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Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Titel: Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Autoren: Ute Wegmann
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Stange?«
    »Ja!«
    »Eine Lakritzbrezel mit Zucker?«
    »Ja!«
    »Gummikirschen?«
    »Ja!«
    »Willst du auch einen blauen Delfin? Der färbt aber deine Zunge und die Lippen!«
    »Klar!«
    »Und deine Mutter?«
    »Das geht doch wieder weg, oder?«, fragt Ben.
    »Meckert die nicht?«
    »Egal!«
    Die letzte Klappe klappt zu.
    Als unsere Tüten gefüllt sind, natürlich befindet sich in beiden Tüten original das Gleiche, setzen wir uns vor Sias Kiosk auf die Zeitungstruhe und genießen unsere wundervolle Auswahl.
    Ben lutscht alle Weingummis und Lakritzen, deshalb braucht er doppelt so lange wie ich.
    »Oh, my son«, höre ich plötzlich neben meinem linken Ohr eine Stimme. Sie klingt nach meiner Mutter. Mist. Die Tüte ist noch ziemlich voll.
    »Sun?«, flüstert Ben und schaut mich an. »Sagt sie immer ›meine Sonne‹ zu dir?«
    »Son mit O, du Hirni!«, sage ich leise. »Sooohn.« Und ich ziehe das O extra lang, damit Ben es kapiert.
    »What are you doing there?«, fragt meine Mutter.
    »Das siehst du doch, Mama, wir essen«, grinse ich.
    »Sweets?«
    »Ja, hallo, Ruby, nur so ein paar«, antwortet Ben vorsichtig.
    »Sweets are monsters for your teeth.«
    Sie lässt nicht locker. Wenn meine Mutter einmal ein Thema hat, verbeißt sie sich wie eine Zecke. Monster! So eine kleine Tüte Süßigkeiten, davon wird schon nichts passieren. Sie hat einfach zu viel Fantasie.
    »Süßigkeiten sind gut«, sage ich. »Nach einem langen Tag brauchen wir was Schönes und Beruhigendes für das Herz.«
    Ben kriecht in seine halb volle Tüte, weil er loslachen möchte.
    »Für das Herz?« Plötzlich spricht meine Mutter Deutsch. »Okay, habe ich verstanden. Das ist wichtig. Dann müsst ihr weiteressen.«
    Sie dreht sich um und geht über den Bürgersteig Richtung Haustür.
    Ben und ich schauen uns verdutzt an. Ben hat mit Lutschen aufgehört und guckt meiner Mutter hinterher.
    »So schnell hat sie noch nie aufgegeben«, stellt er fest. Er versteht sie wirklich überhaupt nicht.
    Ich verstehe sie meistens, aber auch nicht immer.
    »Musst du nicht nach Hause?«, frage ich ihn.
    »Doch. Schon lange!« Ben springt von der Kiste.
    Ich schaue auf die Uhr, die im Kiosk an der Wand hängt. »Ohohoh, ich muss zum Tennistraining.«
    »Das gibt Ärger«, ruft Ben, »aber es hat sich voll gelohnt.«
    Ben reibt sich den Bauch. Ich reibe mein Herz. Wir grinsen.
    »Sollen wir morgen endlich die zweite Tennisstunde nachholen?«, dreht er sich noch mal um.
    »Lass uns lieber mit den Schwimmübungen anfangen.«
    »Jetzt schon?« Er klingt wieder ein bisschen verzweifelt. »Wie soll ich das bloß schaffen?«
    »Keep cool!«, sage ich. »Heute Nacht lass ichmir was einfallen. Morgen gibt es einen tollen Plan.«
    Ben atmet ganz tief ein und grinst. Unsicher und glücklich. Beides zur gleichen Zeit. Er weiß natürlich, dass er sich auf mich verlassen kann. Genauso wie ich mich auf ihn.
     
    Als ich nach dem Training die Haustür öffne, telefoniert meine Mutter. Ich höre nur einzelne Wortfetzen, halbe Sätze, mal laut, mal leise, weil sie im Zimmer auf und ab geht.
    »…   love hurts   … broken hearts   … teardrops   … in my eyes   … hate him so much   … cannot stand it   … have to go   …«
    Ihre Stimme klingt total belegt, als hätte jemand eine Scheibe Leberkäse draufgebunden. Weint sie vielleicht? Ich halte mein Ohr an die Tür. Ich schaue durchs Schlüsselloch, aber der Schlüssel steckt, und ich sehe nichts.
    Hat sie Ärger mit Dad? Sie findet das manchmal gar nicht gut, dass er gefährliche Sachen machen muss. Dann hat sie Angst um ihn.
    Aber was heißt denn »…   have to go   …«? Will sie weg? Ich reiße die Tür auf. Erschrocken zuckt sie zusammen.
    »Wait a minute. Wait!«, sagt sie in den Hörer.»What’s up, darling?«, lächelt sie mich an. »Do you need me? Are you hungry?«
    »No.« Ich stiere in ihr strahlendes Gesicht.
    Sie ist putzmunter. Keine Teardrops in ihren Augen.
    »Du weinst nicht?«, frage ich.
    Da lacht sie auf und nimmt mich in den Arm. »O darling, o no, I’m talking to Paul about our new song.«
    Das hätte ich mir auch denken können, dass sie mit einem aus der Band über ein Lied spricht. Ich bin trotzdem erleichtert und höre, wie der Stein von meinem Herzen auf ihren rosa Teppich fällt.
    »Keep cool!«, ruft sie mir hinterher, als ich die Tür von außen zuziehe.
    Im gleichen Moment klingelt unser zweites Telefon, das Schnurtelefon, das ist nur für die Männer in dieser Wohnung. Nur
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