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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Autoren: Agatha Christie
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Miss Emily French. Die Untersuchung ergab, daß Miss French durch einen Schlag mit einem harten Gegenstand auf den Kopf getötet worden war. Sie muß sofort tot gewesen sein. Die Körpertemperatur und andere Faktoren deuteten darauf hin, daß der Tod zwischen halb zehn und zehn Uhr eingetreten sein mußte.»
    «Waren Anzeichen dafür vorhanden, daß Miss French sich gegen den Angreifer gewehrt hat?» fragte Myers.
    «Ich habe nichts davon bemerkt. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, daß der Schlag vörng unerwartet für sie kam.»
    Myers stellte keine weiteren Fragen und überließ Sir Wilfrid das Feld.
    «Herr Doktor, sagen Sie mir bitte genau, welche Stelle am Kopf getroffen worden ist. Es war doch wohl nur ein Schlag, nicht wahr?»
    «Ja, nur einer. Er traf links die Junktur der parietalen, der okzipitalen und der Schläfenknochen.»
    «Algemeiverständiich ausgedrückt hieße das?»
    «Die Stelle hinter dem linken Ohr.»
    «Kann man daraus schließen, daß der Schlag von einer linkshändigen Person ausgeführt worden ist?»
    «Das ist möglich, läßt sich aber nicht mit Bestimmtheit sagen.»
    «Erforderte dieser Schlag sehr viel Kraft?»
    «Keineswegs.»
    «Dann hätte er also auch von einer Frau ausgeführt werden können, nicht wahr?»
    «Gewiß.»
    Als nächste Zeugin ließ Myers Janet MacKenzie aufrufen. Eine ältere, männlich aussehende Schottin mit bärtiger Oberlippe und weißen Porzellanzähnen betrat den Gerichtssaal, und aus den Blicken, die sie dem Angeklagten zu schleuderte, ging deutlich hervor, daß sie nicht die geringste Sympathie für den jungen Mann hatte. Zu Beginn der Vereidigung hielt sie die Bibel in der linken Hand, bis der Gerichtsdiener sie darauf aufmerksam machte, daß sie in die rechte Hand gehöre.
    Myers wandte sich ihr mit einschmeichelnder Miene zu: «Sie waren also Gesellschafterin und Haushälterin bei der verstorbenen Miss Emily French?»

    «Ich war ihre Haushälterin. Halte nicht viel von Gesellschafterinnen. Armselige, schwächliche Kreaturen, die Angst haben, sich mal die Hände schmutzig zu machen.»
    «Ganz recht, ganz recht. Ich wollte damit ja auch nur sagen, daß Sie von Miss French geachtet und geschätzt wurden und ihr mehr waren als eine Angestellte.»
    «Zwanzig Jahre habe ich für sie gesorgt und ihr Vertrauen genossen, und manches Mal habe ich sie daran gehindert,eine Dummheit zu begehen. Sie war zu warmherzig und impulsiv.»
    «Wann haben Sie den Angeklagten zum erstenmal gesehen?»
    «Ende August kam er ins Haus. Erst einmal die Woche,dann zwei- oder dreimal. Scharwenzelte immer um sie herum, erzählte ihr, wie jung sie aussehe, und schmeichelte ihr, wenn sie etwas Neues anhatte.»
    Myers unterbrach hastig diesen Redefluß und veranlaßte sie, den Geschworenen noch einmal die Ereignisse des verhängnisvollen Abends zu schildern, was sie auch in epischer Breite tat.
    «Sind Sie ganz sicher?», fragte Myers schließlich, «daß es der Angeklagte war, dessen Stimme Sie gehört haben?»
    «O ja, ich kenne seine Stimme zur Genüge.»
    «Wie wissen Sie denn, daß die von Ihnen angegebenen Zeiten stimmen?»
    «Ich habe meine Uhr mit der meiner Freundin verglichen, und sie gingen ganz gleich. Und als ich dann gegen elf nach Hause kam» – hier zitterte ihre Stimme vor Erregung -, «lag die arme Seele am Boden. Ihr Kopf war eingeschlagen. Sämtliche Schubladen waren herausgezogen und der Inhalt durchgewühlt. Eine Vase lag zerbrochen auf dem Fußboden. Die Gardinen bauschten sich im Wind. Ich habe dann gleich die Polizei angerufen»
    «Glaubten Sie wirklich, daß es Einbrecher gewesen waren?»
    Sir Wilfrid erhob hier heftigen Einspruch, und der Richter ließ die Frage nicht zu. Statt dessen fragte Myers: «Was haben Sie getan, nachdem Sie die Polizei angerufen hatten?»
    «Ich habe das Haus nach einem Eindringling durchsucht, habe aber außer dem Durcheinander im Wohnzimmer nichts weiter entdeckt.»
    «Was wußten Sie eigentlich über den Angeklagten?»
    «Ich wußte, daß er Geld brauchte.»
    «Hat er Miss French um Geld gebeten?»
    «Nein, dazu war er zu schlau.»
    «Hat er Mrss French bei ihren Geschäftsangelegenheiten geholfen?»
    «Ja, das hat er getan, obwohl es gar nicht nötig war. Miss French hatte einen klaren Kopf für solche Dinge.»
    «Ist Ihnen bekannt, wann Miss French ihr letztes Testament machte?»
    «Das war am 8. Oktober. Ich hörte, wie sie am Tage vorher mit ihrem Rechtsanwalt telefonierte. Er solle kommen, da sie ein neues Testament machen
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