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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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Augenblick keuchend liegenblieb und in den Abendhimmel starrte.
    Erst jetzt bemerkte er, daß der Himmel aufriß und helle Sterne am Himmelszelt prangten. Dank seiner tausend Gaben der Sehkraft konnte er mehr Sterne sehen als jeder Gewöhnliche, unendlich viel mehr Sterne – ein brodelndes Meer aus Licht, funkelnde Gestirne von unendlicher Schönheit.
    Er lag da und drohte an seinem eigenen Blut zu ersticken.
    Jede Faser in seiner Brust schien zu brennen, jeder einzelne Muskel gerissen. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Sie töten mich, war sein Gedanke. Sie töten mich.
    »Genug!« rief Zauberer Binnesman.
    Die grüne Frau hielt ihn einfach fest. Ihre dunkelgrüne Zunge schoß hervor und spielte gemächlich über die Oberlippe. In ihren Augen stand grenzenlose Gier. »Blut?«
    bettelte sie.
    Binnesman lenkte sein Pferd ganz nah an Raj Ahten heran, und mehrere Ritter mit schußbereiten Bögen bildeten einen Ring um ihn. Zum Glück hatte er den Eisenhut fortgeworfen.
    In gespieltem Ernst fragte der Zauberer Gaborn: »Was meint Ihr, mein Lord? Sollen wir jetzt ein Ende mit ihm machen?«
    Raj Ahtens Wunden verheilten. Die zertrümmerten Knochen in seiner Brust richteten sich, sein rechter Arm kribbelte von den Fingerspitzen bis zur Schulter. In wenigen Minuten, dessen war er sicher, würde er wieder kämpfen können. Er brauchte sie nur solange hinzuhalten.
    Doch ging die Heilung langsam vonstatten. Langsamer, als er sich vorgestellt hatte. Selbst mit Tausenden Gaben des Durchhaltevermögens wollten seine Wunden nicht verheilen.
    Er war ihnen ausgeliefert, während sie ihn, wie Hunde den Dachsbau, eingekreist hatten.
    Myrrima blickte hinüber zu Gaborn und musterte den
    Erdkönig. Sie sah den Zorn in seinen Augen lodern, sah, wie leichenblaß er war. Seine Muskeln waren angespannt. Es hatte sie erstaunt, daß er den Wolflord um Verzeihung gebeten hatte, und selbst jetzt strebte er noch ein Bündnis an.
    Aber das gehörte der Vergangenheit an. Gaborn war
    wütend, und sie dachte, er würde Raj Ahten selbst töten, dabei gierte sie nach dieser Ehre.
    Vor ein paar Stunden, als sie meinte, der Erdkönig erwecke in ihr den Wunsch, etwas zu töten, hatte sie nicht gelogen.
    Und kein Mann auf Erden verdiente den Tod mehr als Raj Ahten. Sie schätzte sich glücklich, Gaborn hier, in diesem Augenblick, getroffen zu haben, dabeisein und das Ende des Wolflords miterleben zu dürfen.
    Doch voller Schmerz und Bedauern und mit Entschlossenheit in der Stimme antwortete Gaborn Binnesman: »Nein, bitte. Laßt ihn leben.«
    »Mein Lord!« rief Prinz Celinor aufgebracht, genau wie Erin Connal und ein Dutzend weiterer Lords, obwohl Celinors Stimme alle anderen übertönte. »Wenn Ihr ihn nicht töten wollt, dann überlaßt die Ehre mir!«
    »Oder mir!« riefen andere.
    Selbst Iome zischte ihm durch die zusammengebissenen
    Zähne zu: »Mein Liebster, du begehst hier einen Fehler.
    Überlaß ihn den Männern.«
    Der Zorn brachte Myrrimas Blut in Wallung. Sie hatte
    Gaborns Vater auf Longmot gesehen, fünf Stunden vor dem Fall der Burg, und er hatte ihr damals das Betreten der Burg verweigert, weil er wußte, daß er ihr damit wahrscheinlich das Leben rettete. Später am selben Abend hatte sie ihn tot daliegen sehen, zusammen mit Tausenden von anderen Kriegern.
    Sie mußte an Hobie Hollowell und Wyeth Able und ein
    Dutzend anderer junger Burschen aus Bannisferre denken, die in jener Schlacht den Tod gefunden hatten, während in ihrer Heimat sämtliche Bauern in der Nähe ihres Hauses von Raj Ahtens Spähern enthauptet worden waren, als seine Armee unbemerkt durch den Dunnwald ziehen wollte. Selbst ihre Nachbarin, die dreiundneunzigjährige Annie Coyle, die nicht einmal hätte in die Stadt humpeln können, um ihr Leben zu retten, war erschlagen worden.
    Gaborns Gemahlin war ihrer Anmut beraubt worden, hatte mit ansehen müssen, wie ihre Mutter durch die Hand Raj Ahtens starb. Ihr Vater war wegen Raj Ahtens Untaten heimtückisch ermordet, seine Armeen vernichtend geschlagen worden.
    Und immer noch besaß Gaborn die Dreistigkeit, Nachsicht walten zu lassen.
    Als Myrrima den Blick über die Gesichter der Ritter des Begleittrupps wandern ließ, wurde ihr bewußt, daß keiner unter ihnen von Raj Ahtens Bosheit verschont geblieben war.
    Sie alle hatten ihren König und ihre Königin an seine Meuchelmörder verloren, hatten mit ansehen müssen, wie Freunde oder Brüder oder Eltern durch seine Hand umgekommen waren.
    Die Vorstellung, Raj Ahten
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