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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er nahm sich zusammen und stellte sich mit Ellers in der sich bildenden Schlange an, um Identität und Zweck des Besuchs feststellen zu lassen. Er gab seine Fingerabdrücke ab, unterschrieb eine Karte, die bestätigte, er sei der, der zu sein er angebe, erhielt einen Personalausweis und ging weiter.
    »Wohin?« fragte Ellers, der sich ihm wieder angeschlossen hatte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kerwin langsam. »Ich sollte mich wohl beim HQ zum Dienst melden.« Über diesen Augenblick hinaus hatte er keine festen Pläne, und er war sich nicht sicher, ob es ihm recht war, daß Ellers bei ihm blieb und die Führung übernahm. So gern er Ellers mochte, er hätte es vorgezogen, seine Bekanntschaft mit Darkover allein zu erneuern.
    Elters lachte. »Teufel, du wirst dich doch nicht auf der Stelle zum Dienst melden wollen! Du bist doch kein Greenhorn mehr, das mit großen Augen seinen ersten fremden Planeten betrachtet! Morgen ist es noch früh genug für den Amtsschimmel. Heute abend …« Mit einer schwungvollen Geste wies er auf die Raumhafentore. »Wein, Weib und Gesang – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.«
    Kerwin zögerte, und Ellers drängte: »Komm schon! Ich kenne die Handelsstadt wie meinen Handrücken. Du mußt dich ausstatten -und ich kenne alle Läden. Wenn du in den Touristenfallen einkaufst, hast du im Nu sechs Monatsgehälter ausgegeben!«
    Das stimmte. Die großen Schiffe mußten immer noch zu sehr auf das Gewicht achten, als daß sie die Mitnahme von Kleidung und persönlichem Besitz hätten gestatten können. Es kam billiger, bei einer Versetzung alles loszuschlagen und sich nach der Landung neu einzudecken, als die Frachtgebühren zu bezahlen. Jeder Raumhafen im Terranischen Imperium war von einem Ring aus Läden umgeben, guten, schlechten und mittelmäßigen, von Luxus-Modezentren bis hinunter zu Altkleiderhändlern.
    »Und außerdem weiß ich, wo etwas los ist. Du hast nicht gelebt, bis du den darkovanischen Firi probiert hast. Weißt du, hinten in den Bergen erzählen sie ein paar komische Geschichten über den Stoff, besonders über seine Wirkung auf Frauen. Ich erinnere mich, daß ich einmal …«
    Kerwin ließ Ellers vorangehen und hörte mit halbem Ohr auf die Geschichte des kleinen Mannes, die bereits eine ihm wohlbekannte Wendung zu nehmen begann. Wenn man Ellers reden hörte, hatte er so viele Frauen auf so vielen Welten gehabt, daß Kerwin sich manchmal leise wunderte, wie er dazwischen die Zeit gefunden hatte, in den Raum zu gelangen. Die Heldinnen seiner Geschichten füllten die ganze Skala von einer sirianischen Vogelfrau mit großen blauen Schwingen und einem Daunenmantel bis zu einer Prinzessin von Arkturus IV im Kreis ihrer Mädchen, die mit Streifen lebenden Pseudofleisches bis zum Tag ihres Todes an sie gefesselt waren.
    Die Raumhafentore öffneten sich auf einen großen Platz, in dessen Mitte sich ein Denkmal auf einem hohen Sockel und ein kleiner Park mit Bäumen befanden. Kerwin sah sich die Bäume an, deren violette Blätter im Wind zitterten, und schluckte.
    Früher hatte er die Handelsstadt recht gut gekannt. Sie war seitdem gewachsen – und zusammengeschrumpft. Der hochragende Wolkenkratzer des Terranischen Hauptquartiers, damals ehrfurchterregend, war jetzt nur noch ein hohes Gebäude. Der Ring der Läden um den Platz war breiter geworden. Kerwin erinnerte sich nicht, als Kind das massige Sky-Harbor-Hotel mit seiner Neonfassade gesehen zu haben. Er seufzte und versuchte, die Erinnerungen auszusortieren.
    Sie überquerten den Platz und bogen in eine Straße ein. Sie war mit behauenen Steinblöcken von so gewaltiger Größe gepflastert, daß Kerwin sich mit aller Phantasie nicht vorstellen konnte, wer oder was diese gewaltigen Platten gelegt hatte. Die Straße lag still und leer da. Kerwin nahm an, der Großteil der terranischen Bevölkerung sei gegangen, sich die Landung des Sternenschiffs anzusehen, und zu dieser Stunde würden nur wenige Darkovaner auf der Straße sein. Die richtige Stadt war immer noch außer Sicht, außer Hörweite – außer Reichweite. Wieder seufzte er und folgte Ellers zu der Reihe der Raumhafenläden.
    »Hier können wir eine anständige Ausstattung bekommen.«
    Es war ein darkovanischer Laden, was bedeutete, daß er bis auf die Hälfte der Straße überquoll. Es gab keine klare Grenze zwischen draußen und drinnen, zwischen der zum Verkauf stehenden Ware und dem Eigentum des Besitzers. Aber man hatte den Bräuchen der fremden
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