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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
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eine Weile dauern. Veränderung kostet Zeit, genau wie Heilung.
    Evelyn lässt ihre Tasche auf das Sofa fallen. » Danke, dass du mir erlaubst, für ein Weilchen bei dir zu wohnen. Ich verspreche auch, dass ich bald eine andere Bleibe finden werde. «
    » Kein Problem « , sage ich. Ihre Gegenwart macht mich nervös und auch die Vorstellung, dass sie meine wenigen Habseligkeiten durchstöbert und durch die Wohnung streift. Aber wir können nicht für immer auf Abstand bleiben. Immerhin habe ich ihr versprochen, zu versuchen, die Kluft zwischen uns zu überbrücken.
    » George meint, er könnte ein wenig Unterstützung brauchen, um eine Polizeitruppe auszubilden « , sagt Evelyn. » Du hast dich nicht freiwillig gemeldet? «
    » Nein « , erwidere ich. » Ich habe es dir gesagt, ich rühre keine Waffe mehr an. «
    » Das stimmt. Du benutzt jetzt stattdessen Worte « , entgegnet Evelyn und rümpft die Nase. » Ich vertraue Politikern nicht. «
    » Mir wirst du vertrauen, weil ich dein Sohn bin « , sage ich. » Außerdem bin ich kein Politiker. Jedenfalls noch nicht. Nur ein Assistent. «
    Sie setzt sich an den Tisch und schaut sich um, neugierig und wachsam wie eine Katze.
    » Weißt du, wo dein Vater ist? « , fragt sie.
    Ich zucke mit den Schultern. » Ich habe gehört, dass er die Stadt verlassen hat. Ich habe nicht gefragt, wohin er gegangen ist. «
    Sie stützt das Kinn in die Hand. » Gab es nichts, was du ihm noch sagen wolltest? Gar nichts? «
    » Nein « , antworte ich. Ich lasse meinen Schlüsselbund um den Finger kreisen. » Ich wollte ihn einfach hinter mir lassen – in der Vergangenheit, wo er hingehört. «
    Vor zwei Jahren, als ich ihm inmitten des Schneetreibens im Park gegenüberstand, habe ich etwas begriffen: Als ich ihn damals vor den Augen der Ferox im Merciless Mart angegriffen habe, hat mich das nicht über den Schmerz, den er mir zugefügt hat, hinweggetröstet; genauso wenig, wie wenn ich ihn angeschrien oder beleidigt hätte. Der einzige Ausweg war, ihn loszulassen.
    Evelyn wirft mir einen seltsamen, forschenden Blick zu, dann durchquert sie den Raum und öffnet die Tasche, die sie auf dem Sofa abgelegt hat. Sie nimmt einen Gegenstand aus blauem Glas heraus. Er sieht aus wie fallendes Wasser, eingefangen in einem Augenblick.
    Ich weiß noch, wie sie ihn mir gegeben hat. Ich war noch klein, aber nicht zu klein, um zu begreifen, dass es bei den Altruan ein verbotener Gegenstand war, nutzlos und daher eigennützig. Ich habe sie gefragt, wozu das Ding gut sei, und sie sagte: Es tut nicht direkt etwas. Aber es könnte hier drin etwas bewirken. Dann berührte sie ihr Herz. Schöne Dinge können das manchmal.
    Jahrelang war es ein Symbol meines stillen Trotzes, meiner hilflosen Weigerung, ein gehorsames, unterwürfiges Altruan-Kind zu sein, und zudem ein Symbol für den Widerstand meiner Mutter, obwohl ich sie damals für tot hielt. Ich versteckte es unter meinem Bett, und an dem Tag, an dem ich beschloss, die Altruan zu verlassen, legte ich es auf meinen Schreibtisch, damit mein Vater es sehen konnte, damit er meine und auch ihre Stärke sehen konnte.
    » Während du fort warst, hat mich das hier an dich erinnert « , sagt Evelyn und presst das Glas an sich. » Es hat mich daran erinnert, wie mutig du warst, wie mutig du immer gewesen bist. « Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen. » Ich dachte, du könntest es jetzt vielleicht hierbehalten. Schließlich war es von Anfang an für dich bestimmt. «
    Ich traue meiner Stimme nicht, daher erwidere ich nur ihr Lächeln und nicke.
    Die Frühlingsluft ist kalt, aber ich lasse das Fenster des Trucks herunter, damit ich den Wind auf der Haut spüre und die kalte Luft in den Fingerspitzen brennt, als Erinnerung an den anhaltenden Winter. Ich halte am Bahnhof in der Nähe des Merciless Mart an und nehme die Urne von der Rückbank. Sie ist silbrig und schlicht, ohne jede Gravur. Nicht ich, sondern Christina hat sie ausgesucht.
    Ich gehe den Bahnsteig entlang zu einer kleinen Gruppe, die mich bereits erwartet. Christina steht bei Zeke und Shauna, die mit einer Decke über dem Schoß im Rollstuhl sitzt. Sie hat jetzt einen besseren Rollstuhl, einen, der ohne Griffe auf der Rückseite besser zu manövrieren ist. Daneben steht Matthew, seine Zehen ragen über die Kante des Bahnsteigs.
    » Hi « , sage ich und trete neben Shauna.
    Christina lächelt mich an und Zeke klopft mir auf die Schulter.
    Uriah ist nur wenige Tage nach Tris gestorben, aber Zeke und
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