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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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könnte auch nur eine einzige Minute weiterleben, war ihr schier unerträglich. Das Blut rauschte ihr in den Ohren und schrie nach Rache.
    »Wenn Ihr mich liebt«, wandte sich Gaborn an die
    Versammelten, »wenn Ihr Euer Leben liebt, dann bitte ich Euch, verschont diesen Mann. Die Erde befiehlt mir, ihn am Leben zu lassen.«
    Außer sich vor Zorn starrte Myrrima ihn an. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich an. Sie griff in ihren Köcher, zog einen Pfeil heraus und legte ihn auf. Der erste, den sie abgeschossen hatte, steckte immer noch im Knie des Bastards, wenn sie auch gehofft hatte, ihn in die Brust zu treffen.
    »Das ist gewissenlos!« schrie Sir Hoswell. »Ihn leben zu lassen wäre…«
    Andere pflichteten ihm murrend bei.
    Doch Gaborn hob nur die Hand und gebot ihnen zu
    schweigen.
    Seine Stimme klang gequält. »Ich habe Raj Ahten aus
    Verzweiflung Erwählt und wollte ihn anschließend mit Hilfe der mir verliehenen Macht töten. Als Strafe für meine Verfehlungen hat die Erde mir meine Kräfte genommen. Ich bin kein Erdkönig mehr. Ich habe meine Erdkräfte verloren, und möglicherweise kann ich meinen Fehler nie wiedergutmachen.
    Ich weiß nur eins, um der Welt willen muß ich meinen Zorn unterdrücken. Niemand hier wünscht sich seinen Tod mehr als ich…«
    Gaborn zitterte vor hilflosem Zorn. Ein verzweifeltes Stöhnen löste sich aus seiner Brust. Dann trieb er sein Pferd zum Galopp an, ritt in Richtung Carris davon und ließ Raj Ahten das Leben.
    Er galoppierte ein Stück weit, dann machte er vor dem steilen Abhang eines Hügels auf der verdorrten Erde halt und sah sich um. »Kommt!« rief Gaborn. »Verschwindet von dort!«
    Leise rauschte das Espenlaub hinter Myrrima im
    Abendwind. Das Gras raschelte. Sie biß die Zähne zusammen.
    Binnesman stieg vom Pferd und zog die grüne Frau vom
    Wolflord fort. »Komm«, flüsterte er ihr ins Ohr, »laß ihn.«
    Der Wylde trat zurück, sonst jedoch niemand. Die Ritter verharrten in der Dämmerung unbeweglich und waffenstrotzend auf ihren Pferden. Myrrima konnte hören, wie sie im Zorn scharf Luft holten, konnte ihren Schweiß riechen.
    Raj Ahten setzte sich auf und zog den Pfeil aus seinem Knie.
    Die grüne Frau hatte seinen Wappenrock zerrissen und seinen königlichen Harnisch zerfetzt.
    Der Wolflord aus Indhopal blickte die Lords unverwandt an, selbst jetzt noch wirkte er herrisch wie ein König. Sein Atem rasselte, als wäre in seinem Innern etwas zerrissen. »Wäre ich der Erdkönig«, sagte er leise, »ich wäre nicht so ein jämmerlicher, kleiner Mann.«
    »Natürlich nicht, mein Vetter«, erwiderte Iome, »denn da Ihr Euch unbedingt selbst beweisen müßt, daß Ihr allen überlegen seid, wärt Ihr zwangsläufig viel größer und weit jämmerlicher noch als er.«
    An die Lords gewandt sagte sie: »Kommt, reiten wir.« Sie folgte Gaborn. Andere Lords schlossen sich ihr einer nach dem anderen an, zögerlich zuerst, dann aber schneller, denn sie hatten Angst, mit Raj Ahten alleinzubleiben.
    Myrrima dagegen blieb. Sie hatte sich entschieden, die letzte zu sein, die aufbrach, und keine Furcht zu zeigen. Sir Hoswell hielt sich hinter ihr, während Binnesman den Wylde zwang, an seiner Seite zu bleiben.
    Die anderen hatten alle längst das Weite gesucht, als Myrrima Raj Ahten noch immer anstarrte. Er erwiderte, während er da auf der Erde hockte, ihren kalten Blick, der ihn zu amüsieren schien.
    »Danke, daß Ihr mir meinen Pfeil zurückgegeben habt.« Sie deutete mit der Hand auf den Schaft in seiner Hand. Er sollte wissen, daß es ihr Pfeil gewesen war, der ihn getroffen hatte, wenn es auch wenig genützt hatte.
    Raj Ahten rappelte sich mühsam auf, reichte ihr den Pfeil und antwortete in verführerischem Ton: »Für eine schöne Frau tue ich alles.«
    Sie nahm den Pfeil, schnupperte verstohlen daran, um den Geruch des Wolflords in die Nase zu bekommen, damit sie ihn aufspüren konnte, sollte sie je dazu gezwungen sein.
    Raj Ahten sagte: »Für eine junge Frau wie Euch habe ich nur drei Worte: Wolf… Lord… Hündin.«
    Er wandte sich nach Westen und rannte los, hinein in das verdorrte Land.
    Myrrima wischte das Blut an dem Pfeil nicht ab, sondern steckte ihn so, wie er war, zurück in den Köcher, wendete ihr Pferd und folgte ihrem König. Nie in ihrem Leben war ihr etwas so schwergefallen, wie Raj Ahten laufenzulassen.
    Sie ahnte nicht, daß sie dies später noch sehr viel mehr bereuen würde.
KAPITEL 40
Verdorrtes Land
    Averan blieb nach der Schlacht bei
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