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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge
Autoren: Brent Weeks
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Hauptmann Eisenfaust, war so aufmerksam gewesen, ihr dafür zwei entsprechende schwarze Gewänder mitzubringen. Sowohl Jacke als auch Hose dieser Kluft bestanden aus mit Luxin getränkter Baumwolle. An manchen Stellen eng, aber überall geschmeidig, waren diese Kleidungsstücke in erster Linie geschaffen, um Bewegungsfreiheit zu verleihen, daneben dienten sie jedoch auch dazu, die gestählten Körper der Schwarzgardisten zur Schau zu stellen. Aber auch wenn das Ächzen und Schwitzen ein fester Bestandteil von Karris’ Leben war, bedeutete das nicht, dass sie jeden dahergelaufenen Schnösel auf Deck daran teilhaben lassen wollte.
    »Darf ich?«, fragte Eisenfaust, der gerade auf Deck kam. Der Hauptmann der Schwarzgardisten war ein riesiger Mann. Und ein guter Anführer. Klug, zäh und verdammt einschüchternd. Als Karris nickte, nahm er sein Kopftuch ab und legte es säuberlich zusammen. Es war eine fromme parianische Sitte, dass die Männer aus Respekt vor Orholam ihren Kopf bedeckten. Aber es gab Ausnahmen, und wie viele Parianer glaubte auch Eisenfaust, dass das Gebot erst dann galt, wenn sich die Sonne voll und ganz über den Horizont erhoben hatte.
    Eisenfaust hatte sein borstiges schwarzes Haar früher geflochten getragen, aber nach der Schlacht von Garriston und dem Tod so vieler seiner Schwarzgardisten hatte er sich den Kopf als Zeichen der Trauer völlig kahl rasiert – auch das eine parianische Sitte. Das Kopftuch, das einst seine Glorie bedeckt hatte, bedeckte jetzt seinen Gram.
    Gütiger Orholam. All die toten Schwarzgardisten, viele von ihnen gleichzeitig durch eine einzige explodierende Granate getötet, einen Zufallstreffer, der sich nicht um ihre herausragenden Fähigkeiten im Kämpfen und Wandeln geschert hatte. Karris’ Mitstreiter. Ihre Freunde. Ein gähnender Abgrund hatte sich aufgetan, der alles verschlang außer ihren Tränen.
    Eisenfaust trat neben Karris, führte seine Hände zusammen und trennte sie dann, so dass sie ihm nach oben und nach unten zugleich Deckung boten. Es war der Beginn des Marsh Ka. Ein gut geeigneter Anfang, wenn die Muskeln nicht warm waren. Außerdem benötigte das Ka nicht viel Platz, so dass ihre Bewegungen von der Enge des Vorderdecks nicht behindert wurden. Hinabgleiten, umdrehen, Tritt nach hinten, dann ein Rundumtritt, auf dem anderen Fuß landen, das Gleichgewicht wiederfinden – das war auf dem schaukelnden Deck nicht ganz so einfach wie sonst.
    Eisenfaust übernahm die Führung, und Karris überließ sie ihm gern. Die Matrosen der dritten Wache warfen verstohlene Blicke auf sie, aber Karris und Eisenfaust waren im Grau der frühen Morgendämmerung kaum sichtbar, und die Blicke der Wachen blieben unaufdringlich. Diese Bewegungen waren Karris und Eisenfaust zur zweiten Natur geworden. Karris konzentrierte sich ganz auf ihren Körper; die Verspannungen, die das Schlafen auf dem Holzboden hinterlassen hatte, waren schnell wegtrainiert, die älteren Schmerzen jedoch ließen sich nicht so rasch vertreiben – ihre Trainingsverletzung, die ihr immer Hüftbeschwerden bereitete, die Schmerzen in ihrem linken Knöchel, den sie sich im gemeinsamen Kampf mit Gavin gegen einen Grünwicht verstaucht hatte.
    Nicht mit Gavin. Mit Dazen. Orholams Fluch komme über ihn.
    Eisenfaust ging zu Koricks Ka über und steigerte schnell die Geschwindigkeit – erneut eine gute Entscheidung für einen so engen Raum. Rasch konzentrierte sich Karris darauf, ihre wirbelnden Rundumtritte noch ein klein wenig zu verlängern und den Tritt nach hinten noch etwas weiter und höher ausschlagen zu lassen. Sie war nicht annähernd so groß wie Eisenfaust, aber er konnte seine langen Glieder mit unglaublicher Geschwindigkeit zu Tritten und zu Schlägen mit der Speerhand herausschnellen lassen. Sie musste sich schwer ins Zeug legen, um bei dem von ihm vorgegebenen Tempo mitzuhalten.
    Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über den Horizont, und sie setzten ihre Übungen noch fort, bis sich beinahe der ganze Sonnenball über den Horizont geschoben hatte. Anscheinend hatte sich Eisenfaust ebenfalls schwer ins Zeug legen wollen. Während sie keuchend durchatmete und sich mit auf die Oberschenkel gestützten Händen nach vorn lehnte, wischte er sich mit einem Tuch die Stirn ab, machte vor der aufgegangenen Sonne das Zeichen der Sieben, hauchte ein kurzes Gebet und band sich die Ghotra um den rasierten Kopf.
    »Ihr wünscht etwas«, sagte er.
    Er griff nach einem zweiten Tuch und warf es ihr zu.
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