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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs
Autoren: Tania Douglas
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schreiben wir nicht mehr rein, da haben wir schlechte Erfahrungen mit gemacht.» Sie zitierte:
     «‹Leichte Hilfsarbeiten und Reinigung medizinischer Gerätschaften, für die keine spezielle Fertigkeiten erforderlich sind.›
     Das klingt eindeutig besser, nicht wahr? Ich gebe ja zu, eine Windel als medizinische Gerätschaft zu bezeichnen, ist vielleicht
     ein wenig an den Haaren herbeigezogen, aber   …» Sie trat dicht an den jungen Mann heran. «Was ist mit dir? Ist dir nicht gut?»
    Der Jüngling presste die Hand auf den Mund. Dann riss er die Tür auf und verschwand im Laufschritt.
    Ein Lächeln breitete sich auf Marie-Provences Lippen aus.
     
    Kurz darauf hatte Marie-Provence den Korb und ihr ausgeliehenes Kleid wieder zurückgebracht und die Fenster zum Lüften aufgemacht.
     Sie sah sich um. Das mittelgroße Zimmer hätte hell sein können ohne die Papierberge, die sich überall türmten, oder wenn man
     eine andere Farbe |28| als dieses abscheuliche Grünbraun für die Wände gewählt hätte.
    Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger über das kleine Stück der Tischplatte, das nicht von Papieren, Gläsern oder eigenartigen Instrumenten
     bedeckt war, und pustete auf ihre Fingerspitze, um sie von der aufgesammelten Staubschicht zu befreien. Nach einem genaueren
     Blick auf die Schriftstücke erkannte sie, dass die meisten Krankenberichte waren. Dazwischen eingeklemmt lagen Anweisungen
     der Behörden, Briefe, ausgeschnittene Zeitungsartikel und wissenschaftliche Reporte. Das Durcheinander war vollkommen. Kaum
     vorstellbar, dass der Arzt hier noch einen Überblick hatte. Voller Tatendrang beugte sie sich über den Tisch.
     
    «Was machen Sie da?»
    Marie-Provence sah ruhig zu dem Arzt auf, der entgeistert in der Tür stand. «Aufräumen.»
    Der Arzt trat näher. Er fuhr sich durch die Haare. «Ich denke, Sie sind längst wieder zu Hause! Und wo ist der junge Mann,
     der hier auf mich warten sollte?»
    «Ich weiß es nicht. Ich sah ihn nur weglaufen», antwortete Marie-Provence wahrheitsgetreu. «Und da er nicht aussah, als wolle
     er jemals wiederkommen, habe ich gedacht, ich bleibe noch ein wenig. Wie geht es César?»
    «Gut. Besser.» Der Arzt hob beschwörend die Hände. «Nein, lassen Sie die Papiere liegen, um Himmels willen!», rief er. «Noch
     mehr Durcheinander kann ich wirklich nicht gebrauchen!»
    «Aber docteur», sagte Marie-Provence begütigend, «jeder, der diesen Raum betritt, erkennt doch gleich, dass Sie eher jemanden
     brauchen, der hier Ordnung schafft, als jemanden, der Ihre Tasche packt oder Ihre Instrumente säubert.» Sie betrachtete stirnrunzelnd
     einen Brief. «Möchten Sie Ihre Korrespondenz eigentlich nach Datum oder nach Absender geordnet haben? Diese Stapel hier habe
     ich inhaltlich sortiert. Es ist erst ein Anfang, aber in einer Woche müsste ich einen Überblick gewonnen haben.»
    |29| Der Arzt warf einen Blick auf die Stapel. «Sie können lesen?», fragte er verblüfft. Er kratzte sich den Schädel. «Wie heißen
     Sie eigentlich?»
    «Marie-Provence», antwortete Marie-Provence unüberlegt. Sie biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Lippen, um nicht auch
     noch ihren Familiennamen preiszugeben. «Duchesne. Marie-Provence Duchesne», wiederholte sie.
    «Ein ungewöhnlicher Vorname. Stammen Sie aus der Provence?»
    «Meine Mutter», nickte Marie-Provence. Sie bemühte sich um eine feste Stimme, als sie antwortete: «Sie sagte mir einmal, sie
     habe mich so genannt, um sich täglich vor Augen zu führen, was für ein kostbares Geschenk sie im Tausch für ihre Heimat bekommen
     habe.»
    «Und Sie sind bereit, zusätzlich zur Arbeit einer Assistentin die eines Sekretärs zu machen, für denselben Lohn?», fragte
     der Arzt.
    Triumph wallte in ihr auf. «O ja, das bin ich.»
    ***
    «Mein Gott, du warst den ganzen Tag fort! Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht!» Wenige Stunden später winkte Rosanne
     Marie-Provence in die Küche des Restaurants, das sie und ihr Mann Georges in dem alten Gotteshaus von Sartrouville eingerichtet
     hatten. «Komm rein und setz dich einen Augenblick.»
    «Was ist mit deinem Mann?», fragte Marie-Provence und spähte über die Schulter ihrer Freundin.
    «Georges ist nicht da. Er ist bei einem Schildermacher, ein neues Aushängeschild abholen.»
    «Ein neues? Schon wieder? Was ist denn mit dem jetzigen nicht in Ordnung?»
    Rosanne verzog das Gesicht. «Er will das Restaurant von
Marat, Freund des Volkes
, in
Robespierre, Licht der
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