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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks
Autoren: Jochen Thies
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vom Staat, von dem er die Kosten für Uniform, Ausrüstung, Wäsche und Unterkunft seiner Soldaten zu bestreiten hatte. Die von ihm befehligten Soldaten standen nur für einen Teil des Jahres zur Verfügung. Bei den Handwerkern der Garnison verdienten sie sich zusätzliches Geld oder halfen daheim bei der Ernte. Mühsam konnten die Bismarcks die ihnen Anvertrauten zusammenhalten beziehungsweise auf ausgedehnten Reisen neue Soldaten anwerben.
    Der zweitälteste Sohn von Karl Alexander, Friedrich Adolf Ludwig von Bismarck, brachte es während der Jahre 1814/15 bis zum Generalmajor und preußischen Militärgouverneur in Leipzig. Zwei andere Bismarck-Söhne nahmen hingegen ihren Abschied vom Militär.
    Der jüngste Sohn von Karl Alexander, Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck, kehrte im Jahre 1802 auf seinen Besitz zurück, sehr zum Unwillen des Königs. Er half seinem kranken Vater auf den Gütern von Schönhausen, das damals etwa 1000 Einwohner zählte. Erst zwei Jahre später gestattete der Monarch dem Vater des späteren Reichskanzlers, den Titel »Rittmeister a.   D.« zu führen. Die Schlösser der preußischen Könige in Berlin und Potsdam blieben für die Bismarcks trotz des Rückzugs in Reichweite. Man pflegte wie zur Zeit von Friedrich II. den Kontakt zu den Prinzen. Das Leben und Treiben in den Berliner Salons und anderen Gesprächskreisen in der preußischen Hauptstadt ging jedoch an den Schönhausener Bismarcks vorbei. Nicht einmal ins Theater scheint Karl Wilhelm Ferdinand gegangen zu sein, wenn er sich im Winter für längere Zeit in Berlin aufhielt. »Eine regional beschränkte Klasse ohne Weitblick« hat Golo Mann diesen Typus von Landjunker genannt.
    In den Gesichtskreis des Königs geriet die Familie Bismarck aber spätestens am 19.   Oktober 1806, wenige Tage nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt. Mit seiner Leibschwadron, umringt von den Einheiten des Generalfeldmarschalls von Blücher, gelang dem Monarchen mithilfe des Schönhausener Landjunkers bei Tangermünde die Flucht über die Elbe. Er revanchierte sich bei Karl Wilhelm Ferdinand mit dem Geschenk eines prachtvollen Hengstes. Kurz darauf erreichten die Franzosen Schönhausen und wenige Tage später auch Berlin.
    Der Zusammenbruch Preußens – die königliche Familie war bis ins ostpreußische Memel geflüchtet – fiel mit einer wichtigen privaten Entscheidung in der Familie Bismarck zusammen. Wenige Wochen zuvor hatte Karl Wilhelm Ferdinand die bürgerliche Wilhelmine Louise Mencken geheiratet. Im Frieden von Tilsit verlor Preußen seine gesamten westlich der Elbe gelegenen Gebiete sowie die im Osten seit 1772 von Polen gewonnenen Territorien. Das Königreich des Napoleon-Bruders Jérôme rückte auf Sichtweite an den Besitz der Schönhausener Bismarcks an der Elbe heran. Andere Bismarcks, die im Raum Stendal Besitzungen hatten, waren von Preußen nun abgeschnitten. Die Altmark existierte nicht mehr. Einer der linkselbischen Bismarcks, Levin Friedrich Christoph August, stellte sich den neuen Herren als Präfekt im Departement Elbe zur Verfügung.
    Wenige Jahre später kam es 1810 in Preußen im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen zur Bauernbefreiung, die das Leben auf dem Lande radikal veränderte und die bisherigen Besitzverhältnisse revolutionierte. Von nun an konnte jeder Bürger Besitz erwerben, ein Privileg, das bis dahin dem Adel vorbehalten gewesen war.
    In den napoleonischen Befreiungskriegen engagierten sich die Bismarcks für ihren König. Am Zug des Majors Schill, der in den Straßen von Stralsund tragisch endete, nahm Heinrich Friedrich von Bismarck, der spätere Besitzer des Schlosses Schönhausen II , als Leutnant teil. Einige Jahre später lagerten die Lützower Jäger, angeführt von Theodor Körner, in Schönhausen. Die neuen Freiwilligen leisteten in der trutzigen Kirche ihren Eid. Man schmetterte Lieder von Luther bis Arndt. Einer der Brüder Ferdinands, Leopold, beteiligte sich am Kampf gegen Napoleon und wurde bei der Völkerschlacht von Leipzig schwer verwundet. Eine Gedenktafel in der Kirche von Schönhausen erinnert an ihn und die anderen Gefallenen des Ortes.
    Ferdinands künftiger Schwiegervater Anastasius Ludwig Mencken, der einer alten Gelehrtenfamilie entstammte, diente drei preußischen Königen. Friedrich II. berief den Juristen als geheimen Kabinettsekretär. Menckens Hauptaufgabe bestand darin, den Willen des Königs richtig zu interpretieren und Kabinettsordres zu entwerfen. Auch im Umfeld des
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