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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Lord
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»Es gibt noch einen dritten Vorschlag: Kolonien von Hybriden, selektiert auf sadirische Körpermerkmale und mentale Fähigkeiten und erzogen nach sadirischen Wertvorstellungen und Überlieferungen.«
    Ein spöttisches Lächeln kräuselte meine Lippen. Terraner: die Grundsubstanz jeder menschlichen Gensuppe in der Galaxis. Terra war die jüngste der künstlich gestalteten Welten, und die Terraner waren die jüngste menschliche Rasse, doch was ihnen an technischer und geistiger Entwicklung abging, machten sie mit schierem evolutionärem Potenzial wieder wett. Von anderen Menschen wurden sie für gewöhnlich voller Geringschätzung ignoriert, doch kaum fiel der Begriff hybride Energie , schon wurden die Terraner ungemein populär. Da Terra selbst noch unter Embargo stand, richtete sich die gesamte Aufmerksamkeit auf Cygnus Beta.
    »Nun?«, fragte ich ihn, »zu welcher Art von Sadiri gehören Sie? Zur zweiten oder zur dritten?«
    Über seine Züge legte sich eine reglose Starre, die ich als Zeichen tiefer Unsicherheit zu deuten gelernt hatte. »Noch wurde keine Entscheidung getroffen. Wir sind die Reserve.«
    Ich legte den Kopf schief und runzelte verwirrt die Stirn.
    Er sah mir kurz in die Augen, blinzelte und schaute wieder zur Seite, als wäre er tödlich verlegen. »Da viele unserer außerplanetaren Einsätze von Männern ausgeführt werden, haben mehr männliche als weibliche Sadiri die Katastrophe überlebt. Infolgedessen kam es bei Paarbildungen nach gewohntem Muster zu … Störungen. Deshalb wurde der Überschuss an Männern hierher in diese Kolonie geschickt. Der Wissenschaftsrat von Neu-Sadira wird nun dafür sorgen, dass baldmöglichst eine größere Zahl von weiblichen Kindern geboren wird. Bei unserer Lebenserwartung könnten diese Kinder unsere künftigen Frauen werden.«
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen und erkannte, dass er recht hatte. Die meisten Sadiri auf Cygnus Beta waren für ihre Verhältnisse sehr jung. Welch seltsame, ja erschütternde Vorstellung, sie müssten nun jahrzehntelang in einer genetischen Abstellkammer verharren und warten, bis sie ihren klinischen Beitrag zur Expansion der eigenen Spezies leisten durften!
    Ich machte eine entsprechende Bemerkung. Dllenahkh erklärte mir, das sei keine angemessene Sichtweise. Daraufhin hielt ich den Mund.
    Die Halle der Namen ist ein Ort mit vielen Facetten. Ins Auge fallen zunächst die Wände mit den Namen der tausend sterbenden Nationen, die hierherkamen oder -gebracht wurden. Doch auch das leise Summen tausend ausgestorbener Sprachen durchdringt den Raum, gelegentlich steigen einem die Weihrauch- oder Duftschwaden verschiedener halb vergessener Rituale in die Nase, und man glaubt, die klagenden Töne uralter Instrumente zu vernehmen, die heute niemand mehr zu bauen versteht. Die Halle ist gut dafür geeignet, sich Gedanken um die Zukunft einer ganzen Welt zu machen, aber ich finde sie auch ein wenig bedrückend.
    »Wie, glauben Sie, wird der Abgesandte sich äußern?«, fragte ich.
    Dllenahkh antwortete nicht. Vielleicht wusste er es nicht. Oder er wusste es, wollte es mir aber nicht verraten.
    »Lassen Sie uns essen gehen«, sagte ich.
    Danach kehrten wir zur gewohnten Routine zurück, das heißt, wir beschränkten uns ausschließlich auf Sachthemen. Ich wusste, dass die sadirischen Siedler den Kulturaustausch auch weiterhin fortsetzten, indem sie Städte und andere Provinzen besuchten und im Gegenzug Besuchergruppen empfingen. Sie wollten allen Ernstes erforschen, wie sich unterschiedliche Kulturen an die gesellschaftlichen Bedingungen auf Cygnus Beta angepasst hatten, sodass auch scheinbare Freizeitbeschäftigungen in irgendeiner Weise anthropologischen Studien dienten. Ich bohrte nicht weiter, und auch als der Sadiri-Abgesandte einige Monate später abermals zu Besuch kam, sprach ich Dllenahkh nicht darauf an.
    Gilda erwies sich dagegen als wertvolle Informationsquelle. Eines Tages rief sie mich, zu aufgeregt und ungeduldig , um die paar Meter zu meinem Büro zurückzulegen, an meinem Schreibtisch an. »Hast du schon das Neueste gehört? Ain steht unter Quarantäne. Nichts geht rein, nichts kommt raus.«
    Mein Interesse war geweckt. Ich ließ alles fallen und rückte dicht an meinen Monitor heran. »Was? Hat das Tribunal etwa schon ein Urteil gefällt?«
    Gilda wirkte für ihre Verhältnisse ungewöhnlich ernst. »Das Verfahren läuft noch, aber Ain ist bereits von der Außenwelt abgeschnitten.«
    »Das ist unmöglich«, erklärte
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