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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil
Autoren: Christian Jacq
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deuteten gegen seinen Willen ein
leichtes Lächeln an.
     
     
    Der höhere
Offizier, Kamose und Nofret nahmen unverzüglich ein Armeeboot, das so schnell,
wie der Wind es erlaubte, von der Hauptstadt zum Dorf fuhr.
    Als sie
landeten, stand die Sonne noch hoch am Himmel. Die Bauern arbeiteten auf den
Feldern. Die Gassen waren verlassen.
    Nofret hatte
Kamose nicht allein lassen wollen. Die Ereignisse hätten sie beruhigen müssen,
aber in ihrem Inneren verspürte sie noch immer eine dumpfe Sorge, als ob der
Schatten des Unglücks noch nicht ganz vertrieben wäre.
    Mit großer
Ergriffenheit sah Kamose das Haus seiner Eltern wieder. Ein gebeugter Mann
fegte die Schwelle.
    »Vater!«,
rief Kamose und lief zu ihm.
    Geru ließ den
Besen fallen. Er umarmte seinen Sohn.
    »Kamose! Bist
du nicht mehr im Tempel…?«
    »Hab keine
Sorge. Ich komme, um euch euren Besitz zurückzugeben. Wie geht es Mama?«
    »Sie ist noch
immer bettlägerig… Wer ist der Soldat, der dich begleitet?«
    »Ein höherer
Offizier der persönlichen Garde des Pharao.«
    Geru verzog
erschöpft das Gesicht.
    »Was wollen
sie uns denn noch aufbürden?«
    »Nichts
weiter, mein Vater. Wir kommen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Lass uns
eintreten.«
    Geru trat zur
Seite.
    Der höhere
Offizier, Kamose und Nofret betraten das Haus.
    Der Betrüger lag ausgestreckt
auf einer Matte, aß Weintrauben und trank kühlen Wein. Er hob den Kopf.
    »Besuch…«
    Plötzlich
erkannte er Kamose.
    »Aber das ist
doch der Sohn meiner Diener! Wünschst du, in meinen Dienst einzutreten,
Kleiner? Umso besser. An kräftigen Armen mangelt es immer. Umso mehr, als deine
Mutter nicht mehr sehr nützlich ist…«
    »Wer seid
Ihr?«, fragte der Offizier.
    »Ich? Ich bin
Setek, Veteran der Armee von Ramses dem Großen und ehrenhafter Soldat.«
    Der Offizier
legte die Hand an sein Schwert.
    »Du bist nur
ein Lügner. Setek hat unter meinem Befehl gedient. Wer bist du?«
    Mit
katzenartiger Geschwindigkeit rannte der falsche Held zur Haustür. Aber sein
Fluchtversuch schlug fehl. Kamose stellte ihm ein Bein. Der Mann fiel mit dem
Gesicht zu Boden.
    Sofort setzte
der höhere Offizier dem Usurpator den rechten Fuß auf den Nacken.
    »Sprich
jetzt«, befahl er, »oder ich zertrümmere dir den Schädel. Wer bist du?«
    »Seteks
Diener«, gestand er. »Als Setek die Armee verlassen hat, um sich hier in der
Gegend niederzulassen, brauchte er jemanden für die alltäglichen Arbeiten… Der
Pharao hatte ihm ein kleines Stück Land westlich des Dorfes zugeteilt… Aber ich
kannte den Bürgermeister… Da gab es wirklich Besseres. Wir haben uns Setek vom
Hals geschafft. Der Bürgermeister hat den Erlass der Verwaltung verändert… Es
ist ihm gelungen, das Katasteramt zu täuschen, und er hat mir das schönste Land
und das schönste Haus gegeben. Ich bin für nichts verantwortlich. Er hat alles
organisiert und alles entschieden.«
    »Du Lump! Was musstest du
dafür tun?«
    »Nichts, ich
schwöre es Euch…«
    Der Fuß des
Offiziers auf seinem Nacken wurde schwerer.
    »Hört auf,
ich rede ja schon! Wir mussten eine Sondersteuer auf die Ernten eintreiben… Ich
hatte den Auftrag, die widerspenstigen Bauern zur Ordnung zu rufen.«
    »Wer hat Setek umgebracht?«
    »Ich hatte
keine andere Wahl… Der Bürgermeister hat mich bedroht.«
    »Das Gericht
wird Wahrheit und Lüge trennen. Steh auf, Elendiger!«
    Der falsche
Setek schien besiegt und unfähig, sich zu bewegen. Es war ihm gelungen, den
Militär einzulullen.
    Plötzlich
versetzte er dem Offizier einen Faustschlag ins Gesicht, packte dessen Schwert
und bedrohte Kamose.
    »Du trägst
für alles die Verantwortung«, fauchte er mit hassverzerrtem Gesicht. »Hättest
du nicht eingegriffen, wäre ich ein reicher Mann gewesen! Ich fliehe, aber
zuvor werde ich dich töten!«
    Kamose stand gegen eine Wand
gedrängt und hatte keine Möglichkeit, dem Angriff des Verbrechers auszuweichen.
    Nofret
stellte sich zwischen die beiden Männer.
    »Geh mir aus
dem Weg!«, befahl der falsche Setek. »Ihn will ich töten.«
    Nofret sah dem
Mörder starr in die Augen.
    »Bei Sekhmet, der
Schrecklichen«, sagte sie mit machtvoller Stimme und betonte deutlich jedes
einzelne Wort der Beschwörungsformel, »bei der Göttin, die die Erde mit ihrem
Feuer verbrennt und die Gottlosen vernichtet: Möge dieses Schwert zur Schlange
werden!«
    Der falsche
Setek begann höhnisch zu lachen. Wenn das Mädchen glaubte, ihn mit Zauberei an
seiner Tat zu hindern! Doch plötzlich
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