hand des
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