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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis
Autoren: Stefan Wolf
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wie jemand, der noch nie gelacht hat.
    Wieder leierten sie ihr: »Eine Spende für ... «
    Dann streckte Narbengesicht seine teigige Hand aus.
    Gaby wollte sich abwenden. Beinahe wäre ihr Rad umgekippt. Sie konnte es gerade noch festhalten, war aber jetzt eingekeilt zwischen den beiden.
    Hinter sich fühlte sie die Hauswand. Zwischen den Bettelmönchen sah sie die Menschenmenge. Aber jedermann hastete vorbei, ohne auf die kleine Gruppe zu achten.
    Gaby wusste: Selbst unter Tausenden kann man allein sein wie am Ende der Welt, weil die meisten Menschen sich vor Einmischung scheuen. Die Ausrede, man hätte mit sich selbst genug zu tun, gilt für so viele.
    Narbengesicht zog seine Hand nicht zurück.
    »Was ist?«, sagte er barsch. »Gib eine Spende!«
    Gaby schlug das Herz bis zum Hals. »Ich habe kein Geld.«
    »Nein?« Der Bettelmönch beugte sich vor und starrte in den Einkaufskorb. »Da ist doch dein Geldbeutel!« Verzweifelt überlegte sie. Dann besann sie sich auf ihren Mut.
    »Ich gebe nichts.«
    »Nein? Das hört sich ganz anders an. Eben hattest du kein Geld. Wenn du aber Geld hast und nichts gibst, tust du Unrecht. Der göttliche Erlöser der Sünder ist auch für dich da.«
    »Darauf lege ich keinen Wert.«
    »Das ist schlecht von dir, Kleine. Hast du nun Geld?« »Es gehört mir nicht.«
    »Keine Ausflüchte. Du hast Geld und es ist deine Pflicht für den göttlichen Erlöser zu spenden. Es muss nicht viel sein.«
    In diesem Moment stieß Glotzauge Gaby von der Seite an. Erschreckt wandte sie ihm den Kopf zu. Aber sie bemerkteNarbengesichts blitzschnelle Bewegung. Sofort sah sie zum Einkaufskorb. Ihre kleine Hand schoss vor.
    Aber Narbengesicht hielt den Geldbeutel bereits in der Faust. Mit einer raschen Fingerbewegung wollte er ihn in den Ärmel seiner Kutte stoßen. Gaby packte sein Handgelenk.
    »Das ist Diebstahl!«, rief sie.
    »Halt den Mund!«, zischte Narbengesicht. »Sonst fängst du eine, dass...«
    Weiter kam er nicht.
    Stattdessen befanden sich seine himmelblauen Beine plötzlich waagerecht in Brusthöhe. Seine Kutte flatterte. Ein Wirbelsturm schien ihn von den Füßen und in die Lüfte zu reißen. Aber dann – wie das bei harten Judowürfen üblich ist – änderte sich die Richtung. Narbengesicht krachte auf den Rücken, dass sich der Staub von den Steinplatten hob.
    Ächzend, mit aufgesperrtem Mund, blieb er liegen.
    »Es ist ja sonst nicht meine Art, jemanden hinterrücks zu packen«, sagte Tarzan. »Aber für langatmige Verwarnung blieb keine Zeit. Wollte er dich bestehlen, der Mistkerl?«
    Gaby nickte. Ihr Gesicht war blass geworden. Doch wie Flammen der Empörung kehrte das Blut jetzt zurück.
    »Er hat meinen Geldbeutel!«
    »Unerhört, dieser tätliche Angriff!«, rief Glotzauge. Aber er war zwei Schritte zurückgewichen. »Grombali!«, redete er den anderen an. »Bist du verletzt?«
    Grombali versuchte aufzustehen. Unter den roten Strichen war sein Gesicht wie Lehm.
    Tarzan bückte sich und hob Gabys Geldbeutel auf.
    »Den hast du eben aus dem Ärmel geschleudert«, sagte er zu Grombali. »Das war deutlich zu sehen.«
    »Lüge!«, rief Glotzauge. »Du bist mit dem Satan im Bunde. Ihr habt euch verschworen gegen die frommen Jünger aus Atlantis. Ihr benutzt jeden Trick, um uns in Verruf zu bringen. Alles ist Lüge!«
    »Er weiß es«, ächzte Grombali. »Aber er wird weiterlügen. Störe dich nicht daran, Argoub.«
     
    Argoub verdrehte seine Glotzaugen himmelwärts, als schwebe soeben Chedli Hamouda auf einem fliegenden Teppich vorbei. Doch davon konnte keine Rede sein, obwohlschräg gegenüber ein Fachgeschäft für Orientteppiche seine Waren anpries.
    Grombali blieb liegen.
    Tarzan freilich wusste genau, dass er ihn nicht zu hart geworfen hatte. Verletzt war der Bettelmönch bestimmt nicht.
    Passanten blickten her. Aber nur zwei Männer blieben stehen.
    Der mit dem roten Bulldoggengesicht nahm seine Zigarre aus dem Mund.
    Zu Tarzan sagte er: »Lass die armen Mönche in Ruhe, du Strolch! Genügt es dir und deinesgleichen nicht, dass ihr auf euren verdammten Motorrädern die Stadt unsicher macht! Dass ihr alles zerstört! Musst du dich auch noch an diesem frommen Spinner vergreifen!«
    »Ich glaube, Sie verwechseln mich«, sagte Tarzan. »Erstens habe ich kein Motorrad, sondern nur meinen Drahtesel. Zweitens zerstöre ich nichts! Und drittens sind diese Witzfiguren in blauer Kutte keine frommen Spinner, sondern brutale Trickbetrüger. Vor 20 Minuten haben sie einer hilflosen Greisin
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