Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die blutende Statue

Die blutende Statue

Titel: Die blutende Statue
Autoren: Pierre Bellemare
Vom Netzwerk:
schließlich an der Schnur gezogen, die er zuvor präpariert hatte, sodass alles über dem ahnungslosen Opfer zusammengebrochen war. Edouard hatte sogar noch im Tod die Zigarette zwischen den Fingern. Wenn der niederträchtige Antoine die restliche Versicherungssumme nicht mit so viel Lärm eingefordert hätte, wäre ihm wahrscheinlich mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks das perfekte Verbrechen gelungen.
     

Ein gallorömischer Schatz
     
    Frankreich, 1946. Bayeux, das im Zweiten Weltkrieg durch Bomben verwüstet worden war, lag in Trümmern. Arbeiter räumten den Schutt im historischen Viertel ab. Sie befanden sich auf dem Grund einiger Bombenkrater, die bis in die ältesten Erdschichten vorgestoßen waren, bis zu den ehemals römischen Grundmauern der Stadt. Seit einiger Zeit beobachtete ein Mann die Arbeiter, die mit einer Hacke den Grund durchharkten. Eines Tages ging er, nachdem er erneut beobachtet hatte, wie sie den Schutt der stark mitgenommenen Stadt wegräumten, auf drei von ihnen zu: Gaston Moreau, Félicien Le Bardy und Marcel Couloche.
    Er begrüßte sie und erklärte ihnen den Grund seines Besuchs. Es ginge um ein Geschäft ohne Risiko, das ihnen, wenn sie einverstanden seien, großen Gewinn einbringen könnte. Der gut gekleidete Herr namens Georges Moléon führte sie dann in ein Lokal des Viertels und in einer Ecke, die vor indiskreten Blicken geschützt war, erklärte er, was die Arbeiter zu tun hätten. Er zeigte ihnen eine Kette aus römischen Münzen, die recht alt aussahen, vor allem für die Arbeiter, die davon wirklich nicht das Geringste verstanden.
    Noch am selben Abend begaben sich die drei Arbeiter zu einem bekannten Antiquitätenhändler und legten ihm die Kette mit den Münzen vor. Sie sagten, sie hätten die Kette entdeckt, als sie auf einen Bombenkrater gestoßen seien. Sie boten sie ihm zum Kauf für siebenhunderttausend Franc (etwa hundertzwanzigtausend Euro) an. Dieser Betrag wäre im Übrigen gerechtfertigt, wenn die Herkunft der Kette erst überprüft wäre und bei einer Auktion angeboten würde.
    Monsieur Jabloux, der Antiquar, war jedoch nicht auf den Kopf gefallen. Da er an der Echtheit der Kette zweifelte und folglich daran, dass es sich um alte Münzen handelte, bat er, das Schmuckstück näher untersuchen zu dürfen. Er schlug Marcel Couloche, den er kannte, vor, unterdessen bei ihm zu warten. Zwei Stunden später, nachdem Monsieur Jabloux Couloche mehrere Apéritifs spendiert hatte, sah der Antiquar klarer. Er wusste jetzt, wie alles gelaufen war und wie die Arbeiter in den Besitz dieser Kette gelangt waren. Er begriff jetzt auch, warum die vermeintlichen »Entdecker« des antiken Schmuckstücks so genaue Preisvorstellungen hatten. Der Überbringer der Kette hatte ihnen nämlich eine Provision von zehn Prozent versprochen. Monsieur Jabloux war froh, eine gute Nase gehabt zu haben. Anhand der Beschreibung, die er erhielt, erkannte er den Mann, der den ganzen Schwindel ausgeheckt hatte. Es war ein gewisser Evroneau, der sich gern mit windigen Geschäften befasste.
    Couloche, der Arbeiter, zog sich etwas enttäuscht zurück. Entsprechend den Anweisungen von Monsieur Jabloux brachte er die Kette seinen beiden Kameraden zurück und erklärte ihnen, der Antiquar sei nicht bereit, den verlangten Preis dafür zu bezahlen, da er die Kette nicht für interessant genug befunden hätte. Folglich blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie Evroneau, dem Initiator des Ganzen, zurückzugeben.
    Innerhalb weniger Tage verbreitete sich jedoch das Gerücht von dem römischen Schmuckstück, das angeblich in den Bombentrichtern gefunden worden war. Alles drehte sich nur noch darum. Auch die Presse mischte sich ein und die Pariser Journalisten schrieben mehrere Artikel über diese merkwürdige Entdeckung. Der Eigentümer des Grundstücks, der ja schließlich Anspruch auf diesen »Fund« hatte, erfuhr ebenfalls davon.
    Um die Dinge ordnungsgemäß zu regeln, ließ er den drei Arbeitern, den »Findern«, auf einem gestempeltem Formblatt eine Vereinbarung zukommen, die ihnen das Blut in den Adern stocken ließ. Plötzlich waren die armen Teufel in eine Sache verstrickt, die über ihren Verstand ging. Sie eilten zu Evroneau, der ihnen die Kette gebracht hatte, und flehten ihn an, die Angelegenheit zu regeln. Da dieser nicht einmal mit der Wimper zuckte, spürte einer der Erdarbeiter, wie ihm die Galle hochstieg, und schüttelte den Urheber dieser üblen Geschichte kräftig durch.
    Evroneau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher