Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
über die Brücke. Der säuerliche Rauchgestank verriet ihm, dass die
Lampiste
die Straßenlaternen auf der Brücke entzündeten. Einige der Maronen auf den Verkaufskarren der Straßenhändler waren verbrannt, und ein Bierfass war eben zu Füßen König Henris zerborsten. Außerdem hatte ein Mann gerade seinen Samen in die braunäugige Menschenfrau ergossen, die Lyon unlängst fortgeschickt hatte.
    Dann, ohne Vorwarnung, erreichte ihn etwas Unbekanntes und … Angenehmes. Es handelte sich um einen neuen aufregenden Duft, wie er ihn noch niemals wahrgenommen hatte. Er wurde ihm zugeweht, füllte seine Lunge und seinen Geist. Vor allem aber strebte diese besondere Note danach, einen Eindruck bei Lyon zu hinterlassen, wo ihn bislang noch kein weibliches Wesen berührt hatte: in seinem Herzen, ja, in seiner Seele.
    Erschrocken hob er den Kopf, runzelte die Stirn und sah Sibela fragend an. Sie hingegen blickte an ihm vorbei hinauf zur Brücke.
    »Dein Duft …«, keuchte er, ohne den Rhythmus seiner Stöße zu ändern. Schuldbewusst sah sie ihn an.
    »Beachte sie nicht!«, drängte sie ihn, wobei er bemerkte, dass in ihrer Stimme Furcht mitschwang. »Sie ist uns gleich.«
    »Wen nicht beachten?«
    Und dann, über Sibelas Flehen und den Lärm auf der Brücke hinweg, erreichte ihn ein einzelnes Wort. Zwei süße Silben, die femininen Lippen entsprangen. Ein Wort, das für sich genommen überhaupt keinen Sinn ergab. Aber es hatte eine Wirkung auf seine Ohren wie ein zartes Blatt, das an einem ruhigen Herbsttag auf einen stillen Teich schwebte.
    Es war eine schlichte, sanfte Äußerung, die einen Tumult in seinen Sinnen auslöste. Er fühlte, wie er die Kontrolle verlor, sich sein Bauch verkrampfte und er zu der heftigsten Ejakulation seines Lebens gedrängt wurde. Sein Schwanz schwoll an, wurde zu Stein, unnachgiebig wie die Brückenpfeiler. Hilflos bleckte er die Zähne, als sich jeder Muskel seines Körpers anspannte.
    Seine Ekstase war überwältigend, bevor er einen Samenerguss hatte, der alle bisherigen in den Schatten stellte. Sein Samen schoss heiß aus ihm heraus.
    »Götter! Götter!«, keuchte er, sich kaum bewusst, dass seine Partnerin gleichfalls zum Höhepunkt kam. Beinahe war ihm, als erlebte er diesen Orgasmus mit jemand anderem als dem Wesen unter ihm.
    Sein Rücken bog sich durch, und er blickte zu der Stelle auf der Brücke, von der sowohl der unerwartete Laut als auch der Duft gekommen waren.
    Dort stand eine Schattengestalt, die ihn vom Brückengeländer aus beobachtete. Nur ein flüchtiger Blick auf ein blasses rotwangiges Frauengesicht unter einer dunkelroten Kapuze war ihm vergönnt, ehe die Gestalt sich zurückzog.

[home]
    2
    E ine frische Brise wehte von der Seine herbei, die Mademoiselle Juliette Rabelais’ Wangen rötete und einzelne Locken ihres mandelfarbenen Haars freizurrte, als sie am Eingang zum Pont Neuf stehen blieb. Neben ihr plauderte die junge Fleur unentwegt von allem und jedem, dem sie heute Morgen begegnet waren.
    Juliette kam nur selten auf diese Seite des Flusses, aber am Rive Droit – am rechten Ufer – lagen Les Halles, die Markthallen, die allgemein als der Bauch von Paris galten. Am Abend empfingen sie im Salon zu Hause, und sie wollte ihre Vorräte angemessen aufstocken. Kräuter und alles andere, was für die Küche benötigt wurde, hatte sie bereits eingekauft. Es lag verpackt in den Körben, die Fleur und sie trugen.
    Weit kostbarer jedoch als die Lebensmittel war der einzelne Papierfetzen, der fest zusammengerollt in ihrem Korb mit Feigen, Schnittlauch, Minze, Zimt, Salbei und Muskat steckte. Sie hatte Madame Elbe, der Kräuterfrau, ein kleines Vermögen bezahlt, damit sie ihn stahl und ihr heute übergab, ohne dass Fleur es bemerkte. Seit sie das Papier überflogen und dort ihren Namen gelesen hatte, war Juliette kribbelig vor Aufregung. Damit nicht genug, hatte sie noch einen weiteren vertrauten Namen auf dem Papier entdeckt.
    »
Allez
, Fleur!«, forderte sie ihre junge Begleiterin auf und winkte sie voraus, auf dass sie die Brücke ohne sie überquerte. »Geh schon vor, und sag ihnen, ich komme gleich!«
    »Sehr wohl, Mademoiselle. Aber bist du sicher?« Fleur berührte sorgenvoll ihre handschuhverhüllte Hand.
    Bei jedem anderen wäre es Juliette peinlich gewesen, ihre Ängste einzugestehen, doch Fleur war zu gutherzig, als dass sie Juliette jemals verurteilt hätte. Sie schluckte vor Rührung und nickte. »
Oui.
Geh, und mach dich für heute Abend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher