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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die gefährlichsten. Die sind trainiert. Und wissen Sie, von wem?«
    Rio schüttelte den Kopf.
    »Von der Russenmafia, Herr Wohlmann. Haben Sie doch sicher auch schon gehört. Das, zum Beispiel, waren trainierte Täter – nicht so ein Müll von Drogenabhängigen. Die haben ja keine Kraft. Von denen hat ja jeder zweite bereits das Virus, nicht wahr … Aber Kerle wie die eben, die verstehen ihr Geschäft. Ich bin ja kein Leichtgewicht, aber wie die mich ansprangen – ruckzuck ging das, unglaublich …«
    Nun fixierte sich der Blick auf Rio und spiegelte nichts als die reine, uneingeschränkte Bewunderung.
    »Aber Sie, Herr Wohlmann … Sie sind ja nun auch nicht gerade – nehmen Sie mir das nicht übel –, ein Athlet sind Sie ja nun auch nicht. Wie haben Sie's denn geschafft, diese Schweine in die Flucht zu schlagen?«
    »Wie? – Eine gute Frage.«
    Rio griff unter seine Jacke, zog die ›H&K‹ heraus und legte sie auf den Tisch. Hampels Kinn sackte herunter.
    »Eine Pistole … Eine ›Neun-Millimeter‹, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Aber wieso? Sind Sie Beamter?«
    »Wie Sie?« Rio schüttelte den Kopf.
    »Ich meine, Polizist?«
    »Auch nicht.«
    Hampel nickte ehrfürchtig. »Ich verstehe … Sie haben einen Waffenschein. Es ist ja heutzutage tatsächlich so – wir haben es ja gerade erlebt –, daß man nur noch bewaffnet Spazierengehen kann.«
    »Ich habe keinen Waffenschein. Und ich gehe auch nicht abends spazieren. Dies heute war ein besonderer Spaziergang, Herr Regierungsdirektor.«
    »Woher wissen Sie denn, Herr Wohlmann, daß ich Regierungsdirektor bin?«
    »Das weiß ich eben, Herr Hampel. Und heute hatte ich nur einen einzigen Grund, am Abend im Park spazierenzugehen. Wollen Sie ihn wissen?«
    »Ich bitte darum. Was war das für ein Grund?«
    »Sie zu erschießen, Herr Hampel.«
    Kleine – Kleines … Hab keine Angst, er kommt wieder zur Vernunft, im letzten Augenblick – wie immer. Ich kenne ihn doch! So war es jedesmal. Und so wird es auch jetzt wieder sein …
    Vera lag auf der Couch, sie lag auf der Seite und hatte eines von Rios Jeanshemden und ein Kissen im Arm.
    Das Telefon stand in Reichweite auf dem niederen Tisch. Vera hatte sich durch die verschiedensten TV-Programme durchgezappt, ohne auch nur eine Andeutung dessen aufgenommen zu haben, was gesendet worden war. Nun sprach sie wieder mit dem Kind, ihrem Kind – ›unserem‹ Kind.
    »Was wünschen Sie sich denn, Frau Martin?« hatte Jan Herzog gefragt, als er ihr das Ergebnis des Schwangerschaftstests mitteilte … »Was wünschen Sie sich?« – Sie war viel zu verwirrt gewesen. Mein Gott, alles, was in ihrem Leben wichtig war, schien sich auf wenige verrückte Tage zu verdichten. Die Zeit war zum Brennglas geworden.
    Was?
    Ein Mädchen würde es werden, was sonst? Noch war es wohl nichts als ein kleines Zellhäufchen, doch, und davon war Vera überzeugt, verfügte es bereits über Leben – und damit über eine Seele. Und diese Seele würde vielleicht verstehen, diese Seele konnte vielleicht auf irgendeine unerklärliche Weise auch Rio erreichen …
    Er ist in Berlin, Kleines … Und er ist nur wegen seines elenden Gerechtigkeitsfimmels dorthin gefahren. Dieser elende Gerechtigkeitstick hat ihm schon soviel Ärger eingebracht. Aber er kann nun mal nicht anders …
    Die Tränen kamen wieder. Sie kamen viel zu oft. Auch die elende Heulerei mußte sie in den Griff bekommen – so vieles war in den Griff zu bekommen!
    Das Telefon.
    Rio! – Mein Gott, Rio! Endlich … Wer sonst würde denn jetzt, um die Zeit, kurz vor Mitternacht, noch anrufen?
    Es war nicht Rio. Es war der Arzt. Es war Jan Herzog.
    »Frau Martin? Es tut mir leid, daß ich Sie noch so spät anrufen muß …«
    Herzogs Stimme klang nicht, als würde er irgend etwas bereuen. Kräftig klang sie, kräftig und bestimmt.
    »Sie stören doch nicht, Doktor.«
    »Wissen Sie, Frau Martin, es ist … ich meine, ich rufe deshalb zu dieser Stunde an, weil ich erst jetzt nach Hause gekommen bin und die Post durchsehen konnte.«
    »Ja?« Ihr Herz schlug schneller.
    »Wir haben doch, ehe Ihr Mann nach Berlin fuhr, diesen Test … Übrigens, ist er zurück?«
    »Nein. Noch nicht.«
    »Dann kann ich's ja auch Ihnen sagen.«
    Sie starrte auf irgendeinen Punkt an der Wand. Es war einer der arabischen Dolche, die Rio aus Tunesien mitgebracht hatte. Der Dolch verschwamm, ihr Atem setzte aus.
    »Bitte«, flüsterte Vera.
    »Ich … ich habe eine gute Nachricht, Frau Martin.«
    »Der Test? Ist er
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