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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia
Autoren: Heinz G. Konsalik
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… ist er …«
    »Ja, er fiel negativ aus.«
    »Himmel, o du lieber Himmel …« Sie ließ sich auf die Couch zurücksinken, umklammerte dabei den Hörer mit beiden Händen, als brauche sie etwas zum Festhalten, um in dieser heißen Woge von Glück nicht ertrinken zu müssen. »Ich … ich weiß gar nicht … oh, ist das nicht wunderbar?«
    »Das ist es wohl. Sie haben das Resultat noch crossgetestet. Zuerst mit dem Elisa-, dann mit dem Abbott-Test. Es blieb jedesmal das gleiche. Es widerlegte den ersten Test. Rio ist aidsfrei. Leider kommt eben manchmal so ein Irrtum …«
    Er erzählte ihr irgend etwas von häufig auftretenden Fehlerquellen bei Testverfahren, sie lauschte, aber ihr Gehirn nahm die Worte nicht auf. In ihr war nichts als ein stilles, glückliches Kreisen.
    Dann raffte sie sich zusammen.
    »Oh, Doktor«, flüsterte Vera, »Jan! Mensch, Dr. Herzog! – Am liebsten wäre ich jetzt bei Ihnen und würde Sie abküssen!«
    Der Hund seufzte in seinem Körbchen.
    Irgendwo mußte es eine Uhr geben – vorher hatte er sie nicht gehört, doch nun vernahm er das feine Klicken des Quarzwerks. Draußen umrundete ein Moped den Platz. Es klang, als knattere es über dem Tisch, auf dem die Pistole lag.
    Hampel starrte wie hypnotisiert auf die ›H&K‹. Ihr Lauf schimmerte matt.
    »Sie … Sie wollten mich …«
    »Ja. Ich wollte Sie schon im Park erschießen.«
    Er fingerte wieder an seinem Krawattenknopf, riß ihn auf, öffnete das Hemd. Die große Schwellung an seiner rechten Halsseite hatte sich inzwischen dunkel verfärbt, die geschlossenen Lippen blubberten Laute, ein Speichelfaden zog sich vom rechten Mundwinkel zum Kinn. Der Blick aber hing noch immer wie fasziniert an der Waffe.
    »Aber … das ist doch …«
    Er faßte nach der Herzseite, die Hand verkrampfte sich in dem schmutzigen Stoff des Hemdes. Dabei flüsterte er: »Warum? – Sie … Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »O doch.«
    »Woher?«
    »Aus meinen Alpträumen, Herr Hampel. Ich träume sehr oft von Ihnen. Oder aus meinem Aids-Test, das auch. Sie sehen, ich bin kein Fixer, kein Junkie. Ich bin auch nicht homosexuell. Ich wurde nur einmal wegen einer ganz harmlosen Geschichte operiert …«
    Rio nahm einen Schluck aus dem Glas, dann setzte er den Zeigefinger seitlich an den Pistolengriff und schob ihn ein wenig zur Seite. Die Waffe drehte sich – die Laufmündung wanderte in die Richtung des dicken, schnaufenden Mannes.
    »Das … das ist sicher sehr schrecklich. Aber was, um Himmels willen, habe denn ich damit zu tun?«
    »Viel. Sehr viel sogar, Herr Hampel.«
    Wieder schob Rios Zeigefinger die Waffe ein wenig zur Seite. Nun deutete die Mündung direkt auf Hampels Bauch. Er starrte wie das vom hypnotischen Blick der Schlange gebannte Kaninchen darauf.
    Rio lächelte: »Ich will gerne versuchen, das zu erklären. Viel braucht es ja nicht. Sie wissen schließlich selbst am besten, wieso Sie von Ihrem Minister geschaßt worden sind …«
    Hampel schwieg. Er zog ein Taschentuch aus der Hose und tupfte sich die Mundwinkel ab. Seine neue Brille war ihm auf die Nase gerutscht. Und dahinter – die Augen. Nichts enthielten sie als Angst und Vorwurf.
    »Sie können sich an gar nichts erinnern, Herr Regierungsdirektor? Ist es das, was Ihnen so viel Schwierigkeiten macht?«
    Die Stille hielt an. Hampel schwieg beharrlich weiter.
    »Ja, ja, das Gedächtnis«, sagte Rio. »Aber versuchen Sie's doch mal … Nehmen wir zum Beispiel als Stichtag den 1. Oktober '85. Damals stand ja schon zwei Jahre fest, daß Plasma und Plasmaprodukte die Weiterverbreitung von Aids in andere Bevölkerungsgruppen besorgen – vor allem unter den Hämophilen, den ärmsten aller Opfer …«
    »Damit habe ich doch nichts zu tun! Ich war doch nichts als …«
    »Natürlich, nichts als ein kleiner Beamter – wollen Sie das vielleicht sagen? Sie waren ein hoher Beamter, Hampel. Das zu Nummer eins. Aber selbst als kleiner Beamter sind Sie immer Verantwortungsträger, so wenigstens steht es in den Dienstverträgen, so heißt es bei den Versammlungen.«
    Hampel schloß ergeben die Augen.
    »Aber das ist ein anderes Thema. Davon reden wir vielleicht noch … Bleiben wir mal bei '85: Selbst die Pharmaindustrie hat damals vor den Gefahren, die in unsterilisierten Plasmaprodukten lauern, gewarnt. Aber da gab's ja diese großartige Lobby, dieses Kartell von Geschäftemachern, zweifelhaften Existenzen, Bankrotteuren – das sage nicht ich, das schreibt die Presse. Na ja, und als ihr euch
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