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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen
Autoren: Anselm Gruen
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Eindringlichkeit kaum entziehen: Der Glaube hat Konsequenzen. Er muss sich ausdrücken in einem Leben, das dem vollkommenen Gesetz der Freiheit entspricht.

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PETRUS: BRIEFE AN EINE GEMEINDE
     
    Der erste Petrusbrief ist etwa zwischen 70 und 100 entstanden. Der Autor beruft sich auf die Autorität des Petrus, um die Christen, die unter der Feindschaft römischer Behörden und ihrer heidnischen Umwelt leiden, zu ermutigen. Er will sie zu einem Leben aus der Hoffnung ermutigen in einer Situation, die nach außen hin den Glauben immer mehr erschwert. Wer in der lebendigen Hoffnung auf das unzerstörbare Heil lebt, den können die Prüfungen nicht bezwingen (1 Petr 1,3–12). Er kann im Leiden trotzdem aus der Freude leben. Wer im Eifer für das Gute lebt, der kann von bösen Menschen nicht wirklich verletzt werden (1 Petr 3,13).
    Der erste Petrusbrief ruft auch uns auf, «einem jeden gegenüber bereit zur Antwort zu sein, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung in euch» (1 Petr 3,15). Wer trotz der Leiden an der Hoffnung festhält, der hat verstanden, wer Jesus ist und was Jesu Erlösung für ihn bedeutet. Und er legt durch seine Existenz Zeugnis ab für Jesus Christus.
    Manche Exegeten meinen, dass der erste Petrusbrief auf eine urchristliche Taufansprache zurückgehe. Der Brief meditiert das Geheimnis der Taufe. In der Taufe sind wir aus einer «verkehrten, von den Vätern überkommenen Lebensweise» (1 Petr1,18) losgekauft worden. Wir sind frei geworden von den Lebensmustern, die uns gefangen halten. Die Taufe hat uns zu neuen Menschen gemacht. Der Geist Jesu hat uns auch von psychischen Strukturen befreit, die uns am Leben hindern. So lädt uns der erste Petrusbrief ein, das Geheimnis unserer Taufe zu meditieren. In der Taufe sind wir neue Menschen geworden. Wir sind nicht festgelegt durch unsere Erziehung und durch unsere Lebensmuster. Der Geist Jesu dringt tief ein in die Strukturen unserer Seele und will uns mit der Liebe Jesu Christi erfüllen, um unsere Wunden zu heilen und uns zu einem neuen Miteinander zu befähigen.
    Der zweite Petrusbrief ist wohl die späteste Schrift des Neuen Testamentes. Er ist zwischen 110 und 150 von einem hellenistischen Judenchristen verfasst worden, der sich auf die Autorität des Petrus beruft und seinen Brief als Testament an die Gemeinden versteht, die nicht wie im ersten Petrusbrief von außen bedroht werden, sondern inneren Gefahren durch Abfall und Irrlehren ausgesetzt sind.
    Der Autor sieht das Heil, das uns in Christus zuteil wurde als «Anteil an der göttlichen Natur» (2 Petr 1,4). Wir sind in unserer ganzen Natur durch Christus anders geworden, vergöttlicht worden. Doch diese Verwandlung unserer Existenz muss sich in einem neuen Verhalten ausdrücken, in Tugenden wie Selbstbeherrschung, Ausdauer, Frömmigkeit, Brüderlichkeit und Liebe (2 Petr 1,5–7). Der Autor übersetzt die Erfahrung des christlichenHeils in hellenistisches Denken, das beeinflusst war durch verschiedene religiöse Richtungen aus Persien, Griechenland und Ägypten. Unser Heil besteht in einer neuen göttlichen Kraft, in Tüchtigkeit und in der Herrlichkeit Gottes, die uns in Christus zuteil wird.
    Das ist eine Aussage, die auch auf die heutige Sehnsucht der Esoterik eingeht und heute die Menschen zu faszinieren vermag. Der Autor vermag die Verklärung Christi in wunderbaren Bildern zu beschreiben. Die Botschaft von der machtvollen Ankunft Christi und seiner Herrlichkeit auf dem Berg ist für uns wie ein «Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2 Petr 1,19). Der zweite Petrusbrief fordert uns heraus, das Licht der biblischen Botschaft in unsere Zeit zu bringen, damit die Dunkelheit dieser Zeit von Christus erleuchtet wird.
     
     

I
     
hr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein zu Eigen erworbenes Volk, damit ihr die Großtaten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares Licht. Die einst Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes-Volk; die kein Erbarmen fanden, haben nun Erbarmen gefunden.
    ERSTER PETRUSBRIEF 2,9–10

43
JOHANNES: BRIEFE AN EINE GEMEINDE
     
    Die drei Johannesbriefe sind vermutlich alle vom selben Verfasser geschrieben. Der Autor stammt aus dem Bereich der johanneischen Gemeinden. Er setzt das Johannesevangelium voraus. Und er versucht, gegen eine Fehlinterpretation des Johannesevangeliums auf die richtige
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