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Die Bischöfin von Rom

Die Bischöfin von Rom

Titel: Die Bischöfin von Rom
Autoren: Manfred Böckel
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Tatsache, daß das Mosaik der Episcopa Theodora sich erhalten hat.
    Was die keltische Herkunft Theodoras angeht, so gibt es auch dafür ein sehr deutliches Indiz auf dem Mosaik. Die Bischöfin, die ansonsten schlicht gekleidet ist, trägt am Halsausschnitt ihres Kleides die weißen, roten und dunkelblauen Farben der Dreifachen Göttin, einer der wichtigsten keltischen Gottheiten – und dies kann kein Zufall sein, denn die sakrale Bedeutung dieser Farbkombination (die, wie im Buch gelegentlich dargestellt, alternativ auch weiß, rot und schwarz sein konnte) war in der Spätantike noch allgemein bekannt. Der Roman folgt hier also einer durchaus wahrscheinlichen Realität; der Name Branwyn freilich ist erfunden.
    Was weitere – auf den ersten Blick vielleicht verblüffende – Aussagen des Buches betrifft, sollen an dieser Stelle noch einige erläuternde Hinweise gegeben werden.
    So erhärtet die moderne religionsgeschichtliche Forschung immer stärker die Vermutung, daß Mirjam von Magdala (Maria Magdalena) die Ehefrau Jesu war: besser gesagt, des Rabbi Jeschu, der nach jüdischem Gesetz sogar verheiratet sein mußte, um das Amt eines Rabbiners ausüben zu können. Ebenso scharte Jesus sowohl Jünger als auch Jüngerinnen um sich; auch darin sind sich unvoreingenommene Religionswissenschaftler mittlerweile einig. Unbestritten ist inzwischen die Alleinschuld der Römer an der Kreuzigung Jesu; es handelte sich um ein militärisches Standgerichtsverfahren, an dem kein Jude Anteil hatte. Die Vermutung, wonach Jesus jedoch höchstwahrscheinlich nur scheintot war, hat der Autor in seinem Sachbuch ›Scheintod auf Golgatha‹ zu untermauern versucht; für die spätere Wanderung des Galiläers nach Indien (Kaschmir) gibt es ernstzunehmende Indizien.
    Mehrfach wird im Roman das kimmerische (walisische) Adelsgeschlecht der Tudurs erwähnt. Seine Abstammung von der Insel Môn Mam Cymru (Anglesey) ist historisch; etwa ein Jahrhundert nach dem Auftreten der Episcopa Theodora ging Uther Tudur, genannt Pendragon, aus dieser Familie hervor: der Vater König Arthurs. Im Spätmittelalter gelangte das Geschlecht unter dem anglisierten Namen Tudor auf den englischen Königsthron. Nachgewiesen ist der Rote Drache als Wappentier der Tudurs, erst die Tudorkönige ersetzten ihn durch das englische Staatswappen.
    Bei der Beschreibung der Insel Avalon (heute Glastonbury) folgte der Autor archäologischen Befunden und anderen modernen historischen Erkenntnissen, so daß sich im Buch ein durchaus realistisches Bild dieses äußerst bedeutenden Zentrums des weiblichen Druidentums in Britannien ergibt. Dasselbe gilt hinsichtlich des medizinischen Könnens der Druiden; Schädeltrepanationen durch keltische Ärzte sind vielfach nachgewiesen, und aufgrund sehr deutlicher Hinweise in spätantiken Quellen hätte auch die im Roman geschilderte Bauchoperation durchaus im Rahmen des Möglichen gelegen. Ferner verwendeten die Kelten Brotschimmel als Penicillingabe; das Wissen darum hat sich in ehemals keltischen Regionen Europas bis heute erhalten. Was schließlich die Schrift der Kelten anbelangt, so kannten sie neben dem griechischen und lateinischen Alphabet auch die eigenständige keltische Ogham-Schrift sowie das sogenannte Baumalphabet, dessen Buchstaben mit den Bezeichnungen für Bäume (A = Ahorn, B = Birke) identisch waren.
    Bei der Verknüpfung der Geschichte des Märtyrers Sebastian mit der fiktiven Kirche Sancta Magdalena auf dem Celiushügel habe ich von der künstlerischen Freiheit Gebrauch gemacht. Das Aufkommen des öffentlichen Reliquienkults zur Handlungszeit des Romans sowie die historischen Hintergründe der Sebastianuslegende sind jedoch authentisch.
    Der Massenmord in der Basilika Santa Maria Maggiore (Sancta Maria Maiora), der dem Patriarchat angelastet werden muß, ist historisch gesichert; im Gegensatz zur Romanhandlung ereignete er sich aber erst im Jahr 366.
    Geschichtliche Tatsache ist ebenso die Ermordung Kaiser Julians am 26. Juni 363 durch einen christlichen Römer. Julian war dem Patriarchat wegen seiner Toleranzedikte, mit deren Hilfe er Glaubensfreiheit und Gleichberechtigung der verschiedenen christlichen sowie der heidnischen und jüdischen Weltanschauungen durchzusetzen versuchte, ein Dorn im Auge – und wird bis zum gegenwärtigen Tag von der katholischen Kirche abfällig als Julian Apostata (Julian, der Abtrünnige) bezeichnet. Das zynische Spottgedicht des Bischofs Ephraim (der später von der katholischen
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