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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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nicht tun, Hordenführer…!«
    Nottr starrte ihn wortlos an.
    »Es ist keine Falle, mein Liebster. Ich darf mit dir gehen, wenn sie dafür ihn kriegen. Es ist nur gerecht, denn er ist es, der mich ihnen ausgeliefert hat.«
    »Nein!« rief der Skoppr erneut und wandte sich zur Flucht. »Ich werde nicht mit ihnen gehen…!«
    Urgat winkte den beiden Bogenschützen, die auf den Schamanen zustürzten und ihn festhielten.
    Er wehrte sich verzweifelt. »Sie sind die Finsternis! Du wirst mich nicht der Finsternis ausliefern! Du haßt die Finsternis! Ihr Geister, laßt nicht zu, daß er mich ihnen ausliefert! Urgat, bring ihn zur Vernunft…!«
    »Ja, ich hasse die Finsternis. Aber du hast ihr Olinga ausgeliefert. Weshalb sollte ich Mitleid mit dir haben, wenn ich sie dafür wieder haben kann?«
    Skoppr sank in die Knie. »Nottr«, sagte er beschwörend, »ja, es stimmt, ich habe, ihnen Olinga ausgeliefert. Aber es geschah nicht aus Furcht oder bösem Willen. Es war der einzige Ausweg. Wenn sie mich erst haben, wird niemand die Wahrheit erfahren. Weißt du nicht mehr, was ich dir gesagt habe… daß ich ihre Pläne wissen werde…? Du wirst mich noch so bitter brauchen, Hordenführer. Laß dir nicht deine Sinne verwirren von diesen Teufeln! Weißt du nicht, wie geschickt sie sind, die Dinge anders erscheinen zu lassen, als sie sind? Sie ist nicht Olinga! O, ihr Wintergötter, laßt ihn nicht so verblendet sein…!«
    Er hörte auf, sich im Griff der beiden Bogenschützen zu wehren, und sank zusammen.
    »Mein Nottr, hör nicht auf ihn. Du siehst, daß ich es bin, deine Chipaw. Habe ich dich je belogen? Aber er hat es getan. Und es ist auch nicht nur um meinetwillen, daß ich dich darum bitte, denn ich würde mein Schicksal ertragen, so schwer es auch ist, von dir getrennt zu sein, mein Nottr. Ich würde es erdulden, denn es ist nicht ohne Reiz, mit diesen Jagdgefährten durch die Wildländer zu ziehen. Sie sind wie die Krieger und Kriegerinnen der Lorvaner, mutig und kampfbereit…«
    »Sie sind Tiere«, unterbrach sie Urgat. »Keine Lorvaner!«
    »Vielleicht. Aber, mein Nottr, ich bin mit ihnen gezogen in Tagen und Nächten. Ich fürchte sie nicht mehr. Mein Schicksal ist nicht so schrecklich, daß du dafür deinen Schamanen opfern solltest. Aber nicht nur mein Schicksal ist es, über das du entscheiden mußt.«
    »Chipaw, ich werde…!« begann Nottr.
    »Nein, hör mich zu Ende an. Sie wollen Skoppr um jeden Preis. Wenn nicht anders, dann tot. Hast du dich umgesehen? Das Rudel ist groß genug, euch alle zu töten. Nur dich zu retten, hätte ich die Macht. Sie würden einen Gefährten dulden, den ich wähle… würden dich vielleicht sogar als einen der Ihrigen ansehen eines Tages. Aber deine Krieger würden sterben.«
    Nottr sah sich verzweifelt um. Kaum weniger als hundert Tiere saßen dicht gedrängt hinter der Hügelkuppe. Ja, Olinga hatte recht, es, wäre ihrer aller Tod, auch wenn sie die Hälfte dieses Rudels mit in den Tod nahmen.
    So sehr er es auch haßte, einen von ihnen diesen Bestien auszuliefern – gleich, ob sie nun Wölfe oder Kreaturen der Finsternis waren – so blieb ihm nun keine Wahl. Und ein Teil seines Ichs war froh darüber, daß keine Wahl blieb, denn sonst hätte er wählen müssen zwischen dem Stammesschamanen und seiner Liebe, und diese Wahl wäre unerträglich gewesen. Er hätte nicht die Selbstlosigkeit aufgebracht, seine Chipaw zu opfern, wie sehr dies auch im Sinn des Stammes gewesen wäre, und wieviel Ansehen es ihn auch gekostet hätte – vielleicht sogar die Führerschaft der Großen Horde.
    »Sie hat recht«, sagte Urgat. »Es wäre nicht recht, zu zögern. Frag sie, was geschehen soll!«
    »Ihr seid verblendet!« kreischte Skoppr. »Seht ihr nicht, daß es nur eine Falle ist. Sie ist nicht Olinga! Sie ist eine Ausgeburt der Finsternis!«
    »Er redet irre«, sagte Urgat.
    »Du zweifelst nicht an mir, mein Nottr, nicht wahr? Du weißt, daß ich deine Chipaw bin?«
    Sie streckte die Arme nach ihm aus und tat einen Schritt auf ihn zu. Doch als er ihr entgegeneilen wollte, kamen die Wölfe knurrend dazwischen und fletschten die Zähne.
    »Wie soll es geschehen, Chipaw?« fragte Nottr. Er war bereit für den Tausch und versuchte, Skopprs erbärmliche Furcht aus seinen Gedanken auszuschließen.
    »Gib ihm ein wenig des Pilzes, wie er es mit mir getan hat. Nur so wird er wirklich mit ihnen ziehen.«
    Nottr nickte und wandte sich an den am Boden kauernden Schamanen. »Tust du es selbst, oder
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