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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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warst einst eine Tempeldienerin. So weißt du viel von den Mysterien der Geister und Götter. Willst du nicht an meiner Seite bleiben? Sicher verstehst du dich auch in der Kunst des Heilens und der heilenden Kräfte der Pflanzen und Gebete?«
    »Ja, Herr, darüber habe ich bei tainnianischen und dandamarischen Priestern gelernt. Ja, ich würde gern bei Euch bleiben und von Euch lernen. Ich wäre verloren unter diesen wilden Kriegern. Ich weiß nichts von diesem Cahrn, dessen Körper ich…« Sie brach ab und fügte stockend hinzu. »Wird dieser Cahrn wieder zurückholen, was ihm gehört?«
    »Vielleicht. Aber hab keine Furcht. Ich habe dich einmal geweckt. Ich kann es wieder. Gemeinsam werden wir es ihm wieder entreißen. Denn mit dir werde ich Großes vollbringen. Du bist Mann und Frau in einem. Die Geister werden dir die Geheimnisse des Lebens enthüllen.«
    Urgats Krieger marschierten verschlossen und angespannt. Die Worte des Schamanen am Abend zuvor hatten ihre unbestimmte Furcht vor dem, was in ihnen stecken mochte, nur genährt. Sie wußten noch nicht, was mit Cahrn geschehen war, denn sowohl Cahrn, als auch der Schamane hüllten sich in Schweigen, aber sie sahen, daß er sich verändert hatte, und beobachteten ihn mißtrauisch. Der Gedanke, daß etwas über sie Gewalt erlangen könnte, erfüllte die meisten mit Schrecken. So wagten sie sich auch nicht an den Opis-Trank, dem Nottr und seine Gefährten reichlich zusprachen. Sie saßen mürrisch am Feuer, und jeder hing seinen eigenen Ängsten nach, bis sie der Schlaf schließlich übermannte.
    Nur Urgat selbst ertrug es gelassener. Er setzte sich nach einer Weile zu Nottr und griff nach dem Becher. Er grinste. »Wenn es stimmt, was dein Schamane sagt, dann stecken keine Dämonen in uns… nur Menschen, die weniger Glück hatten als wir. Lorvaner zudem in der Hauptsache, wer würde sonst in diese Öde kommen… an den Rand der Welt?«
    »Es ist nicht der Rand der Welt«, entgegnete Nottr. Er bewunderte Urgats Einstellung. Er war froh, daß ihr Streit beendet war und daß Urgat es so freundschaftlich akzeptierte. Er würde Männer wie Urgat brauchen, die die Weisheit der Führerschaft besaßen, und gewillt waren, sie in den Dienst eines anderen zu stellen; Männer auch, deren Vernunft die Furcht überwog. »Es muß Länder jenseits geben. Es gibt einen Paß, durch den das Heer gekommen ist, das wir verschwinden sahen. Eines Tages werden wir uns diese Welt ansehen.«
    Urgat nickte. »Du hast diesen Tempel mit wachen Augen gesehen. Du hast Oannon getötet. Ist er wie dieser Drudin, von dem du erzählt hast? Ist er wie die Priester der Caer, gegen die du seit Monden die Schamanen und die Stammesoberhäupter aufwiegelst? Sind seine Kräfte auch die der Finsternis, die über die westlichen Länder kommt?«
    Nottr nickte. »Ja, das war er.«
    Urgat nickte ebenfalls und trank erneut. »Wir in den Wildländern hatten Glück bisher, daß so wenige mit der Finsternis in Berührung kamen. Aber es ist auch nicht gut, wenn so wenige wissen, wie sie ist. Ich verstehe jetzt, was dich bewegt, wenn du an die Große Horde denkst.«
    Als ihn Nottr überrascht anstarrte, lehnte er sich zurück und schob den zusammengerollten Umhang unter den Kopf. Er grinste. »Schade, daß unsere Opisvorräte zur Neige gehen. Ich werde mir die kärglichen Annehmlichkeiten des langen Winters nicht durch Furcht vergällen lassen. Aber wenn dir morgen aus dieser Visage ein anderer entgegengrinst, der vielleicht nicht einmal weiß, wer Urgat ist, dann ist es für dich auch kein Tausch zum Schlechteren. Ich bin sicher, er haßt die Finsternis genau so sehr wie ich.«
*
    In der Nacht kam der Traum wieder.
    Er sah das Wolfsrudel, das sich um den Gesprenkelten scharte. Diesmal war Nottr sicher, daß es nicht Hark war. Dieser Wolf war irgendwie anders.
    Dann sah er die Augen, und diesmal wußte er, wessen Augen es waren.
    »Chipaws!«
    Einige der Krieger wurden wach, als sie Nottr rufen hörten und legten sich fluchend oder grinsend wieder zurück. Sie kannten Nottrs Kosenamen für seine Gefährtin.
    Durch den unwillkürlich, vom Traum ausgelösten, Ruf wurde er aber auch selbst wach. Er war von einer unbestimmten Furcht erfüllt.
    Es war nicht nur ein Traum gewesen. Es war ein Zeichen. Er fühlte, daß sich Olinga in Gefahr befand. So drängend war dieses Gefühl, daß er aufstand und den Schamanen weckte.
    Er erzählte ihm den Traum.
    »Ich habe ihn zum zweitenmal, und ich habe Furcht. Was bedeutet
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