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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
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Hana haben sich schon wenige Wochen später von ihm verabschiedet und seine Asche unter dem Applaus aller seiner Freunde und Verwandten in die Schlucht gestreut. Wir haben seinen Namen so laut hinausgeschrien, dass er von den Wänden der Grube widerhallte. Dennoch bin ich mir sicher, dass Zeke heute an ihn denkt, genau wie wir anderen auch, auch wenn diese letzte Ferox-Mutprobe dem Andenken von Tris gewidmet ist.
    » Ich muss dir etwas zeigen « , sagt Shauna und schlägt ihre Decke zurück, um den Blick auf die komplizierten Metallschienen an ihren Beinen freizugeben. Die Schienen reichen bis zu ihren Hüften und werden von einer Konstruktion gestützt, die sie sich um den Bauch geschnallt hat.
    Sie grinst mich an, und mit einem knirschenden Geräusch stellt sie ihre Füße auf den Boden und steht langsam und etwas stockend auf.
    Trotz des ernsten Anlasses lächele ich.
    » Sieh mal einer an « , sage ich. » Ich hatte ganz vergessen, wie groß du bist. «
    » Caleb und seine Laborkollegen haben sie für mich gemacht « , sagt sie. » Ich hab den Dreh noch nicht ganz raus, aber er meint, dass ich damit eines Tages vielleicht wieder rennen kann. «
    » Schön « , antworte ich. » Wo ist er überhaupt? «
    » Er und Amar warten am Ende des Drahtseils « , sagt sie. » Jemand muss dort sein, um den Ersten aufzufangen. «
    » Er ist immer noch ein ziemlicher Waschlappen « , sagt Zeke. » Aber ich gewöhne mich langsam an ihn. «
    » Hm « , murmle ich nichtssagend. Eigentlich habe ich mich mit Caleb versöhnt, aber ich halte es immer noch nicht sehr gut in seiner Nähe aus. Seine Gesten, sein Tonfall, sein Benehmen erinnern mich an sie. Sie machen ihn zu einem bloßen Schatten von Tris, und das ist nicht genug, aber gleichzeitig auch zu viel.
    Ich will gerade noch etwas sagen, als der Zug einfährt. Er rast auf uns zu und hält dann mit quietschenden Bremsen am Bahnsteig. Jemand steckt den Kopf aus dem Fenster des Führerhauses – es ist Cara, ihr Haar ist zu einem strengen Zopf geflochten.
    » Steigt ein! « , befiehlt sie.
    Shauna setzt sich wieder in den Rollstuhl und schiebt sich durch die Tür, Matthew, Christina und Zeke folgen ihr. Ich steige als Letzter ein und gebe Shauna die Urne, dann stelle ich mich in die Tür und umklammere den Griff. Der Zug setzt sich wieder in Bewegung, nimmt mit jeder Sekunde Fahrt auf, und ich höre das Schnarren und Sirren der Gleise und spüre, wie die Energie auf mich überspringt. Der Wind peitscht mir ins Gesicht und zerrt an meinen Kleidern und ich sehe, wie sich die Stadt vor mir ausbreitet, ein Meer aus Gebäuden im Sonnenlicht.
    Nichts ist mehr so wie früher, aber daran habe ich mich längst gewöhnt. Wir haben alle einen neuen Platz für uns gefunden. Cara und Caleb arbeiten in den Laboratorien auf dem Gelände des ehemaligen Amts, das inzwischen als Unterabteilung des Agrarministeriums dafür zuständig ist, die Landwirtschaft noch effizienter und ertragreicher zu machen. Matthew arbeitet irgendwo in der Stadt in einer psychiatrischen Forschungseinrichtung – als ich ihn das letzte Mal fragte, saß er gerade an einem Projekt über das menschliche Gedächtnis. Christina hat einen Job in einer Agentur gefunden, die Menschen aus der Zone, die in die Stadt ziehen wollen, bei der Umsiedlung unterstützt. Zeke und Amar sind jetzt Polizisten und George trainiert die Polizeitruppe – Ferox-Jobs, wie ich sie nenne. Und ich bin Assistent von Johanna Reyes, die jetzt eine unserer Regierungsrepräsentantinnen ist.
    Ich halte mich auch an dem anderen Griff fest und lehne mich aus dem Waggon, während er sich in eine Kurve legt, sodass ich in luftiger Höhe über der Straße zwei Stockwerke unter uns hänge. Ich verspüre ein Kitzeln im Magen – der Adrenalinkick, von dem ein wahrer Ferox nie genug bekommt.
    » Hey. « Christina tritt neben mich. » Wie geht es deiner Mutter? «
    » Gut, nehme ich an « , antworte ich. » Aber das wird sich noch zeigen. «
    » Bereit für die Seilrutsche? «
    Ich starre die Schienen an, die sich vor uns nach unten neigen und dann auf Höhe der Straße weitergehen.
    » Ja « , sage ich. » Tris hätte sich gewünscht, dass ich es zumindest mal versuche. «
    Beim Klang ihres Namens spüre ich einen Stich, ein schmerzhaftes Zucken, und ich fühle, dass mir die Erinnerung an sie noch immer teuer ist.
    Christina blickt auf die Schienen und lehnt sich für einen Augenblick gegen meine Schulter. » Ich glaube, du hast recht. «
    Meine Erinnerungen an
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