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Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Titel: Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Autoren: Ute Wegmann
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diese lebenswichtigen, auf bauenden Stoffe sind in den Bananen. Wer es glaubt.
    Meine Mutter glaubt es. Und ich muss deshalb auch dran glauben. Und muss sie essen, die Bananen.
     
    Als wir die Haustür öffnen, fliegt ein Vogelschwarm über die Hausdächer. Ben starrt in den Himmel und kneift die Augen zusammen.
    »Das sind Pfuhlschnepfen«, stellt er fest.
    »Was für Dinger?«, frage ich.
    »Pfuhlschnepfen. Die leben in Kanada und können bis zu elftausend Kilometer ohne Pause fliegen. Dabei verlieren sie am Tag nur ein halbes Gramm Körpergewicht.«
    »Und wieso fliegen die so weit?«
    »Die überwintern in Neuseeland. Das finden sie wohl gut. Also machen sie sich auf den Weg und fliegen manchmal auch über Köln-Süd.«
    »Du spinnst!«, sage ich. »Wieso weißt du so was?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Ich könnte noch nicht mal tausend Kilometer in einem Auto sitzen ohne Pause.«
    »Du kannst ja auch nicht während der Fahrt pinkeln. Das können die Schnepfen aber.«
    »Echt?« Die Pfuhlschnepfen fangen an, mich zu interessieren.
    »Meine Oma hat früher immer über ihre Freundin Elisabeth gesagt: ›Die alte Schnepfe!‹ Ich glaube, das war ein Schimpfwort.«
    »Ist es aber nicht mehr. Nike hat letztens zu ihrer Freundin Lilith gesagt: ›Coole Schnepfe, hast ja voll die Ausdauer.‹«
    Ben ist vor einem Stapel mit Sperrmüll stehen geblieben. Matratzen, Regale, ein Stuhl, von dem weiße Farbe abblättert, eine Kiste mit alten Porzellanschalen und Vasen, alles liegt übereinander. Ein paar Sachen sehen noch ganz gut aus. Ben bückt sich und fischt eine türkisfarbene Glasvase aus einem Müllsack.
    »Die könntest du Zara schenken«, sagt er.
    Mein Kopf wird feuerrot.

    »Oder du deiner Mutter«, antworte ich sauer.
    Das war ziemlich gemein, aber Ben muss mich ja nicht wegen Zara ärgern, nur weil er weiß, dass ich sie nett finde.
    Er antwortet nicht, hält aber die Vase fest und setzt sich in Bewegung. Richtung Schule. Er geht immer schneller. Das macht er, wenn er wütend ist. Ich gehe hinter ihm. An der Ampel hole ich ihn ein. Wir reden kein Wort. Überall sind schon unsere Schulkameraden mit ihren Müttern. Manchmal tragen die Mütter sogar die Tornister oder Rucksäcke.
    Irre, denke ich, würde meine Mum niemals machen. Da müsste schon meine Schulter gebrochen sein oder wenn ich einen Arm verloren hätte. Dann würde ja der Tornister auch nicht halten.
    Als wir den Schulhof erreichen, frage ich Ben möglichst normal: »Was machst du jetzt mit der Vase?«
    »Die ist für Frau Specht.«
    Zuerst finde ich das komisch, aber dann denke ich: Warum soll man nicht einer netten Lehrerin mal eine Vase schenken.
     
    Frau Specht gibt in unserer Froschklasse nicht nur Sportunterricht, sondern auch Deutsch.
    Heute sollen wir Gedichte schreiben, die sich reimen.
    Hilmar fehlt. Sein Platz ist leer.
    »AABB«, sagt Frau Specht, während sie die vier großen Buchstaben an die Tafel schreibt.
    Lena ist Klassenbeste in Deutsch. Kein Wunder, bei Lena zu Hause steht alles voller Bücher, sogar Flur, Küche und Toilette. Ihr Vater ist ein Professor für Irgendwas an der Universität, und Lena soll den ganzen Tag leise sein, weil ihr Vater lesen, denken und schreiben muss. Bens Vater und mein Dad lesen zwar nicht so viel, aber wir müssen auch leise sein. Damit sie sich ausruhen können.
    »Lena schreibt schon, obwohl sie das Thema noch gar nicht weiß!«, stelle ich fest.
    »Bei denen zu Hause kommt man sich vor wie in einem Museum«, sagt Ben. »Wie in einem Büchermuseum.« Er lacht, als habe er einen Witz gemacht.
    »Ich denke, du magst Museen?«
    »Nee, gar nicht! Nur weil ich ein paar Maler kenne, muss ich doch Museen nicht gut finden.«
    »Gibt es das überhaupt, ein Büchermuseum?«, frage ich.
    Ben schüttelt zuerst den Kopf, dann hält er inne. »Doch. Jetzt fällt es mir ein. Ich war mal mit meinen Eltern in einem Bilderbuchmuseum, in einer Burg. Ein Museum nur mit Bilderbüchern, aber man konnte auch malen.«
    »Ben!« Auf einmal wird Frau Specht ganz ernst. Sie setzt sich vor die Tafel, faltet die Hände und legt sie in den Schoß. Das macht sie sonst nie. Ich sehe, wie sie ganz tief einatmet, denn ihr Busen, der hebt sich plötzlich wie bei einem Erdbeben, und ihr Fleisch quillt so ein bisschen nach oben, aus ihrem sommerlichen Kleid.
    »Kinder«, so spricht sie normalerweise nicht, außer wenn einer Blödsinn gemacht hat.
    »Kinder«, wiederholt sie, »ihr seht, dass Hilmar heute fehlt. Dafür gibt es einen
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