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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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unpersönlich, als sie ihn unterbrach: »Du willst diese Nachforschungen persönlich anstellen?«
    Ihr Blick ging unwillkürlich zu seinem rechten Ärmel, als sie die Frage stellte; dann lief sie dunkelrot an. Ohne jeden Zweifel war unvermittelt die Erinnerung wach geworden. Pendrake lächelte und sagte rasch: »Ich fürchte, es gibt sonst niemanden. Sobald ich einige Fortschritte gemacht habe, werde ich zu Blakeley gehen und mich bei ihm dafür entschuldigen, daß ich ihn so schlecht behandelt habe. Bis es soweit ist, bin ich jedoch auf mich selbst angewiesen, und ich bezweifle auch, daß es jemanden gibt, der für diese Sache besser fähig wäre, als ich.« Er runzelte die Stirn. »Da ist natürlich die unangenehme Tatsache, daß ein einarmiger Mann leicht auffällt.«
    Sie hatte sich wieder in Gewalt. »Ich wollte vorschlagen, daß du dir eine Armprothese und eine Fleischmaske besorgst. Es ist anzunehmen, daß jene Leute Zivilmasken getragen haben, da du sie so schnell als solche erkannt hast. Du hast jedoch die Möglichkeit, die fast hundertprozentig perfekte Militärausführung aufzutreiben.«
    Sie stand auf und schloß mit gleichmäßiger Stimme: »Was deinen Brief betrifft, in dem du mein Verschwinden aus Crescentville für erforderlich hältst, so habe ich bereits an meine alte Firma geschrieben; sie werden mich mit Sicherheit wieder in meine frühere Stellung einstellen. Das ist der Grund, weswegen ich mit dir sprechen wollte. Ich werde das Haus noch heute nacht verlassen, und von morgen früh ab hast du freies Feld, um deine Nachforschungen anzustellen. Viel Glück.«
    Sie blickten einander an, und Pendrake war von dem abrupten Abbruch der Unterhaltung und von ihren letzten Worten bis ins Innerste erschüttert. Sie trennten sich wie zwei Leute, die unter immensen Spannungen gestanden hatten.
    »Und das«, dachte Pendrake, als er wieder im grellen Sonnenschein stand, »trifft genau den Kern der Wahrheit.«
    Er blieb über Nacht in Crescentville. Verwaltungspersonal für das Haus mußte angestellt und – nebst vielem anderen – Dandy in den Stall des großen weißen Hauses zurückgebracht werden. Es war fast Mitternacht, als Pendrake beschloß, vor dem Schlafengehen noch ein Bad zu nehmen.
    Er legte sich in der Badewanne zurück und begann, die Bandage vom Stumpf seines rechten Armes zu lösen. Sie war in den letzten Tagen unangenehm, ja sogar schmerzerregend gewesen. Als die Bandage entfernt war, schickte er sich an, sich vornüber zu beugen, um den etwa zehn Zentimeter langen Stumpf ins warme Badewasser zu tauchen.
    Er erstarrte.
    Und wollte seinen Augen nicht trauen.
    Dann stieß er einen Schrei aus.
    Er sank zurück, zitternd. Und dann starrte er ein zweites Mal, noch genauer. Es konnte kein Zweifel mehr bestehen. Der Arm war um gute fünf Zentimeter gewachsen. Und da waren die feinen Umrisse von Fingern und einer Hand, winzig klein, doch unverkennbar. Sie sahen wie eine Strukturveränderung des glatten Fleisches aus.
    Es war nahezu drei Uhr morgens, bevor er sich genug entspannt hatte, um einschlafen zu können. Er hatte die verstrichene Zeit dazu benützt, sich sein Gehirn nach einer Erklärung des Phänomens zu zermartern, und es schien ihm, daß er die einzig mögliche Ursache des Wunders gefunden hatte. In all den vergangenen aufregenden Tagen hatte er nur mit einem einzigen Gegenstand zu tun gehabt, der sich von allen anderen Objekten auf der Welt grundsätzlich unterschied: der Motor.
    Jetzt erst recht mußte er ihn finden! Es schien eigenartig, daran zu denken, daß er ein Besitzrecht an der Maschine haben könnte; doch nach allem, was geschehen war, nach der Heimlichtuerei und den Drohungen gegen ihn und vor allem nach dem wundersamen Vorgang mit seinem Arm, schien es, als ob die Maschine mehr und mehr in seinen Besitz übergegangen war. Die Schlußfolgerung, die er daraus zog, kurz bevor er einschlief, war überzeugend: Die Maschine würde demjenigen gehören, der sie in seinen Besitz bringen konnte.

 
4
     
    Es war der 8. Oktober, kurz nach Mitternacht. Pendrake schritt durch den Stadtteil Riverdale in New York, Kopf und Schultern gesenkt und verbissen gegen einen starken Ostwind eingestemmt. Die Straße war gut erleuchtet, und er spähte zu den Hausnummern hinauf, als er vorübereilte.
    Nummer 432 war das dritte Haus von der Straßenecke, und er ging daran vorbei bis zur Straßenlampe. Den Rücken gegen den Wind gekehrt, blieb er im hellen Schein stehen und blickte noch einmal auf seine
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