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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er deinen Versetzungsantrag stempelte, und du sagtest dir, wenn du jemals die Absicht gehabt hättest, in die Diplomatie überzuwechseln, oder die Hoffnung, dich zum Legaten hochzuarbeiten, dann hätte das, was er auf deine Karte stempelte, gerade Absicht und Hoffnung getötet. Aber das interessierte dich nicht. Und dann war da wieder ein großes Schiff, und wachsende Aufregung ergriff dich, so daß du ständig in der Beobachtungskuppel herumspuktest und nach einer roten Kohle im Himmel Ausschau hieltest, die endlich zu der Glut in deinen Träumen anwuchs. Und dann, nach einer endlos scheinenden Zeit, fiel das Schiff träge auf einen großen roten Planeten zu, der ein Halsband aus vier winzigen Monden trug, Edelsteine im Gehänge eines karmesinroten Himmels.
    Und du warst wieder zu Hause.

Kapitel 2: Die Matrix
     
    Die Southern Crown landete genau mittags auf der Tagseite. Jeff Kerwin schwang sich geschickt von den engen Stahlsprossen der Luftschleusenleiter auf den Boden und holte tief Atem. Er hatte gemeint, schon die Luft müsse etwas enthalten, das schön und anders und vertraut und seltsam war.
    Doch es war bloß Luft. Sie roch gut, aber nach Wochen in der Konservenluft eines Raumschiffes würde jede Luft gut riechen. Er sog sie noch einmal ein und suchte in den ihm entschlüpfenden Erinnerungen nach einem Hinweis auf die Zusammensetzung. Sie war kalt und schneidend und enthielt Spuren von Pollen und Staub und vor allem den unpersönlichen Chemikaliengestank jedes Raumhafens. Heißer Teer. Zementstaub. Der stechende Ozon flüssigen Sauerstoffs, der aus undichten Ventilen dampfte.
    Ich könnte ebensogut wieder auf der Erde sein! Ein Raumhafen wie jeder andere!
    Na und? Er befahl sich barsch, zurück auf den Boden der Wirklichkeit zu kommen. Du hast in deinen Gedanken aus deiner Rückkehr nach Darkover eine so große Sache gemacht, daß du immer noch enttäuscht wärst, käme die ganze Stadt mit Paraden und Fanfaren zu deinem Empfang!
    Er trat zurück und wich einer Gruppe von Raumpolizisten aus, alle groß, in schwarzes Leder und Stiefel gekleidet, mit Blastern, die ihre Gefährlichkeit hinter eleganten Holstern verbargen. Sterne flammten auf den Ärmeln. Die Sonne war erst ein kleines Stück von ihrem höchsten Stand herabgesunken. Riesig, rot-orange leuchtete sie durch zerfetzte, feurige Wölkchen, die hoch am dünnen Himmel hingen. Die sägezahnförmigen Berge hinter dem Raumhafen warfen ihren Schatten über die Handelsstadt, aber die Gipfel badeten sich in dem gedämpften Licht. Die Erinnerung suchte nach Landmarken entlang der Bergkette. Die Augen auf den Horizont gerichtet, stolperte Kerwin über einen Frachtballen, und eine Stimme fragte gutmütig: »Suchst du die Sterne, Rotkopf?«
    Mit einem beinahe körperlichen Ruck brachte sich Kerwin zurück auf den Raumhafen. »Ich habe für eine Weile genug Sterne gesehen«, antwortete er. »Ich dachte gerade, daß die Luft gut riecht.«
    Der Mann neben ihm grinste. »Das ist wenigstens ein Trost. Ich war einmal auf eine Welt abkommandiert, wo die Luft mit Schwefel gesättigt war. Großartig für die Gesundheit, behaupteten die Mediziner, aber ich hatte immer das Gefühl, es hätte mich jemand mit einer ganzen Kiste fauler Eier beworfen.«
    Er trat zu Kerwin auf den betonierten Streifen. »Wie ist das – wieder zu Hause zu sein?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Kerwin sah den anderen mit so etwas wie Zuneigung an. Johnny Ellers war klein und untersetzt und wurde oben kahl, ein zäher kleiner Mann im schwarzen Leder des professionellen Raumfahrers. Zwei Dutzend Sterne flammten farbenprächtig auf seinem Ärmel – ein Stern für jede Welt, wo er Dienst getan hatte. Kerwin, erst ein Zwei-Sterne-Mann, hatte Ellers als eine Quelle der Information über beinahe jeden Planeten und jedes Thema unter der Sonne – unter jeder Sonne – kennengelernt.
    »Wir sollten uns besser auf den Weg machen«, meinte Ellers. Die Wartungsmannschaft schwärmte bereits über das Schiff und bereitete es für den in wenigen Stunden vorgesehenen neuen Start vor. Günstige Umlaufbahnen warteten nicht auf den Menschen. Der Raumhafen war vollgestopft mit Lastern, Arbeitern, brummenden Maschinen, Treibstoff-Tankwagen, und in fünfzig Sprachen und Dialekten wurden Anweisungen gebrüllt. Kerwin hielt Umschau und fand sich allmählich wieder zurecht. Jenseits der Raumhafentore lagen die Handelsstadt, die Gebäude des terranischen Hauptquartiers – und Darkover. Am liebsten wäre er gerannt, aber
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