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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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gegeben hatte. Wenn der alternde Mann vor se i nem Tod keinen starken Nachfolger bestimmte, würden unter den Männern des Dorfes heftige Macht käm p fe ausbrechen, oder aber Carreg Du würde so fort von einem mächtigeren Dorf b e herrscht werden. Fehden zwischen den Walisern waren gang und gäbe.
    Doch wenn Rand verhindern konnte, dass die Leute von Ca r reg Du sich mit anderen Familien verbün deten, würde er wenig Ärger mit ihnen haben. Moch ten sie ihn ruhig hassen, solange sie vernünftig genug waren, sich seiner Macht zu beugen, ohne blutige Kämpfe anzuzetteln. Mehr erwartete er nicht von i h nen, und das war seine Vorstellung von einem fried lichen Z u sammenleben.
    »Ich werde es Clyde ap Llewelyn ausrichten«, sagte Newlin.
    Rand wandte sich zum Gehen, blieb aber nach we nigen Schri t ten stehen. »Da wäre noch etwas – ich möchte eure Sprache erlernen. Walisisch. Cymraeg«, korrigierte er sich rasch. »Wirst du mir Unterricht ge ben?«
    Newlin blickte zum Gipfel von Rosecliffe empor und scha u kelte wieder vor und zurück. »Das kann ich nicht tun. Aber vie l leicht… vielleicht weiß ich jeman den, der dazu bereit wäre.«
    »Aber ich muss mitgehen!« Josselyn hielt dem miss billigenden Blick ihres Onkels trotzig stand. »Ich habe dazu das gleiche Recht wie alle and e ren.«
    »Ich nehme keine Frau ins Feindeslager mit. Überleg doch mal, Mädchen. Hundert unbereche n bare be waffnete Männer – wer kann voraussagen, was ihnen in den Sinn kommt? Nein, ich erlaube es nicht.«
    Josselyn stieß erbittert den Atem aus, war aber noch lange nicht bereit aufzugeben, sondern versuchte es mit einer List. »Hast du schon eine Antwort von Madoc ap Lloyd erhalten?«
    Clyde ap Llewelyn schaute sie misstrauisch an. »Nein, sonst hätte ich dir schon Bescheid gesagt.«
    »Warum?«
    Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. »Weil deine Zukunft von seiner Antwort abhängt und…« Er ver stummte, als er das tr i umphierende Lächeln seiner Nichte sah, und seine Miene ve r düsterte sich noch mehr. »Das sind zwei ganz verschiedene Dinge!«
    »Nein«, widersprach sie vehement. »Auch bei die sem Treffen geht es um mein Land, um meine Zu kunft. Außerdem kann ich viel besser Franz ö sisch als Dewey und…«
    »Nein, du gehst nicht mit!« Clyde schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte, und Josselyn z u sammenzuckte.
    »Bitte, Jossy«, murmelte ihre Tante. »Sei doch bitte vernün f tig.«
    Wenn Tante Nessie nicht gewesen wäre, hätte Josse lyn ihrem Onkel weiter zugesetzt, und wenn auch nur, um sich selbst zu beweisen, dass sie diesen ruhi gen Mann zur Weißglut treiben konnte. Woher nahm er sich das Recht heraus, sie wie ein Kind zu behandeln, während er sie gleichzeitig mit Owain verku p peln wollte? Warum durfte sie bei dem Treffen mit den En g ländern nicht dabei sein, wenn sie in seinen sonstigen Plänen eine Hauptrolle spielte?
    Doch es wäre unklug, jetzt weiter auf ihrem Stand punkt zu beharren. »Also gut«, gab sie scheinbar nach und verließ bele i digt die Halle. Dabei dachte sie trot zig, dass sie doch mit von der Partie sein würde, wenn die Männer ins Lager der Engländer marschierten. Sie musste den Feind aus der Nähe sehen, um besser ab wägen zu können, wie stark er war, denn sie wollte ganz sicher sein, dass eine Ehe mit Owain die einzige Möglic h keit war, um die Engländer zu vertreiben.
    Gnade ihr Gott, wenn sie Owain heiratete und trotzdem die Ländereien ihrer Familie verlor!
    Das Treffen fand am nächsten Nachmittag statt, aber ein ble i erner Himmel sorgte dafür, dass die Dämme rung früher als sonst hereinbrach. Hatte Newlin das im voraus gewusst? Offenbar ja, en t schied Josselyn, denn obwohl der Barde nirgends zu sehen war, brannten rings um den dornen Fackeln, die lange, gespenst i sche Schatten warfen.
    Hatten die Druiden vergangener Zeiten diesen Ort auch schon so beleuchtet? Suchten ihre Geister ihn gelegentlich noch auf?
    Obwohl sie eine dicke Lederweste trug, liefen Jos selyn kalte Schauer über den Rücken. Das lag an der gespenstischen Atm o sphäre, die Newlin erzeugt hat te. Zweifellos wollte er damit die englischen Ein dringlinge einschüchtern, aber leider waren ihre eige nen Landsleute genauso abergläubisch, und obwohl sie selbst es eigentlich besser wissen müsste, konnte auch sie sich der Wi r kung dieser uralten Kultstätte nicht entziehen.
    Sie folgte den Dorfbewohnern in einigem Abstand. Zwar hatte sie sich als Mann verkleidet,
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