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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Lord
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gibt hier Sadiri-Siedlungen in rauen Mengen. Und – aber das behalten Sie bitte für sich – man könnte sagen, ich bin süchtig nach Sprachen. Alte Sprachen, neue Sprachen, Kunstsprachen – was auch immer, sie sind mein Hobby. Da ich bereits über rudimentäre Sadirischkenntnisse verfügte, war es unvermeidlich, dass man im Gesundheits- und Landwirtschaftsministerium auf mich verfiel, als man jemanden suchte, um die Beziehungen zu den Sadiri zu pflegen.
    Die Zusammenarbeit mit dem Vertreter der Gegenseite war ein reines Vergnügen. Kein leeres Geschwätz, keine verplemperte Zeit. Ich meldete mich in seinem Büro, er ging kurz das Programm mit mir durch, und schon waren wir mit einem Bodenfahrzeug auf Inspektionstour. Da sein Standardgalaktisch natürlich besser war als mein Sadirisch, hörte ich oft nur zu, wenn er mit den Siedlern redete, und hinterher fasste er das Gespräch für mich zusammen, sodass mir nichts entging. Ich erwartete nicht, dass sie Standard mit mir redeten. Wenn das eigene Volk nahezu ausgerottet wurde, ist die Sprache das Erste, woran man sich klammert, eine der wichtigsten Wurzeln der Identität.
    Eines Tages kam es auf der Rückfahrt zu seinem Büro zu einer sehr interessanten Unterhaltung. »Dllenahkh«, sagte ich zu ihm (die richtige Aussprache seines Namens hatte mich vor eine große Herausforderung gestellt, aber nachdem ich einen Zulu-Klicklaut und das schottische Ch integriert hatte, ging es), »verraten Sie mir doch, womit wir Ihnen langfristig helfen können. Wie soll I hre Kolonie denn aussehen? Falls es Ihr Ziel ist, möglichst viel von Sadira zu bewahren, können wir das nachvollziehen. Möchten Sie sadirische Pflanzen? Widerstandsfähige Kreuzungen mit der einheimischen Flora oder spezielle Treibhauszüchtungen in Biokuppeln? Wir können bei der galaktischen Samenbank alles anfordern, was Sie haben wollen, aber wir können uns auch auf Neu-Sadira erkundigen, welche neuen Arten man dort gerade entwickelt.«
    »Ich danke Ihnen, Zweite Biotechnikerin Delarua, aber vorerst haben wir genug damit zu tun, uns an die hiesige Umgebung zu gewöhnen und mit dem bereits Vorhandenen unsere Grundbedürfnisse zu decken. Nach Abschluss dieser ersten Phase werden wir uns eingehender mit unseren langfristigen Zielen beschäftigen.«
    Ich muss gestehen, dass ich Dllenahkh gerne reden hörte. Er hatte eine angenehm tiefe Stimme – ziemlich bedächtig und sehr deutlich. Eine Stimme so gründlich und professionell wie er selbst. Ich wünschte, ich hätte eine Stimme, die zu meinem Beruf passt. Angeblich krähe ich wie ein aufgeregter Gockel, sobald ich anfange, mich über meine Arbeit zu verbreiten.
    »Auf einem Gebiet können Sie uns allerdings behilflich sein«, fuhr Dllenahkh fort. »Unsere Gemeinschaft lebt verhältnismäßig abgeschottet, und man hat uns zu verstehen gegeben, es sei angemessen, die Gelegenheit zu nutzen und andere Kulturen auf Cygnus Beta kennenzulernen. Wir sollen Anteil nehmen. Uns mit der Bevölkerung … vermischen.« Das letzte Wort sagte er auf Standard, denn im Sadirischen gibt es keine Entsprechung, mit der die frivole Doppeldeutigkeit des Begriffs hätte vermittelt werden können.
    »Vermischen?«, wiederholte ich ungläubig.
    »Ja. Vermischen. Zwar gibt es noch viel zu tun, aber allmählich leiden wir unter einem Mangel an geistiger Anregung. Cygnus Beta genießt den Ruf, Nährboden für einige der vielschichtigsten und lebendigsten Kulturen der Galaxis zu sein. Solche Kulturen zu studieren wäre angemessen.«
    Ich sah ihn misstrauisch von der Seite an. Ich war schon damals lange genug mit den Sadiri zusammen gewesen, um die Erfahrung zu machen, dass sie immer dann das Wort »angemessen« verwenden, wenn sie unsereinem etwas verschweigen oder es sich selbst nicht eingestehen wollen. Und Dllenahkh hatte dieses Wort nun schon zum zweiten Mal gebraucht.
    Er erwiderte meinen Blick in gleicher Weise, seine Art von Humor, wie ich inzwischen gelernt hatte. »Und? Haben Sie irgendwelche Empfehlungen?«
    »Empfehlungen für Sadiri-Jünglinge, die mal um die Häuser ziehen wollen?« Ich zuckte die Achseln, lächelte verschmitzt und gestattete mir sogar ein Lachen. »Da lässt sich etwas finden.«
    Und ich wurde fündig. Das Kulturministerium betreut allerlei Programme, und ich bat jemanden dort, ein Paket zusammenzustellen, das sogar den Sadiri gefallen könnte. Aber Leute, vergesst nicht: Wir reden hier von Cygnus Beta . Gewiss, es gibt ein paar große und etliche kleinere
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