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Die Bienenkönigin

Titel: Die Bienenkönigin
Autoren: Aufbau
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stand vom Diwan auf, stellte sich vor den Spiegel und taxierte mich gleichmütig. Von Maja hatte ich gehört, wenn
     eine Frau einer anderen die Haare löste, könne sie dadurch kosmische Kräfte unter Kontrolle bringen und Zerstörung bewirken,
     und auch wenn Du vielleicht denken magst, damit hätte es nichts auf sich, erwachte doch eine furchtbare Angst in mir, als
     ich hinter ihr stand und mitansah, wie Du gemächlich ihre
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Zöpfe löstest und das kupfern glänzende Haar befreitest, das meinem ähnelte, und es so zärtlich berührtest, als es um ihre
     Schultern wallte, feucht von Schweißtropfen, und mich schließlich auffordertest, es zu kämmen. »Halt – sachte da« , ermahnte sie mich, als ich an verhedderten Strähnen zog. »Ja« , pflichtetest Du ihr bei, »sei nicht so grob, sondern hole dir lieber Rowena dazu, dass sie dir bei der Toilette hilft.« Als
     ich mit Rowena zurückkehrte, sah ich Dominique zwischen den Schmuckstücken auf meiner Frisierkommode nach Haarspangen suchen,
     die sie anschließend in ihr Haar steckte, das du inzwischen zu neuen Zöpfen geflochten hattest und zu einer Krone auf ihrem
     Kopf türmtest. »Wie bezaubernd« , schwelgtest Du und schicktest mich in unseren Garten, Winden zu pflücken. Als ich damit zurückkehrte, musste ich zuschauen,
     wie Du sie launig in ihre Haarkrone flochtest. Deine Wünsche ahnend, hatte Rowena bereits einen Schwamm mit Eau de Jasmine
     getränkt und reichte ihn Dir. Ich sah, wie sich Dominique im parfümierten Badewasser räkelte, das Du ihr angerichtet hattest,
     und ich musste zusehen, wie Du mit dem Schwamm ihre Brüste liebkostest, bis die geschwollenen Knospen zum Küssen einluden.
     Oh, Talbot, wie ich Dich hasse.
    Ich habe die REGELN nie in Frage gestellt. Nie hat es Zweifel gegeben, was sie betrifft. Maja war umfassend in Kenntnis gesetzt
     und ich nicht weniger. Du hattest Maja eröffnet, Deine erotischen Angelegenheiten seien derart chaotisch geworden, dass sie
     mit Arbeit und Heim in Konflikt gerieten, und Deine Passion für die Schönheit
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habe Dich inspiriert zu einer Lösung: Akeru. So hatte Deine Suche nach einer Mätresse begonnen, die es wert war, dort die
     Herrschaft anzutreten. Die werde ich mir von Dir nicht wieder nehmen lassen. Ich bin diejenige, die Du zu Akerus Königin erwählt
     hast. Ich tue alles – habe alles getan, Dir zu gefallen, und ich bin den REGELN wortgetreu gefolgt. Mag sein, dass Du mich
     in kommenden Jahren weniger begehren wirst. Dem kann ich gefasst entgegensehen. Und wenn es so weit ist, findest Du in mir,
     wie bereits jetzt, eine eifrige Bundesgenossin, deren einziges Bestreben es sein wird, Deine extremsten Wünsche zu erfüllen
     und all Dein Verlangen zu befriedigen. Bis ich aus dem Waisenhaus davonlief … nun, es dürfte nicht schwierig sein, sich vorzustellen,
     warum Kontrolle mir so viel bedeutet. Ich habe sie nie besessen – aber jetzt gehört sie mir. Sie ist mein Leben, mein Glück
     – sie hält mich geistig gesund, ausgeglichen, verleiht mir die Kraft, meine Eignung auszuloten, deine Erwartungen zu erfüllen
     und Akeru zu bewahren als ein selbstgenügsames Königreich der Schönheit und der Lust – zu Deinem Wohlgefallen, das ich beglückt
     mit Dir teile.
    Maja wusste sehr wohl, wonach Du suchtest und wie sie sie finden konnte, die permanente Mätresse, die in der Lage wäre, Dein
     rastloses Interesse zu bändigen und Deinen ruhelosen Geist zu besänftigen, eine mit allen Kompetenzen ausgestattete Verwalterin
     Deines Liebeslebens. Zum Dank würdest Du dieser Mätresse ein Haus bauen (was Du ja auch tatest – das Paradies Akeru) , es auf ihren Namen eintragen lassen, ein Treuhandkonto
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für sie einrichten, um ihr lebenslang Unabhängigkeit sowie Sicherheit zu garantieren. Welche Frau, die nie ein Heim besessen
     hat, die Sinnlichkeit liebt und alles Schöne, die keine Kinder haben kann, würde nicht liebend gern sterben für ein solches
     Angebot. Ich war überwältigt und fühlte mich zutiefst geehrt, von Dir erwählt zu sein. Von Geburt an musste ich in Waisenhäusern
     leben, hatte nie Gelegenheit, ein annehmbares Verhältnis zu meinen wahren Eltern zu finden, und hörte deswegen auf, mich auf
     reale Personen zu beziehen – sondern nutzte meine Phantasie, Ersatz in Idealbildern zu finden. Wer könnte das Wunschbild einer
     sorgenden Mutter besser verkörpern als Maja – und wer wäre geeigneter, väterliche Autorität darzustellen? Dass keiner von
     euch
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