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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2
Autoren: britain
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eigenen Gedanken. »Ich selbst hatte nach Jahren schwerer Arbeit als Küfer endlich genug Geld gespart, um mir ein Semester Spielmannsausbildung in Selium leisten zu können … und dann hörte ich den Ruf.« Er lachte leise und schüttelte über diese Ironie den Kopf. »Der König hat mir allerdings vor einiger Zeit einen Stipendiatenplatz in Selium versprochen. Wenn meine Zeit bei den Reitern zu Ende ist, werde ich mein Ziel also doch noch erreichen, wenn auch mit erheblicher Verspätung.« Er hielt inne und versank eine Weile in Gedanken. Dann fügte er leise hinzu: »Trotzdem, ich bereue dieses Leben nicht.«
    Karigan hatte sich dem Ruf lange Zeit widersetzt, damit sie so leben konnte, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber der Ruf hatte ihre Willenskraft immer mehr zermürbt. Es war zu
einer wirklichen Qual geworden, der Hufschlag hatte wie ein steter Rhythmus in den tieferen Regionen ihres Geistes vibriert und Visionen von der Freiheit des Reiterdaseins mit sich gebracht. So manche Nacht war sie schweißgebadet erwacht und hatte sich gefühlt, als müsse sie Kondor auf der Stelle satteln und dem Ruf folgen, weil ihr Leben davon abhinge.
    Um dagegen anzukämpfen, hatte sie versucht, ihre Brosche loszuwerden, denn sie wusste, dass das Schmuckstück sie irgendwie an den Botendienst band, aber ob sie sie nun tief in einer Schublade versteckt oder im Wald vergraben hatte, am Ende des folgenden Tages hatte sie sie immer wieder an ihrer Kleidung getragen und sich nicht erinnern können, wie sie dorthin gekommen war. Magische Gegenstände, hatte man ihr einmal gesagt, hatten ihren eigenen Willen.
    Im Lauf der Zeit war ihr Verhalten immer exzentrischer geworden. Die Farbe Grün war beherrschend in ihrer Kleidung geworden, ohne dass sie es selbst gewollt hätte, und das hatte ihren Vater schließen lassen, dass sie diese Farbe ungewöhnlich gern mochte. Der ständige innere Kampf hatte Karigan reizbar gemacht. »Was ist nur mit dir los?«, hatte ihr Vater sie verärgert gefragt, nachdem sie eines Tages die Geduld mit einem Diener verloren hatte. Sie schrie Dienstboten niemals an. Normalerweise.
    Wie konnte sie einem Mann, der wie so viele andere Sacorider eine tiefe Abneigung gegen Magie hatte, nur erklären, dass Magie dabei war, ihr Leben zu beherrschen?
    Stattdessen hatte sie gesagt: »Du lässt mich nie die Barken oder die Karawanen begleiten.« Sie hatte geglaubt, wenn sie erst aus Korsa hinauskäme und sich auf der Straße oder dem Fluss unter freiem Himmel befände, würde der Ruf nicht mehr so sehr an ihrer Seele nagen. »Du sagst immer nur:
›Karigan, stell ein Inventar von Lagerhaus fünf auf‹ oder ›Karigan, ich brauche eine Auflistung der Routen und Lieferungen des nächsten Monats.‹« Sie hatte schwer geatmet von dem unerwarteten Zorn, der sich in ihrer Brust aufgestaut hatte. »Du überlässt die langweiligsten Arbeiten immer mir!«
    Ihr Vater hatte sie verblüfft angesehen, als stünde eine Fremde vor ihm. »Ich dachte, du wolltest mehr über das Geschäft erfahren. Es geht nun einmal nicht nur darum, von einer Stadt zur anderen zu reisen oder an Markttagen Waren zu erwerben.«
    Das Porträt von Karigans Mutter hing hoch an der Wand über dem Schreibtisch ihres Vaters. Karigan wusste, er würde sich Karinys Tod nie verzeihen, ebenso wenig wie den des ungeborenen Kindes, mit dem sie damals schwanger gewesen war. Er war es gewesen, der ihr aufgetragen hatte, eine Karawane in eine Stadt zu begleiten, wo – was er selbstverständlich nicht gewusst hatte – ein ansteckendes Fieber umgegangen war.
    Nein, ganz gleich, wie unschuldig Stevic G’ladheon war, er würde es sich nie verzeihen.
    »Du versuchst nur, mich zu beschützen«, hatte Karigan entgegnet. Sie hatte nicht geschrien, aber sie war nicht weit davon entfernt gewesen.
    Ihr Vater war ihrem Blick zu dem Porträt gefolgt, dann hatte er sie wieder angesehen. »Du bist mein einziges Kind«, hatte er gemeint. »Und ich liebe dich.«
    Karigan schluckte mühsam, denn sie erinnerte sich an den Schmerz in seinem Blick, aber als wäre es an jenem Tag nicht genug gewesen, ihm ein Schwert ins Herz zu stoßen, hatte sie die Klinge auch noch umgedreht und verkündet, dass er sie einfach nicht verstünde. Dann war sie aus seinem Büro gerauscht
und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Die Erinnerung daran bereitete ihr immer noch Schuldgefühle.
    Bedauerte sie, dass sie ein Grüner Reiter geworden war? Im vergangenen Jahr hatte sie dieses Leben bis zu
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