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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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Borenson. Heiler aus Carris kamen und sahen nach ihm, erfuhren die Art seiner Verletzung und ließen ihn schließlich liegen, um sich um andere zu kümmern, deren Verletzungen größere Gefahren für ihr Leben darstellten.
    Sie hegte nur vage Vermutungen, was dem großen Ritter passiert war. Die Heiler hatten zwar gesagt, er werde an seinen Verletzungen nicht sterben, trotzdem hatte ihm eine Frau Schwarzen Nachtschatten angeboten.
    Borenson knurrte nur verärgert und blieb zusammengerollt wie ein Kleinkind auf der Erde liegen.
    Also suchte Averan sich den Umhang eines Toten, um sich warm zu halten. Sie hielt auch nach der grünen Frau Ausschau, doch entweder hatte sich Frühling während der Schlacht aus dem Staub gemacht – oder sie war darin umgekommen. Averan wußte es nicht und ertappte sich dabei, daß sie sich sorgte und lauschte, ob sie nicht irgendwo die Schritte nackter Füße hörte.
    Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit fiel ihr auf, wie hungrig sie war, also nahm sie Borensons Messer zum Schutz mit und lief durch das Gewirr aus toten Greifern in Richtung Carris, während sie nach einem guten Stück Fleisch suchte.
    Im Licht der Brände, die in Carris loderten, war es
    verhältnismäßig hell. Der Damm wurde von Tausenden
    bewacht – Kriegern aus Carris, Unbesiegbaren und
    Fußsoldaten aus Indhopal. Die meisten Greiferleichen hatten sie einfach in den See geschoben. Offensichtlich hatten sie entsetzliche Angst, die Ungeheuer könnten im Schutz der Dunkelheit zurückkehren. Sie hockten an Lagerfeuern und erzählten einander Geschichten, manchmal wurde auch nervöses Gelächter laut. Der Frieden zwischen den einst verfeindeten Soldaten war noch immer ungewohnt, was für ein gewisses Unbehagen sorgte; Averan hätte allerdings nicht gedacht, daß sie überhaupt so einträchtig zusammensitzen würden.
    Im Lager selbst dagegen hörte sie kaum Gelächter. Statt dessen machten überall Gerüchte die Runde, der Erdkönig sei in der Schlacht gefallen oder habe sie alle im Stich gelassen.
    Nervös berichteten Männer, daß sie plötzlich festgestellt hätten, ihr Anführer sei verstummt.
    Averan versuchte sich bildhaft vorzustellen, wo der
    Erdkönig sein konnte, aber wenn sie die Augen schloß, konnte sie ihn nicht sehen.
    Er mußte tot sein, entschied sie.
    Am Ende des Damms hatten die Krieger soeben einen
    riesigen, vollkommen nassen und vom Feuer geschwärzten Greifer aus dem Wasser gezogen. Auf seiner Oberlippe leuchteten noch immer lodernde Runen, und man hatte ihm den Schlund mit einem Zaunpfahl aufgestemmt, damit man sehen konnte, wie gewaltig seine Kiefer waren.
    Averan erkundigte sich bei einigen Männern, die in der Nähe lagerten: »Was ist das?«
    »Die Todesmagierin«, antwortete einer. »Wir haben sie aus dem See gefischt. Sei vorsichtig, sie bewegt sich noch und könnte nach dir schnappen.« Die Männer lachten über den einfältigen Scherz. Das konnte selbst ein junges Mädchen von neun Jahren sehen: Dieser Greifer würde sich nicht mehr rühren.
    Es war der bei weitem größte an diesem Tag getötete Greifer
    – sehr alt und ehrwürdig, auf seine Weise.
    Averan starrte die Magierin staunend an. Dann kletterte sie in ihren Schlund, und die Männer draußen johlten und riefen: »Ganz schön tapfer, die Kleine.«
    Averan ging ganz tief in den Greifer hinein, bis sie die weiche Stelle in seiner oberen Gaumenplatte fand. Sie stieß ihr Messer hinein und durchtrennte sie rasch, aus Angst, jemand könnte sie daran hindern.
    Sie war hungrig, und dies war die einzige Kost, die ihren Hunger stillen würde.
    Als das Blut hervorsprudelte, reckte sie den Arm so weit wie möglich nach oben und packte sich ein Stück des Greiferhirns.
    Die Todesmagierin war so riesig, daß das Hirn im Schädel noch immer warm war.
    Sie schlang es herunter, und schließlich legte sie sich satt auf die Zunge der Magierin. Fremdartige Träume suchten sie heim und entführten sie zu unvorstellbaren Reichen.
    Von der Todesmagierin erfuhr Averan viel über die Magie der Einen Wahren Meisterin. Und dieses neue Wissen rief unglaubliches Entsetzen in ihr hervor.
    Sie wollte jemandem davon erzählen, am liebsten würde sie es dem Erdkönig berichten. Doch als sie die Augen schloß und versuchte, ihn sich vorzustellen, konnte sie ihn immer noch nicht sehen.
    »He, Mädchen, was treibst du da drinnen?« fragte ein Kerl mit Fackel, der vor dem Schlund stand. Averan blickte auf. Sie hielt Greiferhirn in der Hand und wischte es jetzt an
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