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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2
Autoren: britain
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schlafende Mädchen, das all diese Umstände erforderlich machte. Wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie es einfach aus dem Bett geworfen. Zum Glück waren nicht alle Reiter so schwierig.
    Und noch während sie das dachte, bemerkte sie, dass auf dem Boden unter ihren Füßen ein kostbarer durnesischer Teppich lag und dass die geschnitzten Balken an der Decke an die Arbeit hervorragender Schiffszimmerleute erinnerten. Die Möbel waren poliert und kunstvoll mit Elfenbeinintarsien verziert. Sie sahen fremdartig aus, als hätte man sie aus Übersee hergebracht. Selbst die Matratze, auf der das Mädchen schlief, war luxuriös mit Eiderdaunen gestopft, und die Laken waren von feinster Qualität.
    Als Tochter eines reichen Kaufmanns lebte das Mädchen in einem Luxus, der für die meisten Sacorider unvorstellbar war, und Lil verstand, dass es schwierig sein mochte, dieses privilegierte und bequeme Leben gegen die rauen und gefährlichen Pflichten eines Grünen Reiters einzutauschen.
    Oder nein, sie verstand es nicht! Die Reiter leisteten wichtige
Arbeit. Es gab genug Kaufleute auf der Welt und nicht annähernd genug Grüne Reiter.
    Diese junge Frau wurde gebraucht. Sie, die vor über einem Jahr einen abtrünnigen Eleter besiegt und eine wichtige Rolle dabei gespielt hatte, den Thron des Königs zu retten. Und es stand ihr noch erheblich mehr bevor.
    Ein Zeichen dafür, dass noch nicht alles verloren war, stellte die Brosche mit dem geflügelten Pferd dar, die auf dem Nachttisch lag. Lil konnte sie deutlicher erkennen als den Rest des Zimmers, sie schien fester und leuchtender zu sein als alles andere. Offenbar konnte sich das Mädchen nicht davon trennen; die Verbindung bestand immer noch. Hätte die Brosche sie verlassen, dann wäre es nicht mehr möglich, dass sie ein Reiter würde.
    Und auch ich hätte keine Verbindung mehr zu ihr.
    Lil berührte ihre eigene Brosche, die an dem grünblauen Umhang befestigt war, den sie über die Schulter drapiert trug, und die Berührung tröstete und stärkte sie. Die Brosche hatte ihr geholfen, so weit durch die Schichten der Welt zu kommen. Der Widerhall ihres Reiterabzeichens sang in ihr, und die Brosche des Mädchens schien zu glitzern, als wolle sie antworten.
    Des Reiters Herz die Brosche sucht … Lil musste lächeln, als ihr das alte Lied einfiel. Großes Herz, starkes Herz, voller Mut … das Herz ist eines Reiters größtes Gut … Das Lied würde sie nie vergessen. Jeder Möchtegern-Barde und Dorftrottel im ganzen Land hatte es gesungen, wohin sie auch gekommen war, ob es nun die Halle eines großen Clanfürsten war oder eine heruntergekommene Schänke, wo die Ziegen an den Binsen kauten, die auf den Boden gestreut waren. Sie konnte ihm nicht entkommen. Nun, das war wohl immer noch besser, als wenn man Steine nach ihr warf, obwohl einige Sänger wirklich schauerlich geklungen hatten.

    Sie schaute zum Fenster hinaus auf den Mond und streifte die Erinnerungen ab wie einen alten Umhang. Sie hatte hier etwas zu erledigen, und die Zeit wurde knapp. Sie beugte sich über das schlafende Mädchen, setzte jede Unze ihrer Autorität ein, die sie heraufbeschwören konnte, und sagte ins Ohr der Schlafenden: Karigan G’ladheon, du musst nach Sacor gehen. Ja? Du bist kein Kaufmann – du bist ein Grüner Reiter.
    Lil schaute zufrieden zu, wie das Mädchen vor sich hin murmelte und sich bewegte, aber ihre Zufriedenheit wich der Verzweiflung, als es sich das Kissen über den Kopf legte.
    Oh! Lil schüttelte zornig ihre wirre Haarmähne und fragte sich, ob diese Widerspenstigkeit vielleicht etwas mit der Abstammung der jungen Frau zu tun hatte.
    Sie hatte noch eine einzige Möglichkeit, und wenn auch die versagte, wusste sie nicht, wie sie das Mädchen sonst wecken sollte. Lil hob ein gedrehtes Horn, das sie an der Seite trug, an die Lippen. Es war ein Geschenk von einem P’ehdrose namens Maultin gewesen, für einen Gefallen, den sie ihm getan hatte. Es war aus dem Stoßzahn eines Komara gefertigt, eines jener wolligen Tiere, die in Herden das arktische Ödland durchstreiften. Maultin hatte das Horn mit einem besonderen Zauber versehen, der nur dem Hauptmann der Grünen Reiter diente.
    Lil holte tief Luft und blies ins Horn. Die Töne des Reiterrufs erklangen sicher und laut. Sie spürte, wie sie durch die Schichten der Welt drangen, hartnäckig und aufrüttelnd. Würden sie weit genug reichen? Würde das Mädchen sie hören? Und, was das Wichtigste war: Würden sie ihr bis ins Herz
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