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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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haben schon die Standorte der Mauern markiert und sind jetzt dabei, zwei Brunnen zu graben, einen für die Festung und einen für die neue Stadt außerhalb der Burgmauern.« O s born warf einen Blick in die Runde. »Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass auf diesen schroffen Klippen jemals eine Burg stehen soll.«
    Rand konnte sich das durchaus vorstellen. Er hatte eine b e sondere Vorliebe für schwierige Projekte, und bisher war es ihm immer gelungen, sie zu realisieren. Eines hatte er freilich nie geschafft – ein lobendes Wort aus dem Mund seines Vaters zu hören. Auf diese Anerkennung würde er nun sein Leben lang verzich ten müssen, denn sein Vater war bis zum letzten A temzug der festen Überzeugung gewesen, John der älteste Sohn und Erbe – sei der Beste, der Tüch tigste. Randulf, der mittlere Sohn, war zu einem grau samen Mann in Pflege geg e ben worden, der dem wilden Jungen die Aufsässigkeit auspr ü geln sollte. Und Jasper, der Jüngste, sollte nach dem Willen des Vaters der Kirche dienen. In den Augen des alten Herrn war nur John seiner Aufmerksamkeit würdig.
    Doch es war den brutalen Pflegeeltern nicht gelun gen, Rands Willen zu brechen und einen gehorsamen Soldaten aus ihm zu machen. Jasper hatte die Ketten eines heiligmäßigen Lebens abgeschüttelt. Und John, der Hoffnungsträger, war in Wir k lichkeit ein trunk süchtiger Dummkopf, der nach dem Tod des Vaters jeden Halt verlor.
    Rand atmete die eisige Luft in vollen Zügen ein. Die winterl i che Kälte konnte nicht darüber hinwegtäu schen, dass der Frü h ling nahte, und dann würden die Herausforderungen erst ric h tig beginnen, denn sie mussten nicht nur eine Burg errichten, sondern auch versuchen, eine misstra u ische und wütende Bevölke rung versöhnlich zu stimmen.
    »Die Mauern werden nur langsam wachsen, aber sie werden wachsen«, sagte er selbstsicher zu Osborn. »In der Zwischenzeit müssen wir aber essen. Ob wir hier triumphieren oder scheitern werden, hängt entscheidend von unseren Erntee r trägen ab.«
    »Wir haben uns die besten Felder schon ausg e sucht, und sobald der Boden nicht mehr gefroren ist, werden wir mit dem Pflügen beginnen. Alle r dings scheinen wir ein Problem zu haben.«
    »Ein Problem?«
    Osborn schnitt eine Grimasse. »Da ist so ein Mann… wenn man ihn überhaupt als Mann bezeichnen kann. Ein komischer Kauz, ein Krüppel. Unsere Leute hatten sich bis zu dem heidn i schen Altar – oder was immer jener Steinhaufen sein mag – vo r gearbeitet, als diese seltsame Gestalt plötzlich zwischen den Felsen hervorkam. Sie rannten entsetzt davon und weigern sich jetzt, auch nur in die Nähe jenes Orts zu gehen.«
    »Und was ist mit dem Krüppel?«
    Osborn schnaubte frustriert. »Er sitzt auf dem ver dammten Altar, rührt sich nicht von der Ste l le.«
    »Dann muss man ihn eben vertreiben«, sagte Rand, der sich nur mit Mühe ein Grinsen verkne i fen konnte. Sein Hauptmann fürchtete sich vor keinem noch so schwer bewaffneten Krieger, war aber sehr abergläu bisch. Verständlich, dass ein Krüppel, der aus einer heidnischen Kultstätte auftauchte, ihm unhei m lich war.
    »Ihn vertreiben? Und wer soll das deiner Ansicht nach m a chen?«
    »Ich vermute fast, dass du dich nicht freiwillig mel dest.«
    Osborn bekreuzigte sich hastig. »Worauf du Gift nehmen kannst!«
    »Ist er größer als du?«
    »Nein.«
    »Schwer bewaffnet?«
    »Nein, aber der Kerl braucht auch keine Waffen, weil er nämlich mit dem Teufel im Bunde steht! Mit Satan höchstpe r sönlich, sag ich dir! Schnattert etwas in seiner heidnischen Spr a che daher, deklamiert gleich darauf die heiligen Worte der Priester…«
    »Er spricht Latein?«, fiel Rand ihm überrascht ins Wort.
    »Ja, und beschimpft uns auf Französisch und Eng lisch! Wie schon gesagt – er steht mit dem Teufel im Bunde!«
    Rand blickte in die Richtung der Steine, die sie alle für einen heidnischen Altar hielten. Ein Krüppel, der vier Sprachen beherrschte? Entweder hatte Osborn eines der Weinfässer ang e zapft, oder er hatte den Ver stand verloren.
    Es sei denn, dass dieses Land tatsächlich die Heim statt von Feen, Kobolden, Zauberern und sonstigen Geistern war, wie in London immer behauptet wurde.
    Wenn dem so sein sollte, täten diese Geister und Zauberer gut daran, sich schnellstens in irgendwelche Schlupflöcher zu verziehen, denn jetzt war Randulf Fitz Hugh hier und erhob A n spruch auf dieses Land, in seinem eigenen Namen und im Namen des mäch tigen englischen
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