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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi
Autoren: Ulrich Hefner
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Felsüberhang knapp zehn Meter unter dem Gipfelpunkt verlief.
    »War das vielleicht einmal eine Treppe?«
    Moshav schwenkte das Fernglas. »Dort sind wir richtig, da bin ich mir sicher.«
    Plötzlich schraubte er wild an der Stellschraube des Fernglases herum.
    Tom beugte sich zu ihm vor. »Was hast du?«
    Moshav reichte ihm das Fernglas. »Siehst du die Farbschattierungen im Felsen, dort wo die kleine Abrissnische endet?«
    Tom warf einen gespannten Blick durch das Glas. »Verdammt«, zischte er, so dass sich einige Leute zu ihnen umdrehten.
    »Du glaubst das Gleiche wie ich?«, fragte Moshav leise.
    »Ja«, entgegnete Tom.
     
    Nachdem sich die Seilbahn auf der Höhe des Felsens ihrer Fracht aus kurzärmeligen Touristen entledigt hatte, verließen Tom und Moshav ebenfalls die Kanzel. Argwöhnische Blicke der Sicherheitskräfte folgten ihnen, als sie sich von der Menge absetzten und in Richtung Norden davoneilten.
    Die Stelle, an der sich die Abrissnische im Fels auf dem tiefer gelegenen Felsvorsprung befand, lag nördlich der Ruinen. Ein paar Spaziergänger, ausgestattet mit Fotoapparaten, kamen ihnen entgegen. Tom setzte sich auf einen der gelblich braunen Felsen und blickte hinüber zum Toten Meer. Es war früher Nachmittag und die Sonne brannte noch ein wenig heißer vom Himmel als zuvor. Der Fels gab einen Teil der Wärme ab, so dass sein Hemd nach kurzer Zeit vom Schweiß durchnässt war. Moshav schienen die Temperaturen nichts anhaben zu können. Er saß Tom gegenüber und studierte eine Broschüre, die er in der Seilbahn mitgenommen hatte. Erst als die Touristen vorüber waren, traten sie an die Felskante heran.
    »Wir müssen da runter«, sagte Moshav und setzte seinen Rucksack ab. In der Nähe gab es keine Möglichkeit, ein Seil zu befestigen. Also mussten sie eine Stelle suchen, an der sie einen Seilhaken platzieren konnten. Während Tom nach festen Gesteinsformationen suchte, wickelte Moshav Meter um Meter des Seiles ab.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde«, murmelte Moshav. »Yaara hat sich ganz umsonst um die Grabungserlaubnis bemüht.«
    Tom wandte sich um. Plötzlich fiel sein Blick auf ein glänzendes Stück Metall. »Komm mal rüber«, rief er Moshav zu.
    Moshav legte das Seil ab und trat an Toms Seite. »Was ist?«
    Tom wies auf einen Seilhaken, der aus dem Fels herausragte. »Hier war schon jemand, deswegen gibt es diese farbliche Differenz unter uns an den Formationen.«
    »Vielleicht ist das nur Zufall«, wandte Moshav ein.
    »Der Haken ist neu, kein Rost, keine Verwitterung«, antwortete Tom. »Da war vor kurzer Zeit erst jemand unten.«
    Moshav holte das Seil. Als Tom den Karabinerhaken in der Öse befestigte, schaute sich Moshav um. Die Hitze hielt die meisten Touristen in den schattenspendenden Ruinen hinter den ehemaligen Festungsmauern. Tom und Moshav hingegen arbeiteten sich im hellen Sonnenlicht immer näher an den Felsvorsprung heran. Tom war beinahe schon unten angekommen, als er die Stimme eines Mannes vernahm. Dicht presste er sich an die Felswand.
    »Was tun Sie hier?«, fragte die Stimme.
    Moshav, der an der Felskante kniete und das Seil fixierte, wandte sich um. Ein Mann in der weißen Uniform der Sicherheitskräfte stand vor ihm. Moshav erhob sich.
    »Wir sind von der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv«, versuchte Moshav unbeholfen eine Erklärung. »Wir müssen für Grabungsarbeiten Erd- und Gesteinsproben sammeln.«
    Der Beamte nickte. »Ich dachte, das wäre letzte Woche schon passiert?«
    Moshav nahm die Vorlage auf. »Das Material war nicht ausreichend.«
    »Gut, aber schützen Sie sich vor der Sonne, nicht dass noch etwas passiert«, sagte der Beamte und trottete davon.
    Tom kletterte auf den Felsvorsprung und wartete, bis ihm Moshav gefolgt war.
    »Verstehst du das?«
    Tom nickte. »Ich glaube, ich verstehe das nur zu gut.«
    Sie lösten sich vom Seil, umrundeten die kleine Felsformation und stießen direkt hinter der hohen aufragenden Felsnadel auf den freigelegten und mit einer Decke verhängten Eingang einer kleinen Grotte. Tom schob den Vorhang zur Seite. Eine kleine Kammer lag vor ihnen. Nicht weiter als drei Meter reichte die Grotte in der Höhe eines gebückt gehenden Mannes in den Fels. Eine Art steinernes Ruhelager war auf der linken Seite aus dem Felsen gehämmert worden. Eine typische Grabstätte, in der die Leiche in Tüchern gehüllt auf dem steinernen Ruhelager gebettet wurde. Doch die Grabkammer war leer. Falls sich noch etwas in ihr
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