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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge
Autoren: Brent Weeks
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Kopf das Flaggschiff zerschmettern konnte. Das Ungeheuer war mindestens zwanzig Schritt breit, und es war jetzt nur noch fünfzig Schritt von dem Schiff entfernt.
    An der Backbordreling standen Männer mit Luntenschlossmusketen, von denen teils dichter schwarzer Rauch emporstieg. Andere loderten auf, als unmittelbar vor dem Schuss die Lunten das Pulver in den Pfannen entzündeten. In Hauptmann Eisenfausts und Karris’ Händen formte sich bereits leuchtendes Luxin zu Wurfgeschossen. Auf den Kanonendecks sah Gavin Männer die Kanonen mit Pulver für Schüsse befüllen, die sie niemals würden rechtzeitig abfeuern können.
    Die anderen Schiffe der Flotte wirkten wie Zuschauer bei einem Faustkampf. Männer hockten mit offenen Mündern auf der Reling, und viel zu wenige luden zumindest ihre Musketen.
    Dutzende von Seeleuten, die das nahende Ungeheuer angestarrt hatten, wandten nun ihren Blick ab, um zu sehen, welches neue Unheil da wohl gerade in die Luft geschossen kam. Ein Mann im Mastkorb deutete brüllend auf Gavin.
    Und Gavin hing mitten in der Luft, während Verhängnis und Zerstörung nur Sekunden von seinen Leuten entfernt waren – und warf alles, was er hatte, dem Meeresdämon entgegen.
    Eine funkelnde, sich drehende Wand aus vielfarbigem Licht schoss von Gavin aus auf den Meeresdämon zu.
    Gavin konnte nicht sehen, was passierte, als sie den Meeresdämon traf, ja nicht einmal, ob sie ihn überhaupt getroffen hatte.
    Es gab ein altes parianisches Sprichwort, das Gavin gehört, dem er aber nie Beachtung geschenkt hatte. »Wenn du einen Berg wirfst, wirft der Berg dich zurück.«
    Die Zeit setzte wieder ein, unangenehm schnell. Gavin hatte das Gefühl, als sei er mit einem übermannsgroßen Knüppel geschlagen worden. Er wurde zurückgerissen, Sterne explodierten vor seinen Augen, er streckte wie eine Katze die Krallen aus, krümmte sich, versuchte sich zu drehen – und tauchte zwanzig Schritt weiter hinten mit einem neuen markerschütternden Schlag ins Wasser.
    Licht ist Leben. Jahre des Krieges hatten Gavin gelehrt, nie unbewaffnet zu bleiben; Ungeschütztsein ist schon eine Vorstufe zum Tod. Gavin fand den Weg zur Wasseroberfläche und begann sofort zu wandeln. In all den Jahren, die er damit verbracht hatte, tausende Male an der Vervollkommnung seines Gleiters zu scheitern, hatte er außerdem seine Methode perfektioniert, sich aus dem Wasser zu befreien und ein Boot zu wandeln – keine leichte Aufgabe. Wandler hatten ständig Angst davor, ins Wasser zu fallen und dann nicht wieder herauszukönnen.
    Und so stand Gavin schon nach wenigen Sekunden auf dem Deck eines neuen Gleiters und wandelte bereits die Schaufelröhren, während er zugleich versuchte, sich ein Bild von der Lage zu verschaffen.
    Das Flaggschiff schwamm noch immer; eine Reling war abgerissen, und die Planken der Backbordseite hatten riesige Kratzer davongetragen. Also musste sich der Meeresdämon abgewandt haben und hatte das Schiff kaum gestreift. Im Drehen hatte er jedoch anscheinend erneut mit dem Schwanz geschlagen, denn einige der kleinen Segeljollen in der Nähe waren vollgelaufen, und Männer sprangen ins Wasser, während andere Schiffe bereits Kurs auf sie genommen hatten, um sie dem Maul des Meeres wieder zu entreißen.
    Und wo zum Teufel war der Meeresdämon?
    Auf den Decks schrien Menschen – keine Rufe des Jubels, sondern des Schreckens. Sie zeigten auf …
    Oh, Scheiße.
    Gavin begann, so schnell wie möglich Licht die Röhren hinabzuschleudern. Aber der Gleiter sprang immer erst verzögert an.
    Der riesige, dampfende, rotglühende Hammerkopf tauchte keine zwanzig Schritt entfernt aus dem Wasser und kam schnell näher. Gavin beschleunigte und erreichte die gewaltige Stoßwelle, die eine so große, das Meer durchpflügende plumpe Masse verursachte. Die vordere Seite des Hammerkopfes war eine einzige knotige und stachelige Wand.
    Aber die sich aufbäumende Stoßwelle half Gavin, sich vom Meeresdämon wegzubewegen. Er glitt sie hinab ins Wellental.
    Und dann öffnete sich das kreuzförmige Maul und zerteilte den gesamten Hammerkopf in vier Richtungen. Als sich der Meeresdämon nun darauf verlegte, das Wasser einzusaugen, statt es vor sich herzuschieben, verschwand die Stoßwelle abrupt. Und Gavins Gleiter wurde wieder in Richtung Maul zurückgeschwemmt.
    Mitten ins Maul hinein. Das offene Maul war mindestens zwei- oder dreimal so breit, wie Gavin groß war. Meeresdämonen konnten ganze Meere verschlucken. Der Körper zuckte
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