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Die Bank im Park

Die Bank im Park

Titel: Die Bank im Park
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß ich dich hier sehe?«
    Die Dauphine ging nicht lange um den heißen Brei herum, sondern antwortete: »Ich möchte wissen, was los ist. Die Nacht schon war voller Unruhe, und nun sah ich die ganze Stadt praktisch in der Hand der Truppen. Niemand weiht mich in die Ereignisse ein. Ist mein Herr Gemahl willens das zu tun?«
    »Ja«, nickte Ludwig nach kurzem Zögern, trug einen Stuhl zu Margaret, küßte ihr die Hand und bat sie, sich zu setzen. »Du kommst im ernstesten Moment des Landes. Unser aller Schicksal hing an einem seidenen Faden.«
    »Mon Dieu!« stieß die Dauphine erschrocken hervor.
    »Der König, ich, du – wir sollten ohne Erbarmen ermordet werden.«
    »Ich auch?« entsetzte sich spontan die Dauphine, die für ihren gesunden Selbsterhaltungstrieb bekannt war.
    »Wir alle.«
    »Von wem? Nenne mir die Ruchlosen!«
    »Einige bewegten sich in deiner nächsten Nähe.«
    »Wer?«
    »Zum Beispiel der Comte de Buron …«
    »Nein!« schrie die Dauphine.
    »Der Polizeipräfekt von Paris …«
    »Nein!« schrie die Dauphine noch lauter.
    »Von den beiden stellt sich sogar mehr und mehr heraus, daß sie als die sogenannten treibenden Kräfte eines ganzen blutigen Aufstandes, der geplant war, angesehen werden müssen.«
    Die Dauphine war immer noch fassungslos.
    »Ich … ich kann das nicht glauben«, stammelte sie entsetzt.
    »Deine Vernichtung erschien ihnen im besonderen Maße erstrebenswert und …« Der Dauphin machte eine kleine Pause. »… vergnüglich.«
    Die Augen der Dauphine begannen zu glühen.
    »Du wirst sie entsprechend bestrafen«, sagte sie. »Laß sie zu Tode foltern. Ich würde gerne zusehen. Ich möchte sie in ihrer Qual schreien hören.«
    »Buron kann nicht mehr schreien.«
    »Warum nicht?«
    »Er wurde schon getötet. Man hat ihn erdolcht, ehe die Garde seiner habhaft werden konnte.«
    »Schade. Und der Präfekt?«
    »Bei dem wird es dir möglich sein, ihn wimmern zu hören. Sobald wir ihn haben, bekommen die Folterknechte zu tun«, sagte der Dauphin haßerfüllt.
    »Sobald ihr ihn habt?« Die Stimme der Dauphine klang abgrundtief enttäuscht. »Habt ihr ihn denn noch nicht?«
    »Es gelang ihm, zu entwischen. Aber keine Sorge, meine Liebe, wir kriegen ihn, wir finden das Loch, in das er sich verkrochen hat. Die ganze Stadt ist so abgeriegelt, daß keine Maus aus ihr herausschlüpfen kann. General Dubois leitet die Fahndung. Er hat mir geschworen, den Hochverräter zu finden, und wenn er das letzte Haus von Paris durchsuchen lassen muß.«
    »Hoffentlich verspricht er nicht zuviel.«
    »Das glaube ich nicht. Dubois ist dafür bekannt, daß er seinen Männern keinen Augenblick Ruhe gönnt, bis sein Ziel erreicht ist, und wenn's die Sterne sind, die er für sein Königshaus vom Himmel holen will. So hat er selbst einmal gesagt.«
    »Er ist also doch einer von denen«, meinte die Dauphine mit skeptischer Miene, »die zuviel verheißen.«
    »Der Präfekt wird ihm nicht entgehen, verlaß dich nur darauf.«
    »Und was geschieht mit den anderen? Du hast von einem ganzen Aufstand gesprochen, der geplant war. Dazu gehören viele.«
    »Jeden wird die Strafe treffen.«
    »Welche Strafe? Die gleiche wie die für den Präfekten?«
    Der Dauphin schwieg unschlüssig.
    »Du kannst sie nicht alle zu Tode foltern lassen«, sagte daraufhin rasch die Dauphine, die sich nun doch wieder daran erinnerte, daß sie eine Frau war.
    »Warum nicht?«
    »Weil du nicht in die Geschichte eingehen sollst als Ludwig der Grausame.«
    Überrascht blickte der Dauphin seine Gemahlin an, nickte dann und sagte lächelnd: »Du denkst also eher an einen Gnadenakt, an eine große Amnestie?«
    »Ja«, antwortete auch lächelnd die Dauphine.
    »Das wird aber nicht genügen, meine Liebe. Es muß auch der Boden verändert werden, auf dem die Rebellion gedeihen konnte. Der aufrührerische Gedanke hat, soviel war schon festzustellen, Anklang beim Volk gefunden. Haß gegen den König und mich und dich hegten nicht nur Buron und der Präfekt, wenn auch aus anderen Gründen. Und dem will ich nachgeben. Es muß Grund zum Klagen gegeben haben. Abhilfe zu schaffen, wird mein Ziel sein. Ich will über mein Volk herrschen, ja, einst als König – aber nicht, indem ich Tyrannei ausübe. Meine Regentschaft soll eine der Achtung sein, die mir vom Volk entgegengebracht wird. Um dieses Ziel zu erreichen, muß ich noch einiges tun, scheint mir. Aber ich bin fest dazu entschlossen.«
    Der Dauphin ging an seinen alten Platz am Fenster zurück und
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