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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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müssen wir dich zwingen?«
    »Es ist ein schrecklicher Fehler, wenn du es tust. Niemand wird dich warnen können vor der Gefahr, die ich sehe. Du verschenkst deine stärkste Waffe an die Finsternis!«
    Nottr nickte erneut. »Ich weiß, Skoppr. Ich würde es nicht tun, wenn es nur mein Leben wäre. Ich würde hier mit dir kämpfen. Und Urgat würde es. Aber alle Krieger werden sterben…«
    »Sie werden dir nicht halb so gute Dienste leisten wie ich!«
    »Mag sein. Aber sie würden auch dich töten. Keiner von uns käme lebend aus diesem Kampf.«
    »So töte mich.«
    »Nein. Sie würden alle aus Rache töten…«
    »Siehst du nicht, daß der Tod besser ist, als…?«
    »Nein«, unterbrach ihn Nottr barsch. »So lange wir leben, bist auch du nicht verloren. Was ich für Olinga tun wollte, gilt auch für dich. Ich werde mit einem Heer zurückkehren, um dich zu holen. Und nun sei stark.«
    »Imrirrs Fluch über dich, Nottr!«
    Nottr nickte finster. »Willst du wie ein Weib winseln? Sollen wir dich binden, um mit dir zu tun, was sie verlangen?«
    Der Schamane versuchte erneut, sich aus dem Griff der Bogenschützen zu befreien. Als er sah, daß es vergeblich war, stieß er einen wilden Fluch gegen Nottr und Urgat aus.
    »Wenn ich das Zeichen gebe…«, begann Nottr drohend.
    »Du wirst es noch bereuen!« unterbrach ihn der Schamane mit giftiger Stimme. »Du wirst diesen Tag noch verfluchen, so wie ich dich verfluche. Ohne mich wird deine Große Horde nur ein verlorener Haufen sein. Bei Imrirr und Tasman und Gormir. Bis diese Schuld gesühnt ist. Sei verflucht, Nottr!«
    »Es ist entschieden«, sagte Nottr hilflos.
    Der Schamane starrte ihn haßerfüllt an. »So sag diesen Idioten, sie sollen mich loslassen!«
    Nottr zögerte, dann nickte er. »Laßt ihn los.«
    Als sie ihn freigaben, griff der Schamane in seinen Mantel und brachte einen Beutel zum Vorschein. Er öffnete ihn, während alle zusahen, und nahm ein wenig getrockneten Pilz heraus, den er zwischen die Lippen schob und schluckte.
    Es dauerte nicht lange, während er bitter auf Nottr und Urgat starrte, und er entspannte sich seufzend und sank auf die Knie. Als er aufsah, waren der Haß und die Bitterkeit aus seinen Zügen verschwunden.
    Wortlos setzte er sich auf die Wölfe zu in Bewegung.
    Da sprang Nottr in seinen Weg und hielt ihn zurück. Er sah Olinga auffordernd an.
    Sie nickte und schritt zwischen den zurückweichenden Wölfen hindurch auf Nottr und seine Gefährten zu. Als sie sie fast erreicht hatte, gab er auch Skoppr den Weg frei, und der Schamane schritt mitten in das Rudel der Wölfe hinein, das sich bald dicht um ihn drängte.
    Nottr beobachtete es stumm und verbittert – nicht des Fluches wegen, den er nicht fürchtete, sondern weil er in der Tat einen guten Mann verlor, den er in seiner Horde gebraucht hätte. Aber noch war nicht das letzte Wort gesprochen.
    Eine Gestalt löste sich aus dem Lager und rannte an Nottr vorbei auf die Wölfe zu, die ihn knurrend und zähnefletschend empfingen, aber durchließen.
    Es war Cahrn. Er erreichte den Schamanen und wich nicht von seiner Seite, während sich das Rudel in Bewegung setzte. Er blickte nicht zurück.
    Nottr schloß Olinga in die Arme. Sie war kalt, so kalt.
    »Laß uns gehen«, sagte sie.
    Als sie ins Lager zurückkehrten, war die Freude groß, Olinga wieder zurückzuhaben. Aber der Preis ließ keinen der Krieger fröhlich lachen. Der Fluch des Schamanen lastete schwer auf ihren abergläubischen Herzen.
    Sie alle beseelte nun nur noch ein Gedanke: die Sicherheit des Hauptlagers zu erreichen.
    Olinga blieb schweigsam während des Marsches. Sie antwortete kaum auf Nottrs Fragen. Sie fragte nicht ein einziges Mal nach ihrem Kind.
    Gegen Abend wurde ihr Verhalten seltsam. Mehrmals versuchte sie die Kolonne zu verlassen, und als die Krieger sie zurückholten, war in ihren Augen ein wilder Glanz, der nicht menschlich war.
    Und ein Grollen kam aus ihrer Kehle, und sie schnappte nach einem der Männer.
    In der Abenddämmerung, bevor die Krieger einen Lagerplatz gefunden hatten, brach sie ein letztesmal aus.
    Nottr hastete hinter ihr her, und sein Herz war voll Furcht, daß er sie wieder verlieren könnte.
    Sie entglitt seinen Händen und floh mit raubtierhafter Behendigkeit über einen Hügel.
    Nottr hastete stolpernd im Schnee hinterher und hörte das Keuchen der Krieger hinter sich, die ihm zu Hilfe kamen.
    Doch als er die Kuppe des Hügels erreichte, sah er dahinter, wo die Spuren Olingas verliefen,
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