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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam
Autoren: Linda Belago
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Sie umklammerte die Tasse mit beiden Händen.
    »Was soll er denn ausgefressen haben, der Bursche?« Tante Dela rückte sich einen Stuhl zurecht und setzte sich Karini gegenüber. Karini hob den Blick. Sie war Tante Dela dankbar für ihr Interesse.
    »Er soll Masra Pieter umgebracht haben. Aber er war es bestimmt nicht. Henry könnte nie einen Menschen töten!« Karini war zutiefst von Henrys Unschuld überzeugt.
    »Oooh«, machte Tante Dela und schüttelte dann den Kopf. »Nein, wie so einer sah mir dein Henry nun wirklich nicht aus.«
    »Bist du schon wieder da?« Beke kam verschlafen in die Küche, und Tante Dela klärte sie gleich über die Geschehnisse auf. Beke nahm sich eine Tasse und setzte sich ebenfalls an den Tisch. »Oh. Und nun?«
    »Ich weiß es nicht.« Karini war zutiefst verzweifelt. Wie hatte die Situation nur so verfahren werden können? Sie war allein in einem fremden Land, hatte kein Geld, keine Wohnung, keine Fahrkarte zurück in die Heimat, keine Arbeit, trug ein Kind unter dem Herzen und ihr Geliebter saß im Gefängnis und wartete auf seine Auslieferung. Sie spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen und schluchzte leise.
    »Hör mal«, sagte Beke plötzlich, »ich habe eine Idee. Ich habeeinen Mann gehabt die letzten Wochen, der kam fast jeden Abend zu mir. Er ist Polizist.« Karini blickte sie an und sah, dass Beke die Schultern zuckte. »Ja, auch die haben offensichtlich ihre Schwächen. Also, ich kann ihn ja fragen, ob man was machen kann. Für deinen Henry. Oder damit ihr zusammen nach Surinam reisen könnt.«
    Karini streckte dankbar die Hand aus und drückte die von Beke. Das war immerhin eine Möglichkeit »Oh Beke, würdest du das tun?«
    Beke nickte. »Es kann natürlich sein, dass ich dem Kerl ein bisschen vom Preis nachlassen muss für diese Information …«, fügte sie hinzu.
    »Ich zahle es dir aus. Bitte, bitte frag ihn«, rief Karini.
    »Das werde ich, aber bis morgen früh wirst du dich gedulden müssen.« Beke drückte nun ihre Hand. »Außer, du willst noch einmal zu Onkel Alvers in die Wirtschaft«, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
    Das wollte Karini nicht. »Nein, ich werde hier warten. Das heißt, wenn ich darf?«, sie warf Tante Dela einen fragenden Blick zu.
    »Ja, ist ja schon gut, du kannst hierbleiben«, sagte diese zu Karinis Erleichterung. »Aber wenn sie deinen Henry nicht laufen lassen oder ihr beide irgendwie auf das Schiff kommen dürft, will ich ab übermorgen wieder Miete haben«, fügte sie in geschäftsmäßigem Ton hinzu.
    »Ja, Tante Dela.« Wo sollte sie sonst auch hin?
    In der Nacht war an Schlaf nicht zu denken. Karini taperte in der kleinen Küche hin und her und wartete sehnsüchtig auf die Rückkehr der Mädchen. Hoffentlich war dieser Mann heute auch zu Beke gekommen.
    Der Morgen graute bereits, als Karini die ihr wohlbekannten Schritte und Stimmen im Hinterhof hörte. Sie sprang auf undriss die Tür auf, lange bevor die Mädchen überhaupt davorstanden. »Beke?«
    »Sch, sch. Du weckst noch die Nachbarn. Geh rein … ich erzähle dir gleich alles.«
    Tante Dela war im Morgenrock in der Küche aufgetaucht und schürte das Feuer im Herd, um Kaffee zu kochen.
    Beke ließ sich müde auf einen Stuhl fallen. »Hat mich ’ne ganze Extrarunde gekostet. Nur, dass du es weißt, ich bekomm einen rijksdaalder von dir.«
    »Ja, bekommst du! Nun erzähl!«
    Beke räusperte sich. »Also, der Kerl hat gesagt, dass wenn sie ihn verhaftet haben, kann man da nicht viel machen. Außer, er will ausbrechen und für den Rest seines Lebens auf der Flucht sein.« Sie grinste schief. »Aber er hat gesagt, wenn man ihn zurück in die Kolonie schaffen will und du unbedingt dort mit hinwillst, dann geht das nur als seine Frau«, sie kicherte, »also als Henrys Frau, meine ich. Dann dürfen sie euch nicht trennen und müssen dich auch mitnehmen.«
    Karinis Hoffnung schwand. Das war nicht gerade die Nachricht, die sie erwartet hatte. »Ja, aber wir sind doch gar nicht verheiratet!«
    Tante Dela beugte sich über den Tisch. »Na ja Kindchen, heiraten kann man immer und überall. Und in Anbetracht der Umstände sollte sich doch ein Priester finden lassen, der euch traut, wenn auch im Gefängnis. Himmel, immerhin bist du schwanger! Kein Priester wird euch unter diesen Umständen die Ehe verwehren.« Sie klatschte plötzlich in die Hände. »Ich habe eine Idee«, rief sie aufgeregt. »Johanne, hattest du nicht unter deinen Kunden einen Pfarrer?«
    Johanne nickte
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