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Die Blut-Prinzessin

Die Blut-Prinzessin

Titel: Die Blut-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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auch, wo sich Nuba befindet?«
    »In der Nähe.«
    »Hier im Haus?«
    Die Frau stemmte die Hände auf die Tischplatte. Sie sah schlimm aus. Ihr Gesicht war durch die Erlebnisse gezeichnet und wirkte wie künstlich geschaffen. Aber sie stand nicht auf, denn dazu fehlte ihr im Moment einfach die Kraft.
    Ich fragte weiter. »Im Keller?«
    Das Nicken sah träge aus. Es schien ihr wahnsinnig viel Kraft zu kosten, und sie sackte auch wieder zurück auf ihren Platz.
    Ich war froh und atmete durch. Besonders froh war ich darüber, dass ich diese Horrorgestalt nicht vernichtet hatte. Wir konnten sie zwingen, uns mitzunehmen. Schon die Drohung durch das Kreuz reichte.
    Auch Amos rührte sich wieder. Er hatte alles gehört und zudem gesehen, was hier abgelaufen war. Obwohl er angeschlagen war, dachte er nicht daran, aufzugeben.
    »Ich weiß, dass wir dicht vor dem Ziel stehen«, sagte er mit Erregung in der Stimme, »und ich werde dabei sein, denn ich habe noch die ein oder andere Rechnung mit dieser Blut-Prinzessin offen.«
    Suko hatte nichts dagegen, ich ebenfalls nicht, denn Durban war unser Kollege und zudem jemand, der sich so leicht keine Vorschriften machen ließ. Er konnte zudem einiges wegstecken. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte er den Vorschlag nicht gemacht.
    »Du wirst deine Tochter verlieren, Mona«, sprach er die ältere Frau an. »Nein, du hast sie schon verloren, verstehst du das? Marlene ist kein Mensch mehr. Sie sieht nur noch so aus!«
    Mona sagte zunächst nichts. Woran sie dachte, war nicht von ihrem Gesicht abzulesen. Sie blickte ins Leere und wollte auch nicht der Tochter ins Gesicht schauen.
    Schließlich nickte sie und schlug beide Hände gegen ihr Gesicht. Sie weinte lautlos, und wir ließen sie in Ruhe, wir blieben auch noch, obwohl wir es eilig hatten. Aber diese Frau hatte unser Mitleid verdient, und irgendwann ließ sie die Hände sinken.
    »Ich weiß es. Ich habe es begriffen. Marlene ist nicht mehr die, die ich kenne. Es tut mir weh, dass sie sich so verhalten hat, aber ich kann nichts daran ändern. Ich habe es nicht so gewollt. Ihr könnt mir keine Schuld geben.«
    »Daran haben wir auch nicht gedacht«, sagte Amos. »Ich kenne mich hier aus. Ich weiß von diesen Ghettos, über die in London kaum jemand spricht. Es ist nun mal so. Ändern können wir nichts. Jeder hier müsste mitspielen und sich ändern. Bis das geschieht, vergehen Jahrzehnte – wenn es denn überhaupt passiert.«
    Mona hatte zwar gehört, was gesagt worden war, nur ging sie darauf nicht ein, denn sie sagte: »Geht jetzt bitte. Nehmt Marlene mit. Ich habe lange genug auf sie aufgepasst. Ihr Dasein ist vorbei...«
    Um zu demonstrieren, dass sie ihre Worte ernst meinte, drehte sich die Frau auf ihrem Stuhl herum. Sie wollte zeigen, dass die Tochter nicht mehr zu ihr gehörte. Innerlich und auch nach außen hin hatte sie den Abschied eingeleitet.
    Marlene tat nichts. Aber sie sprach. Nur eben so leise, dass wir nichts verstehen konnten. Ihre Lippen bewegten sich. Dabei hatten wir das Gefühl, als würde sie ihre Worte nach innen sprechen.
    Suko packte sie am Arm. Mit einem Ruck drehte er sie herum und schob sie auf die Tür zu. Es sah so aus, als wollte sie meinem Freund an die Kehle gehen, sodass ich sicherheitshalber einen Schritt auf sie zuging und ihr das Kreuz entgegenhielt.
    Sofort schrak sie zurück. Der Widerstandswille war gebrochen. Das wunderte Amos Durban.
    »Wie ist das möglich?«
    »Was?«, fragte ich.
    »Dass Ihr Kreuz die Gestalt in Schach hält.«
    »Das Kreuz ist ein christliches Symbol. Oder sagen wir so: Die Christen haben es übernommen und es zum Zeichen einer guten Allmacht gemacht. Aber wie so oft gibt es dieses Zeichen in verschiedenen Formen. Ein Kreuz muss nicht unbedingt so aussehen wie das, das ich trage. Es kann ein Henkel- oder Galgenkreuz sein, ein Templer- oder Malteserkreuz, aber auch ein orthodoxes, wie es in den Ostkirchen benutzt wird. Da hat es nicht nur einen, sondern zwei Querbalken. Genau dieses Kreuz haben auch die koptischen Christen in Ägypten und auch Äthiopien übernommen. Es besitzt dort den gleichen Stand wie bei uns das Erlöserkreuz.«
    »Verstehe«, flüsterte der Kollege. »Diese Person hier kennt also Kreuze. Sie weiß um deren Bedeutung. Um die Macht des Guten, die ein Kreuz repräsentiert.«
    »Sie haben es erfasst.« Ich lächelte. »Denn die Urbedeutung bleibt bestehen, auch wenn die Völker verschieden sind.«
    »Wenn das so ist, dann dürfte sich auch Nuba
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