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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks
Autoren: Jochen Thies
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wechselten. Aber immer wieder hatten sie zur Folge, dass Schönhausen von marodierenden Soldaten heimgesucht und schließlich im Jahre 1642 auch das Schloss zerstört wurde.
    Zwei Söhne von Valentin von Bismarck verließen die verwüstete Gegend und gingen zum Studium nach Leiden in Holland, also in ein calvinistisches Umfeld. Später trat Ludolf, der ältere der beiden, in die Dienste des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg. Sein Bruder Augustus wurde zunächst Soldat in der schwedischen Armee. Später diente er in Frankreich und warb auf Reisen, die ihn bis nach Italien führten, Soldaten an. Weitere Brüder dienten als Soldaten in Schweden und in Brandenburg. Valentin Busso, der Zweitjüngste, kam einmal nach Schönhausen, als Ort und Schloss gerade von den Schweden, also von den eigenen Verbündeten, gebrandschatzt worden waren. Verwundete schleppten sich ihm entgegen, Tote säumten die Dorfstraße. Nahezu alles war zerstört. Valentin Busso half beim Wiederaufbau.
    Im Jahre 1640 erließ der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm die Order, dass alle in französischen oder schwedischen Diensten stehenden Brandenburger ihren Einsatz zu beenden hätten, anderenfalls würden sie ihren Besitz verlieren. Widerwillig kehrten die Bismarcks nach Schönhausen zurück, das wie ganz Deutschland Jahrhunderte brauchte, um sich von der Katastrophe des Dreißigjährigen Kriegs zu erholen. Augustus wurde nun Hauptmann in der brandenburgischen Armee, Ludolf kurbrandenburgischer Kriegskommissar, Valentin Busso ebenfalls Hauptmann.
    Brandenburg gehörte zu den Profiteuren des Westfälischen Friedens und konnte sein Territorium erheblich ausweiten. Aber sein Hauptproblem blieb ihm erhalten: die Zerrissenheit seines Staatsgebiets zwischen Hinterpommern und dem Rheinland. Dies hatte zur Folge, dass die Armee weiter ausgebaut wurde. Die Ausgaben für das Militär betrugen weitaus mehr als die Hälfte des preußischen Staatsetats, und dies hatte wiederum Auswirkungen auf die Bismarcks. Sie entwickelten sich immer mehr zu einer Familie von Militärs und Staatsbeamten und gerieten zunehmend ins Blickfeld des Landesherrn. Maßgeblichen Anteil am preußischen Sieg gegen die Schweden bei Fehrbellin im Jahre 1675 hatte Christoph Friedrich von Bismarck, ein Neffe von Augustus. Es hatte die Ehre, die erbeuteten Fahnen und Standarten des Gegners in die Residenz zu bringen. Friedrich Wilhelm schickte ihn später nach Ungarn. Dort war er an der Belagerung und Eroberung des von den Türken gehaltenen Ofen beteiligt, dem heutigen Budapest. Am Ende seiner militärischen Laufbahn wurde er im Range eines Generalmajors Kommandant von Küstrin. Er war damit der erste Bismarck, der in preußischen Diensten den Generalsrang erreichte.
    1701 wurden die preußischen Kurfürsten Könige, Herrscher der »Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches«, wie ihr Territorium genannt wurde. Im gleichen Jahr wurde das Schloss in Schönhausen fertiggestellt, in dem Otto von Bismarck später auf die Welt kam. Ein Haus mit Anspruch, nicht ohne Zufall zur gleichen Zeit geplant und errichtet, als in Berlin das Schlüter’sche Stadtschloss entstand. Bauherr war August von Bismarck, ein Mann, der in vielfacher Hinsicht seinem Vorfahren Klaus von Bismarck im 14.   Jahrhundert ähnelte. Wie sein Vorfahr erweiterte August konsequent durch Zukäufe den Familienbesitz. 1710 ernannte ihn der König zum Landrat der Altmark und erlaubte ihm den Betrieb einer Fähre über die Elbe. Der Rat der Stadt Tangermünde hatte sich zuvor gegen die Beauftragung ausgesprochen.
    Seinen ältesten Sohn August Friedrich entsandte August von Bismarck im Jahre 1711 in das Kürassier-Regiment von Hans Heinrich von Katte. Dessen Sohn Hans Hermann hatte ein tragisches Schicksal. Er war mit dem preußischen Kronprinzen eng befreundet und wurde nach einem gescheiterten gemeinsamen Fluchtversuch 1730 auf Anordnung des Königs hingerichtet. Die Entscheidung fiel im Jagdschloss des sogenannten Soldatenkönigs in Königs Wusterhausen bei Berlin. Zu den ersten Amtshandlungen von Friedrich dem Großen als Monarch gehörte später, den Vater und die Familie des toten Freundes in den Grafenstand zu erheben und Katte zum Generalfeldmarschall zu befördern.
    Ähnlich brillant wie bei den Verwandten, wenn auch nicht im eigenen Land, verlief die militärische Karriere von Ludolf August von Bismarck, einem Vetter von August. Sie schien frühzeitig beendet, als er als Regimentskommandeur in Magdeburg im
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