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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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schloß sich rasch, das Fleisch verwuchs, obwohl er einiges an Blut verloren hatte. Sein Kopf schmerzte, und als er seinen Helm abnahm, blieb an dem Metall ein Stück Fleisch hängen.
    Am meisten quälte ihn die Verletzung des Knies. Der
    Hammer war tief bis in den Knochen eingedrungen, hatte die Kniescheibe durchbrochen und sie seitlich verdreht, so daß die Wunde zwar rasch, aber unsauber verheilte.
    Während er probeweise mit dem Bein auftrat, verspürte er dermaßen starke Schmerzen, daß er sich fragte, ob vielleicht die Spitze des Kriegshammers abgebrochen war und noch im Fleisch steckte.
    Daher litt Raj Ahten überraschenderweise ungewohnte
    Qualen, als er in nördlicher Richtung losrannte.
    Bei so vielen Gaben des Stoffwechsels, der Anmut und der Muskelkraft hätte er eigentlich eine Geschwindigkeit von fünfzig oder sechzig Meilen in der Stunde erreichen sollen.
    Unter normalen Umständen konnte er dieses Tempo einen ganzen Tag durchhalten. Auf einer kurzen Strecke konnte ihn Gaborns Pferd vielleicht abhängen. Raj Ahten aber brauchte keine Pause.
    So lief er in der Dunkelheit durch das verdorrte Land. In schnellem Sprint passierte er Barrens Mauer, und weiter ging es über die Hauptstraße durch die Dörfer Casteer, Wegnt und Bruchherz, bis er den Lärm der Schlacht weit hinter sich gelassen hatte.
    Der Schweiß lief in Strömen an ihm herunter. Er hatte lange gekämpft. Obwohl die Schlacht nach gewöhnlicher Zeit nur zweieinhalb Stunden gedauert hatte, kam es ihm mit seinen sechs Gaben des Stoffwechsels so vor, als hätte er fünfzehn Stunden lang gefochten. Seit Mittag hatte er wenig getrunken und nichts gegessen. Die Zauberflüche der Todesmagierin hatten ihn geschwächt, und jetzt war er zudem auch noch verletzt.
    Es war töricht, Gaborn unter diesen Voraussetzungen
    hinterherzujagen. Er war kein Kraftpferd, das mit deftigem Miln gefüttert wurde und das man eine Woche lang gemästet hatte.
    Seit Wochen hatte er mit dürftigen Rationen auskommen müssen – erst auf dem Marsch nach Heredon, dann während des dortigen Feldzuges, nur um anschließend gleich nach Süden zu fliehen.
    Im Laufe des vergangenen Monats hatte er an Gewicht
    verloren. Heute hatte er den ganzen Tag kämpfen müssen.
    Seine Wunden verheilten zwar schnell, aber auch das kostete Energie.
    Beim Laufen plagte ihn ein gewaltiger Durst. Den ganzen Tag über hatte es mit Unterbrechungen immer wieder geregnet.
    Zehn Meilen nördlich von Carris ließ er sich neben der Straße auf die Knie nieder und trank Wasser aus einer Pfütze.
    Das Gras ringsum lag verwelkt am Boden, als wäre es in der heißen Sonne verdorrt. Er staunte, wie die Greifer dieses Land mit ihrem Fluch überzogen hatten, und fragte sich, ob es sicher war, aus einer solchen Lache zu trinken. Das Wasser schmeckte seltsam… nach Kupfer, entschied er. Oder vielleicht nach Blut.
    Er ruhte sich ein paar Minuten aus. Stand auf und rannte weiter. Nach weiteren fünf Meilen war Gaborn noch immer nicht in Sicht. Aber er witterte Pferde und die Personen in seiner Begleitung.
    Weiter ging es. Es war ein Fehler gewesen, die Rüstung anzubehalten, bemerkte er jetzt. Sie war zu schwer und zermürbte ihn. Vielleicht hing das aber auch mit der schmerzhaften Knieverletzung zusammen.
    Er überlegte, ob er vielleicht an Durchhaltevermögen
    verloren hatte, ob einige seiner Übereigner gestorben waren.
    Oder vielleicht hat mich der Erdkönig oder sein Zauberer mit einem Bann belegt, grübelte Raj Ahten. Das Laufen fiel ihm merkwürdig schwer.
    Vielleicht lag es auch an diesem Land. Dieses Land selbst war mit einem Fluch belastet, wieso dann nicht auch die Menschen auf ihm?
    Er rannte, bis er vor sich eine Veränderung roch. Bisher waren Gras und Bäume abgestorben, hatten nach Tod und Verwesung gerochen.
    Doch jetzt nahm er den kühlen Duft von üppigem, auf
    Sommerwiesen gewachsenem Gras und von Minze wahr, den Geruch von Herbstlaub, von Pilzen in den Wäldern, das süße Aroma von Wicken und anderen Wildblumen.
    Achtundzwanzig Meilen nördlich von Carris stieß er auf eine Grenze, auf eine scharfe Scheidelinie, die man mit einem einzigen Schritt übertreten konnte. Nach Süden hin war jeder Grashalm verdorrt und abgestorben.
    Auf der anderen Seite aber waren die Hügel üppig und
    schwelgten im Leben. Bäume trugen goldenes Laub.
    Fledermäuse flatterten durch die Nacht. Eine Eule schrie.
    Hier saß Gaborn auf seinem Pferd, wenn Raj Ahten ihn auch nach wie vor nicht sehen konnte. An seiner
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