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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wichtig genug, um sie sofort zu beantworten.
    Was für ein gottverdammtes Chaos, dachte er, während er sich auf seinem Schreibtischstuhl herumdrehte und eine Collage mit Fotos von Nicci und den Mädchen betrachtete. »Was für ein gottverdammtes Chaos«, wiederholte er laut. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, lehnte er sich zurück und starrte an die Decke.
    Könnte er doch nur die Uhr zurückdrehen …
    Wie viele Idioten hatten das vor ihm schon gedacht, weil sie, wie er, ihre Chance nicht ergriffen hatten? Wenn er könnte, bis wohin würde er die Uhr zurückdrehen? Zu dem Moment, als sie vom Boden aufgestanden war, um sie vom Gehen abzuhalten? Zu dem Anruf in ihrer Schule, um etwas anderes zu sagen? Oder noch weiter zurück?
    Nein. Jenen Abend würde er am liebsten immer wieder erleben. Mit einer Lizzie, die nicht wie ein ängstliches Häschen davonrannte und sein Glücksgefühl wie ein Kartenhaus zusammenfallen ließ.
    Auf merkwürdige Art hatte der Verlust von Nicci Lizzie und ihn zusammengeführt. Doch nun drohte diese Verbindung wieder zu zerbrechen. Und das fühlte sich an, als wäre eine Hälfte von ihm abgetrennt worden.
    Er musste sie finden, beschloss David. Er brauchte eine letzte Chance, um sie umzustimmen. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass sie ihn für einen Idioten hielt. Dass sie ihn nicht auf dieselbe Weise liebte wie er sie. Dann würde zwischen ihnen wenigstens Frieden herrschen. Wahrhaftigkeit. Es gab keine Rückkehr, aber vielleicht könnten sie einen Weg für die Zukunft finden. Was hatte er schon zu verlieren? Er würde ihre Bedingungen akzeptieren, wie immer sie aussehen mochten. Er wollte seine Wahlfamilie zurückhaben. Und vor allem die Freundschaft mit Lizzie.
    Als Erstes würde er bei Si und Jo vorbeifahren, obwohl er nicht gerade erpicht darauf war, Jo wiederzusehen. Ihr Gesichtsausdruck an Weihnachten, als er erzählte, er habe mit Lizzie geschlafen, würde ihn noch eine ganze Weile verfolgen. Aber vielleicht war Lizzie auf dem Friedhof? Er hatte keine Ahnung, wo sich das Grab ihrer Mutter befand, aber das ließ sich problemlos herausfinden. Wenn der Friedhof nicht zu weit entfernt wäre, könnte er bis Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein.
    Doch zunächst würde er seine Suche bei Si und Jo beginnen. Von neuer Tatkraft erfüllt, schickte er Si eine SMS . Sag Jo nicht, dass ich gefragt habe, aber ist Lizzie bei euch? Dann drehte er sich zu seinem Schreibtisch um und googelte schon einmal die umliegenden Friedhöfe für den Fall, dass Sis Antwort ein Nein sein sollte.
    Plötzlich ertönte unten im Garten das Knacken von Holz. David erstarrte. Draußen war nichts zu sehen, bis auf die kümmerlichen Überreste des Gemüsebeets und den verrottenden Haufen an Laub, das er im November zusammengerecht und danach mitten auf dem Rasen hinterlassen hatte. Als Sam und Tom das letzte Mal vor Weihnachten hier gewesen waren, hatten sie den Laubhaufen als Torpfosten benutzt.
    Ein erneutes Knacken. Diesmal blicke David rechtzeitig von seinem Computer auf, um zu sehen, wie das Gerüst der Stangenbohnen zusammenfiel und dahinter für einen Moment ein roter Haarschopf aufblitzte.
    David glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Da war es wieder. Er war sich ganz sicher. Eine kastanienrote Strähne.
    Er spürte, wie in seiner Tasche das iPhone vibrierte.
    Nicht hier , lautete die Antwort. Bei dir. Verrate Jo nicht, dass ich den Plan verraten habe, sonst bin ich Hackfleisch. Lösch die SMS .
    Lizzie war nicht bei Si, sondern hier, bei ihm. Und wenn Jo einen Plan ausgeheckt hatte, um Lizzie und ihn zusammenzubringen, dann gab es noch Hoffnung. Wie gebannt starrte David hinunter auf Lizzies kastanienroten Lockenkopf, den sie über die kahle Erde beugte. Der Anblick, wie sie neben den Blumenbeeten kauerte, hatte ihn durch all die langen Sommertage hinweg begleitet und getröstet. Erst durch ihre Anwesenheit hatte er sich in seinem eigenen Haus wieder wohlgefühlt.
    »Ich freue mich so, dass du wieder da bist.«
    Erschrocken ließ Lizzie die Gartenschere fallen und wirbelte herum. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und der Magen rutschte ihr in die Kniekehlen.
    »David, verdammt, ich dachte … Entschuldige, ich wäre nicht … Man hat mir gesagt, du wärst nicht da.«
    »Tja, Fehlanzeige.« Mit dem Kopf deutete er auf einen umgedrehten Blumentopf und fragte: »Hast du was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?«
    »Nein, natürlich nicht.« Lizzie schluckte. »Es ist dein Gar ten.
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