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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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Damals war er ein schlaksiger Bu r sche gewesen, der mit allen ande ren Jungen Streit suchte und die Kleineren und Schwächeren schikanierte.
    Ihre zweite Begegnung hatte stattgefunden, als sie zwölf Ja h re alt gewesen war. Er hatte sich an sie he rangeschlichen, wä h rend sie im Saint Cedric’s Vale Heidelbeeren pflückte. Sie hatte seine versteckten An spielu n gen nicht verstanden, aber trotzdem schreckli che Angst gehabt. Er hatte sich wie ein junger Wolf aufgeführt, der ein Kaninchen verfolgt – nicht um es zu fangen, sondern nur, um es in Tode s angst wegren nen zu sehen.
    Josselyn hatte sich damals keiner Menschenseele anvertraut, was sie jetzt bitter bereute, denn jetzt war sie alt genug, um zu begreifen, was er damals gesagt hatte – dass sie es bestimmt auch wolle. ES… Bei der bloßen Erinnerung an sein anzügl i ches Grinsen über lief sie ein kalter Schauer. Owain war ein widerlicher Halbwüchsiger gew e sen und hatte sich zu einem noch schlimmeren Erwachsenen entwickelt.
    Zum dritten Mal hatte sie ihn auf dem alljährlichen Pferd e markt in Holywell gesehen, in Begle i tung sei ner jungen Frau, die Josselyn von ganzem Herzen be dauerte, weil sie mit einem solchen Scheusal leben musste.
    Am allerschlimmsten war freilich die vierte – und bisher letzte – Begegnung gewesen. Vor sechs Mona ten hatten Owain und seine Kumpane den Leichnam von Tomas ins Dorf gebracht und behauptet, den Toten am schmalen Strand unterhalb von Rosecliffe gefunden zu haben. Angeblich war er von Englä n dern, die sich in der Gegend herumtrieben, in die Tiefe gestürzt worden. Owain tat so, als wäre es eine großmüt i ge Geste, dass er sich des blutigen und zer schlagenen Leic h nams ang e nommen hatte.
    Dewey hatte notgedrungen gute Miene zu di e sem bösen Spiel gemacht und sich sogar bedankt, denn an jenem Tag hielten sich nur sehr wenige Männer in Carreg Du auf, und er wollte ke i nen Kampf mit Owains schwer bewaffneter Horde riskieren. Später hatte Josselyn aber gehört, dass Dewey ihrem Onkel anvertraute, er vermute einen ganz anderen Tather gang. Wahrscheinlich hatten Owain und seine Freun de Tomas beim Wildern auf ihrem Land ertappt und ihn umg e bracht. Natürlich hatte Tomas kein Recht ge habt, auf fremdem Revier zu jagen, aber das war noch lange kein Grund, den Mann kaltblütig zu ermo r den.
    Nein, Josselyn brauchte Owain nicht näher zu ken nen, um zu wissen, dass er verabscheuung s würdig war…
    Doch andererseits hatte sie Pflichten gegenüber ihrer Fam i lie. Sie war die einzige Erbin ihres Onkels, und wenn sie nicht heiratete, solange er noch Kraft besaß, würde nach seinem Tod ein Chaos ausbrechen, und die Lloyds würden diese Situation schamlos aus nützen. Hinzu kam jetzt auch noch die Bedr o hung durch die Engländer. Auf sich allein gestellt, würde ihre Familie den Feind diesmal vielleicht nicht in die Flucht schl a gen können.
    Bei den Kämpfen, die bestimmt nicht lange auf sich warten lassen würden, könnte auch ihr Onkel ums Leben kommen. So schrecklich dieser Gedanke auch sein mochte – es war ve r ständlich, dass er seine Nachfolge rechtzeitig sichern wollte.
    Aber ausgerechnet Owain ap Madoc!
    Dann könnte sie genauso gut gleich einen Englän der heir a ten…
    Rand wusste, dass sie beobachtet wurden, und er freute sich darüber. Die Bewohner dieses gottverlas senen Winkels von Wales sollten ruhig spionieren und die Neuigkeiten ihren Land s leuten mitteilen. König Heinrich beanspruchte dieses Land schon lange Zeit, und Rand würde dafür sorgen, dass die Barbaren sich endlich unterwa r fen – und dann würde er im Tri umph nach London zurückkehren.
    Er stand auf dem Gipfel des hohen Hügels, den die Waliser Carreg Du – Schwarzer Stein – nannten. Unter ihm lag der Steilabhang namens Rose c liffe, wo seltsamerweise Kletterrosen g e diehen. Sein Blick schweifte zum Horizont: kaltes Meer im Norden und Osten, kalte Hügel im Süden und Westen. Doch inmitten die ser düsteren bewaldeten Hügel gab es Brutstätten von Widerstand. Die Einheimischen beobachteten ihn auf Schritt und Tritt. Noch warteten sie ab, aber sie wür den alles in ihren Kräften Stehende tun, um ihn zu vertre i ben. Notfalls würden sich sogar verfeindete Nachbarn verbünden, daran bestand für ihn kein Zweifel. Aber er würde sich nicht vertre i ben lassen, und irgendwann würden die Waliser das einsehen, auch wenn das Jahre dauern konnte.
    Das Lager nahm bereits Gestalt an. Die Zelte wur den durch stabile
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