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Die Bruderschaft der Black Dagger

Titel: Die Bruderschaft der Black Dagger
Autoren: J.R. Ward
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… glaubte er, dass er träumte.
    Echte Panik regte sich, als er überlegte, welche Finsternis ihn umschlang: War es die Finsternis der Zelle? Oder die Finsternis des gemeinsamen Schlafzimmers mit Bella? Er wusste es nicht. Beide sahen gleich aus, wenn keine Anhaltspunkte zu erkennen waren, und er nur dem Klang seines eigenen pochenden Herzens lauschen konnte.
    Die Lösung? Er würde versuchen, seine Arme und Beine zu bewegen. Wenn sie nicht angekettet, wenn sie ohne Fesseln waren, dann hieß das, er befand sich lediglich wieder einmal im Würgegriff seines eigenen Kopfes, und die Vergangenheit reckte sich aus der Friedhofserde seiner Erinnerungen und umklammerte ihn mit knochigen Händen.
    Genau. Arme und Beine bewegen.
    Seine Arme. Seine Beine. Mussten sich bewegen.
    Bewegt euch.
    O mein Gott … verflucht nochmal, bewegt euch .
    Seine Gliedmaßen rührten sich nicht vom Fleck, und die Klaue der Wahrheit zerriss ihn innerlich. Er befand sich in der klammen Dunkelheit der Zelle seiner Herrin, auf dem Rücken angekettet, mit dicken Eisenschellen auf dem Bettpodest festgehalten. Sie und ihre Liebhaber würden wieder zu ihm kommen, und sie würden mit ihm machen, was immer sie wollten, würden seine Haut beflecken, sein Inneres besudeln.
    Er stöhnte, der Klagelaut bebte durch seine Brust empor und stieß aus seinem Mund, als wäre er erleichtert, sich aus ihm befreien zu können. Bella war der Traum. Den Alptraum lebte er.
    Bella war der Traum …
    Die Schritte näherten sich von der verborgenen Treppe her, die aus dem Schlafzimmer der Herrin hinabführte; das Geräusch hallte, wurde lauter. Und es war mehr als ein Paar Absätze, das sich ihm näherte.
    Mit der Angst eines Tieres rissen seine Muskeln an seinem Skelett, kämpften verzweifelt darum, sich aus der schmutzigen Umklammerung
des Fleisches zu lösen, das im Begriff stand, angefasst, heimgesucht, benutzt zu werden. Schweiß brach auf seinem Gesicht aus, sein Magen verkrampfte sich, bittere Galle kochte seine Speiseröhre hinauf …
    Jemand weinte.
    Nein … heulte.
    Das Schreien eines Kindes erklang aus der hinteren Ecke der Zelle.
    Er hörte vorübergehend auf, sich zu wehren, und überlegte, was denn ein Kind an diesem Ort zu suchen hatte. Die Herrin hatte keine Nachkommen, auch war sie während der Jahre, die er in ihrem Besitz verbracht hatte, nicht schwanger gewesen …
    Nein … Moment mal … er hatte das Kleine hergebracht. Es war sein Kind, das da weinte - und die Herrin würde es finden. Sie würde es finden und … o Gott.
    Es war seine Schuld. Er hatte das Kleine hergebracht.
    Schaff das Kind hier weg. Schaff das Kind …
    Z ballte die Fäuste und bohrte seine Ellbogen in das Podest, stemmte sich mit all seiner Kraft dagegen. Die Stärke kam nicht nur aus seinem Körper; sie entsprang seinem Willen. Mit einem heftigen Aufbäumen …
    … erreichte er absolut gar nichts. Die Fesseln schnitten ihm tief in Handgelenke und Knöchel, durchdrangen die Haut, so dass sich Blut in den kalten Schweiß mischte.
    Die Tür öffnete sich, das Kind weinte, und er konnte es nicht retten. Die Herrin würde …
    Licht ergoss sich über ihn, katapultierte ihn ins echte Bewusstsein zurück.
    Er fiel aus dem Doppelbett wie von einem Bagger gerammt und landete in Kampfstellung, die Fäuste vor der Brust, die Schultern angezogen, die Oberschenkel bereit zum Absprung.
    Ganz langsam schob sich Bella von der Lampe, die sie angeknipst hatte, zurück, als wollte sie ihn nicht erschrecken.
    Er sah sich um. Wie üblich war niemand da, gegen den er kämpfen konnte, aber er hatte alle aufgeweckt. In der Ecke weinte Nalla in ihrer Wiege, und er hatte seine Shellan zu Tode erschreckt. Wieder einmal.

    Da war keine Herrin. Und keiner ihrer Gespielen. Keine Zelle, keine Ketten, die ihn auf ein Podest fesselten.
    Und sein Kind war nicht in der Zelle.
    Bella schlüpfte aus dem Bett und lief zur Wiege, nahm eine rotgesichtige, brüllende Nalla auf den Arm. Die Tochter allerdings wollte sich nicht trösten lassen. Sie reckte ihre Ärmchen Zsadist entgegen, verlangte tränenüberströmt nach ihrem Vater.
    Bella wartete einen Augenblick, als hoffte sie, dieses Mal wäre es anders, und er würde das Kind, das sich so unübersehbar nach ihm sehnte, in den Arm nehmen und trösten.
    Z wich zurück, bis seine Schulterblätter gegen die Wand stießen, die Arme fest um die Brust geschlungen.
    Da drehte Bella sich um und flüsterte ihrem Liebling etwas ins Ohr, während sie ins angrenzende
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