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Die Bruderschaft der Black Dagger

Titel: Die Bruderschaft der Black Dagger
Autoren: J.R. Ward
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einfach nicht, was ich sonst tun soll.«
    »Ich bin froh darüber. Du weißt, dass ich immer für euch beide da bin.«
    Während Nalla sich an ihre Schulter schmiegte, drehte Bella sich um. Phury lehnte an der cremefarbenen Wand, sein riesiger Körper unterbrach das Muster von Hand gezeichneter Häschen und Eichhörnchen und Rehkitze.
    »Ich möchte dich nicht in eine unangenehme Position bringen. Oder dich unnötigerweise von Cormia fernhalten.«
    »Das tust du nicht.« Er schüttelte den Kopf, sein buntes Haar schimmerte. »Ich bin nur so still, weil ich krampfhaft überlege, was zu tun ist. Mit ihm zu sprechen, ist nicht immer die beste Lösung.«
    »Wohl wahr. Aber mir gehen langsam sowohl die Ideen als auch die Geduld aus.« Bella setzte sich in den Schaukelstuhl und legte sich die Kleine in den Schoß.
    Nallas leuchtend gelbe Augen blickten aus ihrem Engelsgesicht, und es lag Erkenntnis darin. Sie wusste ganz genau, wer bei ihr war … und wer nicht. Das Bewusstsein war in der vergangenen Woche gekommen. Und hatte alles verändert.
    »Er will sie nicht im Arm halten. Er nimmt sie nicht einmal hoch.«
    »Ist das dein Ernst?«
    Bellas Tränen ließen das Gesicht ihrer Tochter vor ihren Augen verschwimmen. »Verdammt nochmal, wann hört denn diese postnatale Depression endlich auf? Ich fange bei jeder Kleinigkeit an zu heulen.«

    »Meinst du das ernst - nicht ein einziges Mal? Er hat sie noch nie aus der Wiege gehoben oder …«
    »Er fasst sie nicht an. Verdammt, kannst du mir mal ein Taschentuch geben?« Als er ihr die Schachtel hinhielt, zupfte sie ein Kleenex heraus und drückte es sich vor die Augen. »Ich bin total neben der Spur. Immerzu muss ich daran denken, dass Nalla sich ihr ganzes Leben lang fragen wird, warum ihr Vater sie nicht liebt.« Sie fluchte leise, als noch mehr Tränen flossen. »Ach, das ist doch lächerlich.«
    »Das ist nicht lächerlich«, sagte er. »Überhaupt nicht.«
    Phury kniete sich vor sie hin und hielt ihr die Kleenexpackung entgegen. Ohne Sinn und Verstand bemerkte Bella, dass auf der Schachtel zwei Reihen Laubbäume abgebildet waren, zwischen denen sich eine schmale Straße in die Ferne wand. Magentafarben blühende Büsche ließen die Ahornbäume aussehen, als trügen sie Tüllröckchen.
    Sie malte sich aus, über diese Allee zu spazieren … zu einem Ort, der weit besser war als dieser Ort hier.
    Sie nahm sich noch ein Taschentuch. »Weißt du, ich bin ohne Vater aufgewachsen, aber wenigstens hatte ich Rehvenge. Wie es wäre, einen Vater zu haben, der zwar am Leben, aber für mich tot ist, kann ich mir nicht vorstellen.« Mit einem leisen Gurren gähnte Nalla herzhaft, schniefte und rieb sich das Gesicht mit dem Rücken ihrer Faust. »Sieh sie dir an. Sie ist so unschuldig. Und sie reagiert so stark auf Liebe … ich meine … ach, verdammt nochmal, vielleicht sollte ich mir Kleenex-Aktien kaufen.«
    Mit einem unwilligen Schnauben zupfte sie noch ein Tuch aus der Schachtel. Um Phury nicht ansehen zu müssen, während sie sich die Nase putzte, ließ sie den Blick durch den fröhlichen Raum wandern, der vor der Geburt ein riesiger begehbarer Wandschrank gewesen war. Jetzt war alles auf ihre Tochter ausgerichtet, mit dem Schaukelstuhl aus Kiefernholz, den Fritz selbst gebaut hatte, und der dazu passenden Wickelkommode und der Wiege, die immer noch mit bunten Schleifen verziert war.

    Als ihr Blick an dem niedrigen Bücherregal mit all den großformatigen, flachen Bänden hängenblieb, fühlte sie sich noch elender. Sie und die anderen Brüder waren diejenigen, die Nalla vorlasen, die die Kleine auf den Schoß nahmen und bunte Buchdeckel aufklappten und gereimte Worte vortrugen.
    Niemals war es Nallas Vater, obwohl Z schon vor einem knappen Jahr lesen gelernt hatte.
    »Er nennt sie auch nicht seine Tochter. Sie ist meine Tochter. Für ihn gehört sie mir, nicht uns.«
    Phury stieß ein empörtes Geräusch aus. »Nur zu deiner Information, ich muss mir alle Mühe geben, ihm nicht auf der Stelle die Seele aus dem Leib zu prügeln.«
    »Es ist nicht seine Schuld. Ich meine, nach allem, was er durchgemacht hat … vermutlich hätte ich damit rechnen müssen.« Sie räusperte sich. »Diese ganze Schwangerschaft war ja überhaupt nicht geplant, und ich frage mich … vielleicht nimmt er es mir übel und bedauert, dass es Nalla gibt?«
    »Du bist sein Wunder. Das weißt du doch.«
    Mit einem neuen Taschentuch in der Hand schüttelte sie den Kopf. »Aber ich bin jetzt nicht mehr
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